Auch Engel Moegens Heiss
aussuchen muss.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass Todd nicht schwul ist.«
»Ist mir egal. Er weiß, was zusammenpasst und welche Schminksachen er mitnehmen muss.«
»Eva Fay -«
»Todd.«
»Na gut«, gab er sich halblaut geschlagen. »Dann schicke ich eben Todd hin.«
Wie sich herausstellte, brauchte er gar nicht beim Automobilclub anzurufen, um ein Motel ausfindig zu machen, in dem Haustiere erlaubt waren; sie fuhren an einem Neubau vorbei, der eben erst an der I-565 errichtet worden war, bogen ein, fragten nach, und tatsächlich gab es zwei Räume für Gäste mit Haustieren. Beide Zimmer waren zurzeit frei, darum entschied Jack sich für jenes, das nach hinten zeigte. Er checkte Daisy unter falschem Namen ein - sie heiße jetzt Julia Patrick, teilte er ihr mit, als er wieder einstieg und um das Gebäude herum zu ihrem Zimmer fuhr.
Er schloss die Tür auf und trug Midas’ Sachen hinein, während Daisy den Welpen einen Rasenfleck beschnüffeln und einen Schmetterling jagen ließ. Er war noch zu jung, um lange zu jagen; nach wenigen Minuten ließ er sich zum Ausruhen auf den Bauch plumpsen. Die Hitze war unerträglich, viel zu drückend, um ihn in der prallen Sonne spielen zu lassen. Sie trug ihn in den angenehm kühlen Raum, gab ihm Wasser zu trinken, und er ließ sich mit einem müden Seufzen auf seiner Decke nieder.
»Ich bringe heute Abend deine Sachen vorbei«, versprach er. »Wann genau, weiß ich nicht, aber ich rufe vorher an. Du öffnest niemandem außer mir die Tür!«
Sie ließ sich auf das King-Size-Bett sinken. »Schon gut.« Sie
würde ihn nicht anbetteln, bei ihr zu bleiben, obwohl sie das liebend gern getan hätte. Schon den ganzen Tag hatte sie auf seine starke Schulter vertraut, begriff sie, und einfach alles ihm überlassen. Natürlich war Mord sozusagen sein Fachgebiet; er wusste genau, was zu tun war.
Sie wollte ihn fragen, wie lange sie hier bleiben musste, aber das war eine dumme Frage: natürlich wusste er das genauso wenig wie sie. Womöglich würde Morrison Lemmons und Calvin im Nu auftreiben - womöglich hatten die beiden schon die Stadt verlassen. Womöglich würden Jacks Kollegen auch Sykes auftreiben, oder eben auch nicht. Womöglich entsprach Jennifer Nolans Aussage den Tatsachen, aber andererseits wusste die ganze Stadt, dass sie trank; wenn sie auch heute Morgen getrunken hatte, würde das ihre Aussage in Zweifel ziehen. Alles hing in der Schwebe.
Jack war ihr ein Fels in der Brandung gewesen. Irgendwie wäre Daisy bestimmt auch ohne ihn zurechtgekommen, aber es war ausgesprochen angenehm gewesen, dass er alle weiteren Schritte geplant hatte, dass er ihre Familie in Sicherheit gebracht hatte, dass er sich um Midas gekümmert hatte, während sie sich durch einen Berg von Karteifotos wühlte.
Er setzte sich neben sie, legte den Arm um ihre Schulter und drückte sie. »Geht’s?«
»Ich fühle mich ein bisschen überfahren«, gab sie zu. »Das kommt mir alles so … unwirklich vor. Ich habe zugesehen, wie ein Mann umgebracht wurde, und es nicht mal bemerkt.«
»Man rechnet nicht damit, einen Mord zu beobachten. Wenn es nicht gerade zu einer Schießerei oder einem Kampf auf Leben und Tod kommt, würden die meisten Menschen nichts bemerken. So etwas liegt außerhalb ihrer persönlichen Erfahrungen.« Er hob ihr Kinn an und küsste sie. »Ich bin froh, dass es außerhalb deiner Erfahrungen lag«, murmelte er.
Bis er sie küsste, hatte sie gar nicht gemerkt, wie sehr sie sich nach ihm verzehrte, nach seiner Berührung, seinem Geschmack,
dem heißen, männlichen Geruch. »Geh noch nicht gleich.«
»Ich muss«, antwortete er, aber ohne aufzustehen. Stattdessen schloss sich sein Arm fester um sie, und seine andere Hand glitt unter ihre Brüste, streichelte sie und begann schließlich ganz langsam ihre Bluse aufzuknöpfen. Daisy schloss die Augen, weil sich in ihr ein unglaubliches Wohlgefühl ausbreitete, das sie nach den überstandenen Anstrengungen umso intensiver empfand. Kurzfristig, solange er sie berührte, konnte sie vergessen und sich entspannen.
Sie zerrte sein T-Shirt aus dem Hosenbund, schob die Hände darunter und presste ihre Handflächen gegen seine kräftigen Rückenmuskeln.
»Na gut, schon überzeugt«, flüsterte er, zog das Hemd über den Kopf und stand auf, um den Gürtel zu lösen. Jeans, Unterhose, Socken und Schuhe wurden in einer einzigen ungestümen Bewegung abgestreift und landeten auf dem Boden, während er, Daisy mit sich reißend, auf das breite
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