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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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allgegenwärtigen Schweiß von der Stirn. Seit mehr als einer Stunde saß sie jetzt bei ihm, und ihre Kleidung war vom Schweiß nass. »Eine wunderschöne Welt, dein Willow-wane. Dein Zuhause.«
    »Ja. Der größte Teil der Siedlung ist auf der gegenüberliegenden Halbkugel.«
    »Keine Sorge. Elvira weiß schon, was sie zu tun hat. Sie wird auf Kurs bleiben und auf die erste Andeutung einer Sonde hin in den Plusraum zurücktauchen. Aber wenn das wahr ist, was du sagst, ist das ja höchst unwahrscheinlich.«
    »Ich glaube, alles wird gut gehen. Die zusätzliche Abschirmung, die ihr installiert habt, sollte uns auf den Bildschirmen der Weltraumüberwachung als einen winzigen Meteor erscheinen lassen. Innerhalb fünf PD von Hivehom oder Warm Pflegehort würde man uns entdecken. Aber über Willow-wane gibt es viele tote Zonen. Ich glaube, die Seeker wird lange genug unentdeckt im Orbit bleiben können, um unser Material zur Oberfläche bringen zu können.«
    Das Türsignal schlug an, und Ryo rief: »Herein, bitte!« Die Tür glitt zur Seite, und ein kalter Luftstrom schlug vom Korridor herein und machte ihn frösteln. Bonnie bewegte dankbar die Arme in der kühlen Brise.
    Ein kleiner Mensch trat ein. Ryo studierte ihn mit der üblichen Faszination. Menschen kannten kein Larvenstadium, erlebten die Schrecken, die Wunder und die Glorien der Metamorphose nicht. Wie so viele Säugetiere wurden sie in der Form geboren, die sie ihr ganzes Leben lang haben würden.
    Sie hatten nicht den Vorteil einer ausgedehnten Lernperiode, in der sie ruhen und Wissen in sich aufnehmen konnten. Statt dessen wurde sie unvermittelt in eine von höchster Konkurrenz gezeichnete Erwachsenen-Umgebung hineingestoßen. Wenn Ryo auch kein Psychotechniker war, so glaubte er doch, dass diese unglückliche Situation viel mit der Paranoia und der Aggressivität der Menschengattung zu tun hatte.
    Die Larve - nein, verbesserte er sich, das männliche Kind - hieß Matthew. Er blieb neben Bonnie stehen und hob instinktiv die Hand. Sie nahm sie.
    »Fahren wir dorthin, Miss Thorpe?« Ryo stellte fest, dass der junge Mensch, obwohl er die andere Hand im Mund hatte, seine Kinnladen dennoch dazu benutzte, um die Finger zu säubern. Man hatte ihm gesagt, dass die Gewohnheit eher psychologischen als praktischen Sinn hatte.
    »Ja, dort gehen wir hin, Matthew. Ist es nicht hübsch?«
    Sie beugte sich vor, um ihr Gesicht auf die Höhe des seinen zu bringen. Beide blickten auf den Bildschirm.
    »Sieht wie zu Hause aus«, sagte er.
    »Die meisten bewohnbaren Planeten sehen ähnlich aus.«
    »›Bewonnbaar‹ - was ist das?«
    »Bewohnbar«, verbesserte sie. »Das bedeutet, dass wir gewöhnlich dort leben können.«
    »Das sieht aus wie Limoneneis. Wie lange bleiben wir dort?«
    »Nicht besonders lange.«
    Matthew überlegte einen Augenblick lang und sah dann wieder aus zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm. »Wann werd ich Mom und Dad wiedersehen?«
    Bonnie zögerte und lächelte dann mütterlich. »Nachdem die Schule zu Ende ist. Die wissen, dass du weg bist, das weißt du doch.«
    »Klar, sicher.«
    »Gefällt dir diese Schule bis jetzt?«
    »Oh, und wie!« Er strahlte. »Hier gibt's so viele feine Sachen und Bänder zu studieren und prima Essen und nette Freunde! Mir gefällt das viel besser als meine alte Schule. Und dann ist das auf einem Sternenschiff.« Er verzog das Gesicht und sah sie nachdenklich und mit gerunzelter Stirn an. »Bloß zuviel Mädchen.«
    Bonnie lächelte.
    »Aber viel Spaß macht das. Ich hab' nie gedacht, dass Schule so viel Spaß machen kann. Aber ich möchte gern hinaus. Aber ich weiß natürlich, im Weltraum geht das nicht, und ich hab' keinen Schutzanzug.«
    »Wir landen bald«, teilte sie ihm mit, »dann kannst du draußen spielen. Dann gibt es auch Neues zu lernen.«
    »Oh, das macht nichts. Ich mag Schule.«
    »Das weiß ich doch, Matthew.« Sie zauste ihm die braunen Locken. »Das ist doch einer der Gründe, weshalb man dich für dieses Schuljahr ausgewählt hat, aufs Schiff zu kommen.«
    »Ja, macht wirklich Spaß.« Er betrachtete das Limoneneis noch eine Weile. Dann wanderte seine Aufmerksamkeit zu der Gestalt, die auf dem hohen Bett lag. Er hielt immer noch Bonnies Hand fest, aber die andere Hand steckte nicht mehr in seinem Mund. Das war eine Baby-Gewohnheit, das wusste er, und er war kein Baby mehr. Er war entschlossen, damit Schluss zu machen.
    »Tag, Ryo.«
    »Tag, Matthew.«
    »Willst du für mich

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