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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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tat, fand Ryo hinreichend Anlass, dem Urteil der alten Matriarchin zuzustimmen.
    Tor war ein Fallensteller, einer der wenigen Thranx, die mutig oder verrückt genug waren, in die heulende arktische Wildnis über der Erde hinauszugehen. Anstelle richtiger Kleidung trug er die Felle von toten Tieren, und Ryo brauchte einige Zeit, bis er ihm gegenübertreten konnte, ohne ein Gefühl der Übelkeit zu empfinden.
    Wuu hingegen schien in diesem bukolischen Geist verwandte Züge zu finden, und indem er dem Trapper die Gelegenheit versprach, etwas zu sehen, ›von dem sonst niemand auch nur ahnt, dass es überhaupt existiert‹, gelang es ihm, ihn zu überreden, sie zu dem fernen Stützpunkt zu geleiten.
    Eine nur vorsichtig geäußerte Hoffnung gewann Substanz, als der findige Tor tatsächlich einen plausiblen Vorwand für ihre Anwesenheit lieferte: Sie würden als Fallenstellerkollegen auftreten, Besucher aus der Ferne, die gekommen waren, um hier die Chance zu erkunden, an die isoliert lebenden Bürger dieses Stützpunkts ihre Waren zu verkaufen.
    Nachdem sie tagelang auf dem Loosp-Karren des Jägers durch den gefrorenen Wald gezogen waren, erreichten sie schließlich einen Ort, wo der letzte Baum zu peinlicher Zwergenhaftigkeit zusammengeschrumpft war und das Land sich bis zu dem vom Wind gefegten Horizont dehnte, weiß und völlig nackt.
    Auf Ryo wirkte es wie eine Mondlandschaft. Er war nie an einem Ort gewesen, wo nicht das ganze Jahr hindurch Pflanzen gediehen.
    Hier, sozusagen oben auf der Mutterwelt, eine so leergefegte Landschaft zu finden, versetzte ihm einen Schock.
    Es dauerte nicht lange, bis sie vor sich, umgeben von kalten Nebelschwaden, die vertrauten Silhouetten von Ventilationsschächten sehen konnten. Ein Zaun schien vor ihnen aus dem Boden zu springen. Er war drei Meter hoch und dehnte sich, soweit das Auge reichte, nach Osten und Westen. Keinerlei Schilder hingen am Zaun, keinerlei Erklärungen.
    Ryo vergaß die Kälte, die Trockenheit und die Einsamkeit und gab sich Mühe, sich die Geschichte ins Gedächtnis zurückzurufen, die Tor während der kalten Tage ihrer Reise von Sed-Clee hierher versucht hatte, ihnen einzuhämmern.
    Ich bin Jäger und Fallensteller, sagte er sich eindringlich. Ich bin von der westlichen Ausbuchtung des Jezra-Jerg herübergewandert, um meinen alten Freund Torplublasmet zu besuchen. Mein alter Kumpel und ich verkaufen unsere Pelze und die seltenen Fleischsorten gewöhnlich in Levqumu, weil das in wärmerem Gebiet als Sed-Clee liegt.
    Wir haben ein paar außergewöhnlich schöne Mossmel-Häute mitgebracht, die wir gern im Stützpunkt verkaufen würden. Unser alter Freund Tor begleitet uns, damit wir uns etwas mehr Informationen über die Interessenten beschaffen können, wie es nur recht und billig ist.
    Dies war die Geschichte, die Tor dem ein wenig unglücklichen Posten klarzumachen versuchte, der unter großem Widerstreben aus dem eckigen Tor kam. Feuchte, warme Luft brauste wie der Atem eines Gleast aus der Öffnung. Nach mehr als einem viertel Monat trockener Kälte frohlockte Ryo beinahe, als der Luftschwall ihn erreichte. Er war freilich darauf bedacht, seine Reaktionen unter Kontrolle zu halten, damit der Posten nicht bemerkte, dass an dem Verhalten des Fremden etwas war, das nicht zu einem Fallensteller aus dem Hinterland passte.
    Nach einem höflichen Wortwechsel und einigen belanglosen Formalitäten zwischen Tor und dem Posten winkte man sie hinein.
    »Genug der Worte über dieses armselige Wetter, Freunde«, sagte der Posten angewidert, als sie hereinschlenderten. »Kommen Sie herein und feuchten Sie sich ihre Tracheen an!«
    Als sie eingetreten waren, schloss sich die Tür schnell hinter ihnen; die drei dreieckigen Segmente begegneten sich in der Mitte und schlossen hermetisch ab. Das Wispern der Luft von draußen verstummte.
    Tors Beispiel folgend behielt Ryo seine Pelze an, schnallte aber die Bauchriemen ab und schob den ausgehöhlten Schädel und die Clith- Brille nach hinten. Er bewegte seine jetzt wieder aufrecht stehenden Fühler dankbar und war froh, wieder fazzen und riechen zu können.
    Der Jäger führte sie über eine gewundene Rampe nach unten. Nach kurzer Zeit stießen sie auf eine bescheidene, aber durchaus belebte Straße. Nicht weit über ihnen lagen die gefrorenen, clithbedeckten, öden Weiten der lebensfeindlichen Arktis Hivehoms. Einen Augenblick lang war ihnen, als befänden sie sich wieder in Daret.
    Überall liefen Militärs herum, an deren

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