Auch keine Tränen aus Kristall
Teil der Rampe waren Rufe und Klappern zu hören. Menschen und ihre Maschinen waren mit dem Inhalt des Laderaums beschäftigt.
»Wir sollten den ersten Teil des Unterstandes fertig haben, bis du zurück bist«, erklärte Bonnie Ryo. »Falls du natürlich nicht innerhalb der vereinbarten Zeit zurück sein solltest ...«
»Ich weiß. Ihr werdet dann verschwinden und es mir überlassen, eine ganze Menge Erklärungen abzugeben. Vorausgesetzt, dass man mir die Zeit dafür gibt.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, dein Volk sei in solchen Dingen höchst zivilisiert.«
»Die Furcht vor dem Unbekannten wird zwar beim homo sapiens besonders übertrieben, ist aber auch bei den Thranx nicht völlig unbekannt«, antwortete er. »Dieser Einstellung gilt ja unser Kampf.«
»Hoffentlich kommst du rechtzeitig zurück.« Sie streckte die Hand aus, um einen seiner Fühler zu berühren. »Pass auf, dass man dich nicht abknallt! Du bist wichtig. Noch sind es nicht die Thranx, mit denen wir befreundet sind - noch bist es du ...«
»Ich werde mir die größte Mühe geben, mich zu bewahren«, versicherte er ihr, während er die Rampe hinunterging. Bonnie und die anderen folgten ihm bis ganz unten. Dann schlossen sie sich den anderen an, um beim Ausladen zu helfen.
Er blickte zu dem Shuttle zurück und konnte durchs Glas der winzigen Bullaugen zahlreiche Gesichter erkennen, die sich dagegendrückten. Einige der Gesichter waren kleiner und weniger gut ausgeprägt als andere. Bald, Matthew, dachte er, zu den Gesichtern hin. Bald könnt Ihr herauskommen und spielen. Und ich hoffe, bald ein neues Spiel für dich und deine Freunde zu haben.
Sich zu Fuß durch den Dschungel fortzubewegen, war langwierig und mühevoll, obwohl er sich recht gut an die Gegend erinnerte. Das war einer der Hauptgründe, dass man sie ausgewählt hatte. Und er hatte sich schon durch viel wilderes und feindlicheres Gebiet seinen Weg gebahnt. Oh, wie lange das zurücklag!
Tage verstrichen. Besorgt blickte er immer wieder zu dem von Blattwerk verdeckten Himmel, um nach Suchflugzeugen Ausschau zu halten. Nachdem ein Halbmonat verstrichen war, war er schließlich überzeugt, dass das Shuttle unbemerkt aufgesetzt hatte.
Ehe viel mehr Zeit verstrich, befand sich Ryo mitten in der ersten Reihe von Tettoq-Bäumen. Auf der anderen Seite der Pflanzung zu seiner Linken sollte die Werkstätte sein, wo man defekte Geräte reparierte. Er war etwas südlich von den Inmot-Feldern aus dem Dschungel gekommen, erkannte die Landschaft aber dennoch. So weit hatte man den Dschungel seit seiner etwas hastigen Abreise vor so langer Zeit auch noch nicht zurückgedrängt.
Es war sehr schwierig, sich am Dschungelrand in den Bäumen versteckt zu halten. Dabei wünschte er sich sehnlicher denn je, rufend und schreiend hinauszupfeifen und auf den nächsten Zugang zuzulaufen; aber das durfte nicht sein, nicht in dieser Nacht und auch einige Zeit noch nicht, wenn überhaupt je.
Er wartete, bis Schlafzeit war und die Sterne hoch am Himmel und hinter der Wolkendecke standen, ehe er den schützenden Dschungel verließ. Während er sich vorsichtig seinen Weg durch die sorgsam gepflegte Vegetation bahnte, rechnete er damit, dass alles irgendwie völlig anders wäre. Tatsächlich war er gar nicht so lange weg gewesen. Nur seinem Geist schien es, als wäre er Jahre fort gewesen.
Es gab keine Streifen, denen er ausweichen musste, da es nichts gab, gegen das man hätte Streifen einsetzen müssen. Zweimal begegnete er Vorpartnern oder neugierigen Jungen, die auf nächtlichen Spaziergängen unterwegs waren. Niemand erkannte ihn. Das war ein Glück, denn nur absolute Dunkelheit hätte seine Bewegungen völlig verbergen können.
Wenn es Menschen gewesen wären, wäre es einfacher, dachte er, nachdem er das letzte Paar erfolgreich hinter sich gelassen hatte und seine Schritte beschleunigte. Menschen waren bei schwacher Beleuchtung praktisch blind. Wirklich eine erstaunliche Spezies, diese Menschen, sinnierte er. Man brauchte sich nur zu überlegen, was sie doch mit ihrem armseligen Gesichtssinn, ihrem armseligen Gehör, einem schwachen Geruchssinn, völlig ohne Fazzfähigkeit und mit nur der Hälfte der vernünftigen Zahl von Gliedmaßen erreicht hatten. Ganz zu schweigen von der Last, ihren Körper außerhalb des Skeletts tragen zu müssen. Wirklich bemerkenswert.
Er wusste, dass sehr viel von seinem kleinen nächtlichen Spaziergang abhing. Er eilte immer schneller weiter.
Die Werkstätte war nicht
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