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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Ameisen,
und die Rotkehlchen tun’s und die Löwen.
Und die ängstlichen Häschen tun’s
und die frechen Spatzen.
Und der Goldfisch im Bassin tut’s,
und der Haifisch im großen Meer:
Es ist so einfach, zu lieben...
Und du glaubst, du könntest es nicht?«
    Es war nicht wahr gewesen, was ich Mary-Ann gesagt hatte: ich hatte in Wirklichkeit gar nichts vor! Ich wußte nicht, was ich hätte tun sollen, und ich hatte das Gefühl, es müsse erst wieder irgend etwas geschehen, ehe ich etwas tun konnte.
    Ich fuhr durch die Straßen, ohne genau zu wissen, weshalb und wohin, und erst, als ich vor Junes Haus stand, merkte ich, wo ich war.
    Heute war wieder der alte Portier da, der mich kannte. Er sagte mir, Miss Tresker sei nicht da, ob er ihr etwas ausrichten solle?
    Ich gab ihm eine Zigarette und fuhr weiter.
    Es war einer der heißesten Tage dieses Jahres, und ich hatte Durst. Ich hielt vor einem Lokal und — fuhr weiter. Ann mochte keine Säufer.
    Ich fuhr auch noch am zweiten und am dritten Lokal vorbei, aber am vierten war ich bis oben hin voll Rebellion. Ich hielt, setzte mich an die Bar und zischte zwei Whiskys hintereinander hinunter. Nie im Leben brauchte sich ein Kerl wie ich Hoffnungen zu machen, ein Mädel wie Mary-Ann zu bekommen!
    Plötzlich fiel mir ein, ich könne Mrs. Rogers noch einmal aufsuchen. Womöglich konnte ich doch, wenn ich gründlich suchte, etwas in den Papieren ihres Mannes entdecken, was mir weiterhalf.
    Bienen tun’s — Mäuschen tun’s, Rotkehlchen tun’s — Krokodile tun’s auch — ah ja! — aber alle müssen dabei nicht soviel denken wie ich!

    Ich fuhr auf dem kürzesten Weg in die Idaho Avenue zu Mrs. Rogers.
    Da ich kein Aufsehen erregen wollte, ließ ich meinen Wagen vorher stehen und ging das letzte Stück zu Fuß.
    Diesmal standen acht Kinder vor Rogers’ Haus im Kreise auf dem Rasen. Ein Knirps von höchstens vier Jahren rannte mit verbundenen Augen und laut brüllend in dem Kreise hin und her und versuchte, eins der anderen Kinder zu fangen, das dann jedesmal unter großem Geschrei aller Beteiligten vor ihm auswich. Der große schwarze Hund nahm das Spiel genauso ernst wie die Kinder, die sich nicht im geringsten stören ließen, als ich stehenblieb und zuschaute.
    Olivia aber erkannte mich sofort. Sie kam zu mir gelaufen und schaute mich erstaunt an.
    »Werden Sie denn nicht aufgehängt?« fragte sie.
    »Ich? Aufgehängt? Keine Spur. Warum denn?«
    »Mister Bloome sagte, wenn die Polizei einen gefesselt abholt, dann wird er auf gehängt.«
    »Wer ist denn Mr. Bloome?«
    Sie deutete auf das Nebenhaus.
    »Unser Nachbar.«
    »Ach, so! Ja, da hat er eigentlich auch recht. Aber bei mir hat sich die Polizei geirrt.«
    »Das hat Mammie auch gesagt, aber Mr. Bloome sagte, daß Sie auf gehängt würden.«
    »Merk dir, Olivia: Mammies haben immer recht. Ist sie da?«
    »Ja, drin. Aber Paps ist immer noch verreist. Mammie sagte, er sei ganz weit fort, und es würde noch viele Tage dauern, bis er wiederkommt.«
    Sie musterte mich mit etwas schräg gelegtem Kopfe und stellte fest:
    »Wahrscheinlich sind Sie doch ein Klient. Aber alle Klienten müssen warten, bis Paps wieder zurück ist.«
    »Ich werde mal deiner Mutter guten Tag sagen. Spiel du ruhig weiter, aber laß den kleinen Knopf da nicht so lange blinde Kuh spielen, sonst wird er...«
    Dieser kleine Knopf war eben dabei, sein Problem selbst zu lösen: er riß sich das Tuch von den Augen und brüllte, er habe jetzt keine Lust mehr und ginge jetzt nach Hause, um seinen großen Bruder zu holen, der dann alle anderen mörderisch verdreschen würde.
    Mrs. Roger schien nicht überrascht, mich zu sehen.
    »Treten Sie bitte ein, Mr. Warner. Hat sich inzwischen alles aufgeklärt?«
    »Was mich betrifft, ja«, sagte ich und trat ein. »Aber sonst bin ich noch keinen Schritt weitergekommen. Wenigstens keinen großen.«
    Sie führte mich wieder in das Arbeitszimmer ihres Mannes, von wo aus man die Kinder sehen konnte. Auf dem Fensterbrett lag eine angefangene Handarbeit. Wahrscheinlich saß Mrs. Rogers wie immer hier und schaute zum Fenster hinaus, um Olivia zu sehen. Sonst war noch alles unverändert wie gestern.
    Ich deutete auf den Schreibtisch.
    »Hat sich die Polizei dafür nicht noch mal interessiert?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich kannte Ihren Mann nicht, Mrs. Rogers, aber ich weiß genau, daß sein Tod mit dem Tode meines Freundes Bill Nicholas zusammenhängt. Ich möchte Ihnen sagen, daß es mir gleichviel bedeutet, ob es

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