Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
kann man nicht sagen. Aber sie ist eine gute Freundin von mir.«
    Wir fuhren schnurstracks nach Westwood.
    »Hier, auf der Wiese«, sagte ich zu Olivia, »kannst du mit Nero spielen. Ich sage nur Tante Mary-Ann Bescheid.«
    Ich rannte zur Terrasse. Als ich niemanden sah, ging ich einfach ins Haus hinein und wäre beinahe unter der Tür mit Mary-Ann zusammengeprallt.
    »Mein Gott!« sagte sie, »haben Sie mich erschreckt. Was... ist... etwas passiert?«
    »Allerhand«, japste ich, »verzeihen Sie, Miss Lennox, Sie müssen mir unbedingt helfen. Ich weiß nicht mehr ein und aus. Und wenn Sie mir jetzt nicht helfen, äh... es ist nämlich... draußen ist Olivia, das Töchterchen von Rogers, ich hab’ sie mitgenommen, weil...«
    Ich schluckte, atmete ein paarmal tief ein und aus, und darin erzählte ich ihr einigermaßen zusammenhängend, worum es sich handelte. Als ich geendet hatte, sagte Mary-Ann, in deren Augen es verräterisch schimmerte:
    »Lieb von Ihnen, Jim, beides... daß Sie Mrs. Rogers helfen und... daß Sie zu mir gekommen sind. Gehen Sie jetzt bitte zu Olivia hinaus, ich komme gleich nach.«
    Das Kind stand ein wenig verschüchtert auf der Wiese, und Nero saß abwartend daneben.
    »Wo ist die Tante Mary-Ann?« forschte Olivia.
    »Sie wird gleich kommen«, sagte ich. »Ist das nicht ein schöner, großer Garten?«
    »O ja«, gab Olivia zu, »aber was tun wir hier?«
    Wo blieb Mary-Ann?
    »Tante Mary-Ann kommt gleich, und dann wird sie mit dir spielen.«
    Wo blieb Mary-Ann so lange?
    Ich zeigte Olivia, wie man aus einem Taschentuch eine Maus machen konnte, und ließ sie hüpfen. Nero apportierte sie, und eine Weile spielten wir mit dieser Taschentuchmaus.
    Wo blieb Mary-Ann? Die Maus zog schon nicht mehr recht.
    »Kannst du reiten?« fragte ich Olivia und lud sie ein, sich auf meinen Rücken zu setzen. Wir ritten — ich auf allen vieren krabbelnd — im Kreise herum, wobei Nero hartnäckig versuchte, mir das Gesicht abzulecken.
    Endlich kam Mary-Ann! Sie hatte zwei große Teddybären und etliche Puppen im Arm.
    »Alles noch von mir«, flüsterte sie mir zu. »Ich mußte nur erst die Kiste aufkriegen, sie war zugenagelt.«
    »Das ist Tante Mary-Ann«, sagte ich zu Olivia, »sie wird jetzt mit dir spielen.«
    »Und du, Onkel Jimmy?«
    Ich warf Mary-Ann einen raschen Blick zu und sagte:
    »Ich muß noch etwas erledigen, aber in einem Stündchen bin ich zurück. Ich rufe deine Mutti an und sage ihr, daß du hier bei Tante Mary-Ann bist.«
    Ich verdrückte mich, so rasch ich konnte, und rief von der nächsten Telefonzelle aus Mrs. Rogers an; sie hatte nichts dagegen, daß Olivia bei Mary-Ann war. Anschließend überlegte ich mir, was ich in dieser Stunde tun sollte. Ich hatte heute außer dem Frühstück noch nichts gegessen, verspürte aber auch keinen Hunger. Ich bekämpfte den Wunsch, irgendwo ein paar Whiskys zu trinken, da es Mary-Ann später doch gerochen haben würde, und ich überlegte mir schon, ob ich mich nicht eine Weile in ein Kino setzen sollte, um auf andere Gedanken zu kommen. Aber dann fiel mir Esther Nicholas ein. Vielleicht sollte ich mich auch um sie ein wenig kümmern?
    Ich traf sie zu Hause an. Sie trug das gleiche schwarze Kleid, und ich sah es ihr sofort an, daß ihr mein Besuch wenig Freude machte.
    »Ich wollte mich nur mal erkundigen«, sagte ich, »ob ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann. «
    »Vielen Dank«, sagte sie abweisend, »ich weiß nicht, was Sie mir helfen könnten.«
    Sie stand bocksteif in der Tür, die sie halb offenhielt, und machte keine Miene, mich zum Eintreten aufzufordern.
    »Es steht jetzt ziemlich fest, Miss Nicholas, daß Bill nicht verunglückt ist. Die Polizei hat gewisse Spuren gefunden, die auf ein Verbrechen schließen lassen. Darf ich noch einmal...«
    »Warum kommt dann nicht die Polizei?« unterbrach sie mich, »warum kommen Sie? Das ist doch nicht Ihre Sache.«
    »Ich bin extra hergekommen, um mit Ihnen zu sprechen. So, zwischen Tür und Angel, geht das nicht.«
    Sie öffnete nun widerwillig die Tür.
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie mit mir besprechen wollen. Warum wollen Sie mir immer einreden, Bill sei ermordet worden? Dieser Gedanke ist so schrecklich... nein! Ich will nichts davon hören und nichts sehen. Sie sollen mir auch gar nichts sagen! Sie sollen nichts fragen!«
    Ihr Gesicht war nicht mehr ganz so ausdruckslos wie bisher, aber was ich darin las, war eigentlich nur Ärger über mich.
    »Sie hätten Bills Papiere nicht weggeben

Weitere Kostenlose Bücher