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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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hier nicht?«
    »Nein, das ist mir alles zuwider hier. In solch einem Laden fühle ich mich einfach nicht wohl.«
    »Was soll denn das heißen?«
    »Ganz einfach. Ich kann das Volk hier nicht ausstehen.«
    Sie verstand mich zwar nicht, aber nickte. Sie meinte wahrscheinlich, daß ich etwas gegen die Disco hätte oder gegen die Leute, die drinnen saßen. Sie wußte aber nicht, daß ich gegen alles und alle einen Groll schob. Ich sagte es ihr aber nicht, da sie mich sowieso nicht verstanden hätte, und wenn man es genauer betrachtete, war sie selber eine von diesen Reichen, da ihre Eltern auch eine Menge Geld hatten. Einmal mußte ich ihr sagen, daß ich nicht einer von diesen Bonzen bin, und dann würde sich herausstellen, was sie für eine war. Sollte sie nichts dagegen haben, daß ich kein Reicher war, dann ist sie anders als die anderen. Hätte sie aber etwas dagegen, dann war sie keinen Heller besser als die anderen Bonzen.
    Ungefähr zwei Stunden hielt ich es in dem Laden aus. Dann sagte ich zu Salem und Nathalie:
    »Ich muß mal an die frische Luft, denn mir ist schlecht.«
    Salem und Cristine nickten nur, und Nathalie meinte:
    »Ich gehe mit dir raus, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Also gut, komm mit.«
    Ich nahm sie an der Hand und ging mit ihr aus der Disco. Auf der Straße lief ich einfach drauflos. Wohin, das wußte ich nicht, denn ich wollte einfach weg von diesen Idioten, da ich sie nicht mehr sehen konnte. Als wir eine Viertelstunde gelaufen waren, sagte auf einmal Nathalie zu mir:
    »Fritz, was ist los mit dir? Es macht mich ganz krank, nicht zu wissen, was in dir vorgeht.«
    Ich dachte mir, daß sie das vielleicht ernst meinte und mich liebte. Aber ich konnte ihr nicht sagen, daß ich dieses ganze Milieu verabscheute und ich lieber ein ganz einfacher Bürger wäre, der für jemanden sorgen und arbeiten wollte, der eine Familie und eine Frau haben wollte, die er liebte und die ihn liebte, und die er nicht wieder nach ein paar Wochen verlieren wollte. Also sagte ich zu ihr:
    »Es ist alles in Ordnung. Mir gefiel die Disco nicht, und schlecht ist es mir auch ein wenig.«
    »Das glaube ich dir nicht. Dann hättest du schon früher etwas gesagt und wärst an die frische Luft gegangen und hättest nicht die ganze Zeit dort gesessen. Ich habe schon von Anfang an gemerkt, daß mit dir etwas nicht stimmte.«
    »Also gut. Mir ist nicht schlecht, aber ich möchte dir nicht sagen, was mit mir los ist.«
    »Das ist okay, denn das glaube ich dir. Und ich respektiere deine Antwort. Aber wenn du mir etwas erzählen willst, was nicht stimmt, und ich merke es, dann bohre ich eben weiter, bis ich es weiß.«
    Ich nahm sie in den Arm und küßte sie liebevoll. Sie klammerte sich an mich, als wenn ich ihr gesagt hätte, daß ich sie verlassen würde.
    Dann legte ich meinen Arm um ihre Hüfte und schlenderte mit ihr weiter durch die nachtschwarzen Straßen. Da sie mich ab und zu anschaute, als wenn sie sich vergewissern wollte, ob bei mir alles in Ordnung sei, sagte ich zu ihr:
    »Es ist alles okay, Liebling. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Und die Sache, die ich dir nicht erzählen will, ist auch nicht schlimm.«
    Sie blieb auf einmal stehen, gab mir einen Kuß auf die Wange, schaute mir in die Augen und ging dann weiter. Wir schlenderten zur Disco zurück. Salem und Cristine saßen händchenhaltend am Tisch und unterhielten sich. Ich mußte grinsen, denn ich hatte Salem noch nie so gesehen. Diesmal nahm ich mir vor, mich so zu verhalten, wie ich mich immer verhielt, wenn ich in einer Disco war. Ob der Schuppen nun einer für feine Pinkel war oder nicht, interessierte mich keinen Deut mehr.
    Ich hob den Arm hoch und rief nach dem Kellner, der an der Theke herumlümmelte und nicht wußte, was er tun sollte. Der drehte sich um und schaute, wer nach ihm gerufen hatte. Als er mich mit erhobenem Arm sah, rief ich ihm zu, daß er an unseren Tisch kommen sollte. Alle Leute, die im Laden saßen, drehten sich um und schauten mich an, als wenn ich soeben eines der schwersten Verbrechen begangen hätte, das es überhaupt gibt. Normalerweise wartete man in so einem feinen Bumslokal darauf, daß der Kellner an den Tisch kam, oder man gab ihm ein dezentes Zeichen. Nathalie und Cristine schauten mich auf einmal genauso dumm an wie die anderen Gäste, und ich fragte Nathalie:
    »Was ist denn los, warum schaust du mich so komisch an?«
    »Na, weil man das nicht macht, nach dem Kellner schreien und ihm zuwinken.«
    Diese

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