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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Klimaregler des Moduls und schaltete die Heizung und die Feuchtigkeit höher. Als der Raum sich aufgewärmt hatte, glitt Ryo, der nicht larvisch erscheinen wollte, von seinem Sattel und trat neben Wuu, um das Phänomen zu betrachten, das ihr ganzes Blickfeld beherrschte.
    »Es sieht wie Regen aus«, flüsterte er erstaunt. »Ich erinnere mich daran, dass ich das vor langer Zeit einmal studiert habe. Während der Lehrzeit.«
    »Ich habe selbst Aufzeichnungen von Clith gesehen«, sagte Wuu in grimmiger Faszination, »aber ich hatte nie erwartet, dass ich so etwas einmal selbst zu sehen bekommen würde. Das ist Regen. Ganz gewöhnlicher, alltäglicher Regen, wie er jeden Morgen in Ciccikalk fällt. Nur - dass er gefroren ist.«
    »Gefroren«, wiederholte Ryo, und der seltsame Ausdruck klang fremd für ihn.
    Kleine, weiße Flocken klatschten gegen das Modul-Fenster und verschmolzen darauf und erinnerten Ryo an nichts so sehr wie an weißes Blut, das aus einem zersprungenen, blutenden Himmel fiel.
    Aufgesprungen wie der Körper eines unvorsichtigen Reisenden, so wie er selbst einer war und wie es ihm vielleicht widerfahren würde, wenn er sich länger als ein paar Minuten in einer solchen Region aufhalten sollte.
    Der gefrorene Regen fiel unablässig. Sobald der Eindruck der Neuheit sich gelegt hatte, beeilte sich Wuu, in seinen Recorder zu diktieren, einige Zeilen aufzuzeichnen, die er in ein langes Gedicht genussvollen Schreckens einbauen wollte, das er nach ihrer Rückkehr nach Willow-wane abzuschließen gedachte.
    Sie fuhren jetzt wieder auf geradem Kurs, und nach einer Weile senkte sich der Modul-Zug sogar. Jetzt wurde der gefrorene Regen dünner, und man konnte blauen Himmel erkennen - und nicht das vertraute, blasse Blau von zu Hause oder Ciccikalk oder selbst Daret, sondern ein scharfes, erschreckend grelles Blau, das nur einen Schritt von der Schwärze des leeren Weltraums entfernt schien.
    Eigenartigerweise empfand Ryo viel mehr Angst vor dieser tiefen Kälte hier auf der Oberfläche der Mutterwelt, als er auf der Reise von Willow-wane nach Hivehom empfunden hatte. Jeder wusste, dass der Tiefraum tödlich war. Aber Regen zu sehen - gewöhnlichen, freundlichen, die Lungen befeuchtenden Regen -, wie er in harten, kleinen Brocken auf die Oberfläche der Heimatwelt der Thranx- Rasse fiel, war viel erschreckender, als die Kälte des interstellaren Raums es je sein konnte.
    Die Kratzer-Bäume waren immer noch zu sehen, aber sie wuchsen jetzt nicht mehr so dick wie auf der anderen Seite des Gebirges; das Unterholz war dicht und dunkel. Und an den Zweigen und in kleinen Häufchen und Wehen war der allgegenwärtige weiße, gefrorene Regen zu sehen.
    Ryo trat vom Fenster zurück. Selbst wenn die Gerüchte wahr waren, wenn an der Geschichte fremder Monstrositäten etwas stimmte, die in Sed-Clee festgehalten wurden, konnte doch nichts fremdartiger oder furchterregender sein als dieses sterile, grässliche, weiße Land.

ACHT
    Die vierte Wabe in der insgesamt aus sechs Waben bestehenden Kette lag bereits ein gutes Stück hinter ihnen, und bald summten sie durch die fünfte. Dann waren sie allein, abgesehen von ein paar Passagieren in dem einzelnen kleinen Modul vor ihnen.
    Schließlich - der gefrorene Regen fiel immer noch vom Himmel - tauchte der Modulzug barmherzigerweise wieder unter die Oberfläche. Ryo war für die vertraute Wärme der sie umschließenden Erde dankbar, eine unvernünftige Art von Dankbarkeit, und doch konnte er das Gefühl nicht von sich abschütteln. Bald wurden die Lichter rings um sie heller, und sie kamen in dem schmutzigsten Terminal an, den er je gesehen hatte.
    Jede Station, die er bis jetzt passiert hatte, war um einen weißen Kreis herum gebaut gewesen, einem Knoten von Repulsions- Schienen, die fächerartig in verschiedenen Richtungen auseinander liefen. Nicht so in Sed-Clee. Die Schienen schmiegten sich lediglich kurvenförmig an einen Entlade-Bahnsteig an und führten dann in einem weiten Bogen wieder dorthin zurück, woher sie gekommen waren.
    Ende des Schienenstrangs, dachte Ryo. Über diesen Punkt hinaus gab es kein Reisen und keine Transportmöglichkeiten. Nichts lag jenseits von Sed-Clee. Er war Wuu mit ihrem umfangreichen Gepäck behilflich und hoffte im stillen, dass es nie notwendig sein würde, das alles auszupacken. Sie traten mit etwas unsicheren Schritten aus dem Modul in die kühle, aber dennoch einigermaßen behagliche Luft der Station hinaus.
    Die beiden, die in dem Modul vor

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