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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ihnen gereist waren, unterhielten sich mit einigen anderen Bürgern, die sie erwartet hatten. Davon abgesehen wirkte der Terminal im großen und ganzen beinahe unbelebt.
    Während Wuu und Ryo an der kleinen Modul-Wartungsstation vorbeigingen, hörte Ryo Begriffe und Worte, die für ihn ebenso fremd klangen wie Hieroglyphen aus dem Altertum. Die Ortsansässigen legten eine Langsamkeit ihrer Bewegungen und eine Gereiztheit an den Tag, die an Unhöflichkeit grenzte. Angesichts des harten Lebens, das sie hier führten, war das vermutlich zu verstehen. Aber warum hatte man überhaupt eine solche Wabe errichtet?
    »Versuchsweise vielleicht«, meinte er, zu Wuu gewandt. »Man braucht doch ganz sicher keine regelrechte Wabe, nur um den Militärstützpunkt zu erhalten.«
    »Ich habe vor unserer Abreise einige Erkundigungen eingezogen, mein Junge. Ganz in der Nähe gibt es eine kleine Chromit-Mine und auch etwas Kobalt. Die Erze liegen natürlich unmittelbar unter der Stadt. Beide Ablagerungen sind wichtig genug, um die Einrichtung einer kleinen Wabe zu rechtfertigen. Ah, da! Siehst du?« Er deutete nach links.
    Der Terminal war so klein, dass sowohl die Passagierlinie als auch die Frachtlinie im selben Raum endeten. Ryo sah die riesigen LastModuln, von denen einige bereits mit Erz beladen waren. Man konnte das Geräusch von Maschinen hören, die hinter den Moduln arbeiteten. Aber es fiel Ryo schwer, sich Bedienungspersonal vorzustellen, das in solcher Isoliertheit und unter solch deprimierenden Bedingungen überhaupt arbeiten konnte.
    Mit einiger Mühe gelang es ihnen, einem vorübergehenden Arbeiter eine Auskunft hinsichtlich der zwei kleinen Hotels der Wabe zu entlocken. Das, welches sie schließlich auswählten, wirkte nicht sonderlich attraktiv, aber wenigstens brauchten sie sich keine Sorgen zu machen, irgendwie die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem sie ein zu luxuriöses Quartier wählten - denn derlei war nicht zu haben.
    Das Hotel befand sich auf der sechsten Etage von den insgesamt zwölf, aus denen die Wabe bestand. Tatsächlich war es die elfte Etage, weil es über der ersten fünf ›Null‹-Etagen gab; ein Phänomen, das bislang weder Wuu noch Ryo je erlebt hatten. Die fünf waren etwa gleich groß und nicht etwa mit Wohnungen und Arbeitsstätten angefüllt, sondern mit Isoliermaterial, mit dem Ziel, das komfortable Klima unten vor der rauen Oberfläche abzuschirmen, die die Hitze förmlich aufsog.
    Wuu, der - wie Ryo fand, aus einer morbiden Neugierde heraus - Näheres wissen wollte, erfuhr, dass die Oberflächentemperatur augenblicklich -5° C betrug und selbst im Sommer in der Jahreszeitmitte selten über 15° anstieg.
    Ryo schienen null Grad, der Verhärtungsgrad des Wassers, kalt genug, um das Blut in seinem Körper zum Gefrieren zu bringen. Die Vorstellung, sich an einem Ort zu befinden, wo die Temperatur tatsächlich noch darunter lag, war für ihn gleichbedeutend mit einem Besuch in der Hölle selbst.
    Sie packten das Wesentlichste aus und nahmen die Abendmahlzeit in dem kleinen Restaurant des Hotels ein. Das Essen, das man ihnen bot, war einfach, ohne jegliche Soßen oder Gewürze. Das Fleisch war zäh, aber essbar. Am folgenden Morgen fingen sie an, die Wabe naher zu erkunden und Fragen zu stellen.
    Wuu sah keinen Anlass zu verbergen, dass er der wohlbekannte Poet aus den Kolonien war, erfuhr aber zu seinem großen Ärger, dass keiner der Bürger, die sie befragten, je von ihm gehört hatte. »Wie haben hier nicht viel Zeit für Dichtung oder andere Unterhaltung«, sagte ihnen einer. Er war ein Mann in mittleren Jahren, dessen Körper so aussah, als hätte man ihn ein paarmal durch den Erzzerkleinerer getrieben. »Ich fürchte, die wenigen Vergnügungen, die wir hier haben, sind nicht besonders raffiniert.«
    Ryo hatte nie die Vorstellung gehabt, dass Poesie etwas besonders Raffiniertes wäre. Poesie war einfach etwas, dem jede auch nur mittelmäßig bewusste Intelligenz seine Ehrfurcht zollte und beachtete. Aber die Hauptform der Entspannung in Sed-Clee schien aus verschiedenen Arten anstrengendster körperlicher Aktivität zu bestehen, was angesichts der harten Arbeit, die in den beiden Bergwerken geleistet werden musste, überraschte.
    Auch noch nach einigen Tagen indirekten Fragens hatten sie nicht erfahren, wo der Eingang zu dem Militärkomplex war, und sie entschieden sich dafür, einen der Bürger direkt zu fragen, statt das Risiko einzugehen, das mit der Benutzung eines formellen

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