Auch ein Waschbär kann sich irren
doch sicherlich Bescheid: Glauben Sie, daß es ein Mann war, der Rogers erschossen hat?«
Er blickte mich scharf an.
»Warum fragen Sie das?«
»Weil’s mich interessiert und weil mir sehr viel daran liegt, daß es ein Mann war.«
»Ein Mann«, sagte er nachdenklich, »schießt einmal oder zweimal, und dann schießt er immer in der gleichen Höhe. Ich hab’s denen von Los Angeles gleich gesagt, daß es meiner Ansicht nach eine Frau gewesen sein muß. Nur Frauen bringen es fertig, eine so ungezielte Reihe von Schüssen zu verknallen. Und wenn’s eine Frau war, dann muß sie diesen Mann entweder abgrundtief gehaßt haben, oder sie war in einer panischen Angst vor ihm. Das hab’ ich diesen neunmalklugen Burschen von Los Angeles auch gesagt, aber jetzt ist mir’s wurscht, ob sie’s glauben oder nicht.«
»Vielen Dank, Leutnant. Das war alles, was ich wissen wollte. Übrigens — ich habe noch alle sechs Kugeln im Revolver.«
Er hob warnend seinen Finger.
»Wenn ich Ihnen noch einen Rat geben darf, Mr. Warner: Machen Sie keine Dummheiten, und sehen Sie zu, daß Sie alle sechs drin behalten. Ich habe sie Ihnen nur für den Fall der Notwehr gegeben, und wenn Sie was anderes damit anfangen, kriege ich Stunk, und der Teufel holt Sie!«
Ich verabschiedete mich von ihm und fuhr zu meinem Haus hinauf. Heute war der Mond noch nicht aufgegangen. Mit dem Mond finde ich mich nie zurecht, er ist meiner Ansicht nach das unordentlichste Gestirn am Firmament, steht immer da, wo man ihn nicht erwartet, und kommt, wann er Lust hat. Es ist kein Verlaß auf ihn.
Ich fuhr vorsichtig an mein Haus heran und ließ den Wagen so stehen, daß das Scheinwerferlicht den Platz zwischen dem Haus und Sancho Pansas Gehege hell erleuchtete. Ich packte das Fleisch aus, schnitt Stückchen davon ab und fütterte meinen kleinen Freund, der es mit unglaublicher Geschwindigkeit und laut schnaufend und schmatzend verschlang. Dann ließ ich ihn heraus, ging zur Tür und entdeckte ein merkwürdiges Paket auf der Schwelle!
Es war ein längliches Ding, in Huflattichblätter gewickelt, und mit einem Faden umschlungen.
Ich war schon soweit, daß ich mich nicht traute, dieses Ding einfach aufzuheben und auszuwickeln. Ich stellte mir nämlich vor, es könne eine Bombe drin sein oder sonst irgend etwas Gefährliches.
Ich holte also einen Rechen aus dem Schuppen und rollte das Ding vorsichtig hin und her, aber es klapperte nicht. Auch schien es mir für eine Bombe zu weich zu sein.
Ich zupfte nun sehr behutsam die Fäden ab, nahm die Blätter vorsichtig weg und fand eine wunderbare Lachsforelle von mindestens zweieinhalb Pfund! Ein kleiner Zettel war dabei, auf dem stand:
»Herzlichen Dank für den Whisky — war besser als Milch — guten Appetit!«
Sancho Pansa hatte weniger Hemmungen vor dem Fisch und wollte ihn sofort einer gründlichen Inspektion unterziehen, was ich dadurch verhinderte, daß ich es ihm wegnahm. Ich schloß nun mein Haus auf, machte Licht, und als ich an die Forelle dachte, lief mir das Wasser im Munde zusammen.
Mit der Lampe und dem Fisch ging ich zum Bach, wusch die Forelle noch einmal gründlich ab, dann brannte ich das Holz im Küchenherd an und ließ Butter in der Pfanne zergehen.
Und dann fiel mir ein, daß dies wohl die einfachste Möglichkeit war, mich umzubringen! Man brauchte ja nur eine Portion Gift in diesen Fisch gespritzt zu haben, und morgen oder später hätten sie mich gefunden, mausetot, gestorben an Fischvergiftung.
Dann aber schien mir, als sei ich bereits bedenklich hysterisch geworden. Dieser Fisch war nichts anderes als eine kleine Aufmerksamkeit der Campingleute. Woher hätte ein Mörder die Sache mit der Milch wissen sollen?
Ich legte nun beruhigt den Fisch in die Pfanne und freute mich, wie schön er bruzzelte und wie gut er duftete.
Wenn nun aber gerade der Mann im Zelt unten einer von denen war, die es auf mich abgesehen hatten? Er konnte leicht schon heute nachmittag sein Zelt abgebrochen haben und spurlos verschwunden sein. Und weder der klügste Polizist noch der geschickteste Detektiv würde eine Spur von meinem Mörder finden!
Ich ging hinaus, grub ein Loch, holte die Pfanne mit dem Fisch, warf ihn in das Loch und stampfte die Erde darüber fest. Hierauf nahm ich meine Taschenlampe und Sancho Pansa mit hinunter zum See, und eine Viertelstunde später hatten wir zwei ganz passable Forellen gefangen, die wir uns unbeschwert schmecken ließen.
Was hatte Hazlitt gesagt? Politiker sind
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