Auch Du stirbst einsamer Wolf
meint man, es sei die normalste Sache der Welt. Anders war es, wenn ich betrunken war, denn dann hatte ich gar keine Angst, etwas Ungesetzliches zu tun, da man sich nicht überlegt, was man macht. Da dachte ich meistens: Alles Scheiße, so wie bei dem Einbruch in das Café, der der Anfang meiner Verbrecherkarriere war.
Aber nun war es für mich etwas anderes, denn ich mußte klauen und betrügen, weil ich nicht betteln und nicht verrecken wollte wie ein reudiger Hund. Aber dennoch hatte ich einen Grundsatz bei der ganzen Sache, nämlich, daß ich nie einen Armen beklauen würde, sondern nur die Reichen, denn sie haben es verdient und sind meiner Meinung nach da, um beklaut zu werden. Sie beklauen nämlich die Armen, und so haben sie es sogar verdient, Tag und Nacht beklaut zu werden.
Das »Big-Ben« ist eine ganz normale Discothek, die nicht schlecht ist, aber auch keine für diese eingebildeten Pinkel.
Als ich dort ankam und mich in der Disco umschaute, wartete Nathalie schon auf mich. Sie saß an einem Tisch und winkte mir zu, als sie mich sah. Ich setzte mich zu ihr und bestellte mir etwas zu trinken. Eigentlich hatte ich keine große Lust, mich in einer Discothek zu unterhalten. Da Nathalie und ich nebeneinander saßen, blieb es nicht aus, daß wir miteinander schmusten. Ich wollte mir ihr alleine sein und mich ein wenig mit ihr unterhalten, und deshalb fragte ich sie:
»Weißt du keinen Platz, an dem wir alleine sein und uns ein bißchen unterhalten können?«
»Doch, bei mir im Appartement.«
»Was, du hast ein Appartement hier in Cassis und wohnst nicht bei den Eltern?«
»Nein, ich wohne alleine, das habe ich vergessen, dir zu sagen.«
»Dann können wir zu dir gehen?«
»Aber da werde ich mich nicht mit dir unterhalten.«
»Was willst du denn sonst machen?« fragte ich sie mit einem verschmitzten Lächeln.
»Dich vernaschen und sexuell mißbrauchen.«
»Das stelle ich mir ganz amüsant vor. Also laß uns bezahlen und zu dir fahren.«
Ich stand auf, nahm sie an der Hand, zog sie hinter mir her, drückte dem Kellner einen Schein in die Hand und machte, daß wir aus der Disco kamen. Da Nathalie sich in Cassis auskannte und sie mir nicht den Weg erklären mußte, ließ ich sie ans Steuer.
Ich hatte angenommen, daß ihr Appartement außerhalb von Cassis läge, aber ich hatte mich geirrt, da wir in wenigen Minuten schon wieder Halt machten. Nathalie wohnte in der vierten Etage eines Appartementhauses. Ich konnte mir schon vorstellen, wie ihre Wohnung aussah, und so war es auch. Das Appartement war zwar nicht so luxuriös eingerichtet wie die Wohnung von Denise, aber man konnte sehen, daß sie Geld hatte. Mir sollte es mittlerweile egal sein, dachte ich mir, denn ich brauchte nur jemanden, der in meiner Nähe war. Wir setzten uns ins Wohnzimmer und genehmigten uns einen Drink. Dort machten wir ein wenig Spaß und unterhielten uns.
Als es später wurde, zogen wir uns auf das Bett im Schlafzimmer zurück und unterhielten uns auf eine andere Weise. Sie schien mich wirklich sexuell mißbrauchen zu wollen, denn sie…
Ich blieb die ganze Nacht bei ihr, und es tat mir gut, zu wissen, daß sie bei mir war.
Am Morgen frühstückten wir miteinander, und ich fuhr später wieder nach Marseille zurück. Ich mußte ihr versprechen, daß ich sie, sobald ich wieder Zeit hatte, anrufen oder zu ihr kommen würde.
In Marseille hatte ich mein altes Problem wieder am Hals, nämlich, wie ich an einen neuen Partner herankommen würde.
Den ganzen Tag lungerte ich in den Straßen von Marseille herum, in der Hoffnung, daß sich eine Gelegenheit für eine Bekanntschaft mit einem dieser Clochard ergäbe. Aber sie ergab sich nicht, und ich sah schon, wie ich meine nächtlichen Streifzüge alleine machen würde, was ein Ding der Unmöglichkeit war.
Den Abend verbrachte ich immer in Cassis bei Nathalie.
Morgens fuhr ich dann wieder nach Marseille zurück. Tagsüber trieb ich mich in den Straßen von Marseille herum, was ich volle vier Tage machte. Die Hoffnung, einen Partner für meine Geschäfte zu finden, hatte ich schon aufgegeben.
Am fünften Tag, als ich morgens von Cassis kam, kaufte ich mir an einem Kiosk eine deutsche Tageszeitung und setzte mich in ein schäbiges Café am Hafen. Dort bestellte ich mir eine Tasse Mocca und fing an, die Zeitung zu studieren, da ich wissen wollte, was eigentlich in Deutschland so alles passierte.
Ich las gerade die politische Seite durch, als sich jemand an meinen Tisch
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