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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Verbrechen und antisozialem Verhalten im allgemeinen gehört zu den weniger auffälligen Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Thranx, sagte er sich.
    Die Larven, die er auswählte, waren weder neugeboren noch standen sie kurz vor der Metamorphose. Alle befanden sich ungefähr im Mittellarvenstadium.
    Er fand seine Geduld belohnt, als nicht nur einer, sondern gleich zwei der Pfleger die Brutstätte verließen. Als sie nicht zurückkehrten, machte er sich schnell an die Arbeit. Zwei, drei, fünf Sättel wurden aneinander angekoppelt. Jetzt konnten alle von einem Pfleger gesteuert werden. Oder sonst jemandem. Ein Blick den Mittelgang hinauf zeigte ihm, dass auch die letzte Pflegerin verschwunden war. Die Abteilungen zwischen den Zellen boten ihm genügend Schutz und würden das auch weiterhin tun, bis er seinen kleinen Zug ins Freie hinaus manövriert hatte, um dort den kurzen Spurt zum Notausgang zu wagen. Wenn es ihm gelang, den Zug hinauszubringen, ohne entdeckt zu werden, würde er recht zufrieden sein. Zeit, darüber nachzudenken, wie lange es dauern würde, bis man die Larven vermisste, hatte er nicht.
    Er war damit beschäftigt, den sechsten und letzten Sattel an die anderen anzukoppeln, als ein erschreckend vertrauter Duft an seine Antennen drang. Er zuckte zurück. Dem köstlichen Duft folgte eine etwas nörgelnde und sehr vertraute Stimme.
    »Ryo?« Er drehte sich um. Es war Fal.
    Sie trug ihre Uniform-Weste und die dazugehörende Halstasche und starrte ihn an. Wie viel sie beobachtet hatte, wusste er nicht. Nicht, dass es jetzt darauf angekommen wäre. Sie hob alle vier Hände und wies gestikulierend auf die kleine Reihe miteinander verbundener Sättel. Ihre Motoren summten, und die Larven darauf schliefen fest.
    »Wo kommst du her, und was machst du hier eigentlich?«
    Ryo stellte fest, dass er mit schnellen, kurzen Zügen atmete. Sein Blick wanderte an ihr vorbei zum Eingang des Pflegehorts. Die anderen beiden Pfleger waren noch nicht zurückgekehrt, aber er durfte nicht darauf bauen, dass sie noch länger wegbleiben würden.
    »Ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen«, meinte er. »Du musst mir helfen, diese Kinder aus dem Pflegehort heraus nach oben zu bringen. Alles kommt jetzt darauf an, dass es schnell geht.«
    Sie wich einen Schritt zurück. »Ich verstehe dich nicht. Du hast mir gesagt, du wärest in irgendeinem Regierungsprojekt beschäftigt. Dann sagte uns dieselbe Agentur, du seist ein Verbrecher geworden.« Sie machte eine Geste beträchtlicher Verwirrung und Unsicherheit. »Ich weiß nicht, wem oder was ich noch glauben soll.«
    »Alles, was man dir gesagt hat, ist auf seine Weise wahr«, sagte er unbestechlich ehrlich. »Bis zu einem Punkt. Ich war in einem Regierungsprojekt tätig, und ich bin jetzt so etwas wie ein Gesetzesbrecher. Für manche sogar noch etwas Schlimmeres. Nach Meinung anderer wiederum bin ich ohne Zweifel ein großer Held. Tatsächlich bin ich freilich keines von beiden. Ich bin einfach ich und tue das, was ich für notwendig halte. Du kannst deine eigene Entscheidung treffen, Fal, aber ich habe nicht die Zeit, die Dinge zu erklären. Nicht jetzt.«
    Er betätigte einen Schalter, und die Sattelreihe setzte sich in Richtung auf den Notkorridor in Bewegung, Sie stellte sich dem vordersten Sattel in den Weg.
    »Ich weiß nicht, wo du warst, Ryo, oder warum du nichts von dir hast hören lassen oder was du gemacht hast. Es ist mir nicht wichtig. Wichtig ist mir, dich wiederzusehen ... Das ist gut, denke ich, trotz allem, was du getan hast. Es gibt vieles, worüber wir sprechen müssen. Und in der Zwischenzeit werden diese Larven, ganz gleich, was für persönliche Gründe du dafür hast, nirgendwohin gehen. Dies hier ist der Pflegehort. Hierher gehören sie, und hier werden sie bleiben. Es sei denn, du kannst erklären, was du hier machst, und das bezweifle ich entschieden.«
    »Das bezweifle ich selbst«, sagte er und trat näher. »Es ist viel komplizierter, als du dir vorstellen kannst. Ich liebe dich, Fal. Du bist eine wunderbare, intelligente, einsichtige Frau, und die Meinung, die ich von dir habe, wird sich nie ändern, ganz gleich, was du vielleicht inzwischen von mir denkst. Und deshalb hoffe ich, dass du mir das verzeihen wirst«, und dabei schlug er mit zwei Fäusten zu, mit - wie er hoffte - vorsichtig bemessener Kraft auf die Stelle zwischen ihren beiden Fühlern.
    Sie hatte nicht einmal Zeit aufzustöhnen. Ihre Arme streckten sich in einer Geste des Schocks,

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