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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Antwort veranlaßte mich, ein bißchen lauter zu sprechen, so daß es jeder hören konnte.
    »Warum eigentlich nicht?«
    »Weil sich das eben nicht gehört. Das kann man in einem Lokal machen, in dem normale Arbeiter verkehren, aber nicht hier.«
    »Aber ich mache es trotzdem, denn es interessiert mich einen Scheißdreck, was für ein Lokal das ist und was für Vollidioten hier herumlaufen.«
    Auf einmal spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Schienbein, denn Salem, der mir gegenüber saß, hatte mich getreten. Die ganzen Leute schauten immer noch zu uns rüber, und ich überlegte mir, ob ich ihnen nicht ein paar Grimassen schneiden sollte. Aber das ließ ich lieber bleiben, denn ich wollte keinen Aufstand provozieren. Nur weil ich nicht getuschelt hatte, wie einer dieser feinen Hosenkacker, glotzten sie mich an. Also sagte ich zu Nathalie leise, aber nicht zu leise:
    »Also gut, Liebling. Man winkt dem Kellner nicht und schreit auch nicht nach ihm.«
    Sie grinste und kniff mir in den Schenkel. Die Leute hatten sich wieder beruhigt. Ab und zu stierte noch einer an unseren Tisch rüber, aber das irritierte mich nicht. Der Kellner kam und schaute mich an, als wenn ich etwas Besonderes wäre, und so fragte ich ihn:
    »Habe ich Ihnen etwas getan, daß Sie mich so komisch anschauen?«
    »Nein.«
    Der Kellner nahm die Bestellung auf und verschwand wieder.
    Nathalie flüsterte mir auf einmal in mein Ohr:
    »Ich habe dich lieb. Du bist so anders als die Leute, die ich kenne.«
    Ich war nicht anders als andere, und von meiner Sorte gab es Millionen auf der Welt. Sie hätte sich nur einmal in anderen Kreisen umsehen müssen. Aber das konnte ich ihr nicht sagen, und so gab ich ihr nur einen Kuß auf die Nasenspitze und zwinkerte ihr zu.
    Da wir ziemlich früh zu Abend gegessen hatten, spürte ich, wie mein Magen knurrte und ich Kohldampf kriegte. Den anderen ging es nicht besser, und so beschlossen wir, irgendwo hinzufahren und uns etwas hinter die Kiemen zu schieben. Also bezahlten wir unsere Rechnung, um ein Lokal suchen, das uns noch etwas zu essen machen würde. Auf einmal fiel mir Rene ein, der aber seinen Laden in Nice hatte. Also machte ich den Vorschlag, nach Nice zu fahren, und da Cristine wußte, wo Renes Lokal war, und ich ihnen das Maul wäßrig gemacht hatte, fuhren wir nach Nice zurück. Als wir vor dem Lokal ausstiegen, schaute Nathalie ein wenig komisch, da wir vor einem alten Haus stehen blieben, das bloß von einem kleinen Transparent beleuchtet wurde. Aber als wir alle im Lokal standen, meinten sie, daß es wunderbar sei. Rene stand hinter der Theke, und als er mich sah, erkannte er mich sofort wieder.
    Er kam auf mich zu und begrüßte mich, als wenn er mich schon jahrelang kannte. Ich machte die anderen mit ihm bekannt und fragte ihn, ob er uns noch etwas zu Essen machen könne. Da er uns noch etwas machen lassen wollte, führte er uns zu einem Tisch.
    Bis in die Nacht hinein saßen wir noch bei Rene und unterhielten uns. Ich trank nicht viel Alkohol, da ich mich dort richtig wohl fühlte und nicht wieder mit einem kleinen Rausch ins Bett wollte. An diesem Abend lernte ich noch Renes Frau kennen, die eine Spanierin war. Sie arbeitete ab und zu in der Küche, da sie gerne kochte. Nathalie und ich, sowie Salem und Cristine, saßen ganz eng nebeneinander. Das mußte Rene irgendwie irritiert haben, der auch bei uns am Tisch saß, denn er sprang auf einmal auf, ging aus dem Lokal und kam ein paar Minuten später mit Ines, seiner Frau, zurück.
    Ines sah für ihr Alter sehr gut aus, und ich freute mich, daß wir eine gemütliche Runde waren und aus diesem Abend doch noch etwas Gutes geworden war. Rene war ganz stolz, daß er mir seine Frau vorstellen konnte. Erst gegen Morgen brachen wir auf.
    Salem fuhr mich und Nathalie ins Hotel, und er schlief wieder bei Cristine. Mir fiel auf, daß beide, Salem und Cristine, unsterblich ineinander verliebt waren. Man sah es ihnen schon aus weiter Entfernung an.
12
    Drei volle Tage verbrachten wir in Nice. Wir fuhren in der Landschaft herum und schauten uns ein paar Orte an, die in der Umgebung waren. Immer wenn ich auf einem Berg oder einer Erhebung stand und mir das Panorama betrachtete, war ich begeistert.
    Nach diesen drei Tagen fuhren Nathalie und ich wieder ab.
    Salem hingegen wollte noch bei Cristine bleiben, denn ihn hatte es erwischt. Einmal sagte er mir, daß er sie sogar heiraten wolle. Ich freute mich für ihn, denn er war wie verwandelt.
    Nun konnte er

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