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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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dünn gesät. Die meisten der Moduln, mit denen sie Daret verlassen hatten, waren bereits vom Zug abgekoppelt worden; dafür hatten sie in periodischen Abständen neue hinzugewonnen, und so war der Zug nur um ein Dutzend kürzer geworden.
    Wuus beträchtliche Mittel ermöglichten es ihnen, sich den Luxus einer privaten Fernreise-Einheit zu leisten, die etwa ein Drittel der Größe eines normalen Acht-Passagier-Moduls aufwies und mit zwei Schlafsätteln und einer kompletten Hygieneeinrichtung versehen war. Diese vergleichsweise luxuriöse Art des Reisens war ein gewisses Risiko für ihre sorgfältig gepflegte Anonymität. Aber da der Weg nach Sed-Clee lang war, hatte Ryo nichts dagegen einzuwenden.
    Obwohl der Modul mit automatisiertem Nahrungsdienst versehen war, schafften sie sich gelegentlich Abwechslung, indem sie die Reihe verließen und die Regionalküchen von Waben erprobten, die entlang der Route lagen. Nach vollendeter Mahlzeit reihten sie sich wieder auf dem Schienen-Strang ein und koppelten sich an den nächsten Zug nach Norden an.
    Im Laufe der Zeit wichen die dicht aneinandergereihten Schlote unterirdischer Fabriken höheren, dünneren Rohren, die Wolken chemisch gesäuberter Gase ausstießen und damit auf das Vorhandensein von Bergwerken darunter hindeuteten. Die Waben wurden kleiner, waren weiter voneinander entfernt, und der Dschungel begann dünner zu werden. An den schattigen Bergflanken wuchs Vegetation, die Ryo nicht kannte.
    »Wenn man das sieht, schätzt man Willow-wane um so mehr«, bemerkte Wuu eines Tages, während sie am Fenster saßen und zusahen, wie die Landschaft draußen vorbeihuschte. »Die Mutterwelt ist ein viel schrofferer Ort.«
    »Das habe ich mir in den letzten Tagen häufig gedacht.« Während Ryo das sagte, wandte er den Blick nicht von der vorüberziehenden Landschaft.
    Tage später kletterten sie über einen steilen Gebirgspass. An den Vorbergen war der Dschungel emporgekrochen, aber weiter oben an den Felshängen konnten sie hohe, symmetrische Gewächse ausmachen. Wuu sagte, dass man sie als Kratzer bezeichnete; Bäume, die anstelle der breiten, flachen Blätter, mit denen sie vertraut waren, nur dünne, scharfe Gebilde hatten, die den Namen Blatt kaum verdienten. Die Oberfläche dieser Pflanzen war hart und rau, gar nicht wie die glatte Haut der normalen Vegetation. Ihre Außenhaut war zäher und dicker als die Borke, die auch die zähesten Hartholzbäume im Dschungel schützte. Lianen und Schlingpflanzen waren hier dünn und wirkten kränklich; Moose und Flechten schienen dagegen zu gedeihen. Es war sehr seltsam.
    Drei Tage vor Monatsende kamen sie von den Bergen herab. An ihren Nordflanken war der Dschungel völlig verschwunden. Auch hier gab es Pflanzen, aber nur noch sehr wenige. Auf der eisigen Nordebene gediehen nur wenige Gemüsesorten, die aufgrund der aufwendigen Pflege sehr kostspielig waren. Aber sie erzielten auf dem Markt auch hohe Preise, so dass es sich lohnte, sie zu pflanzen.
    Am Monatsende, zweiundzwanzig Tage, nachdem sie Daret verlassen hatten, erreichten sie Ghew, die nördlichste Wabenstadt des Planeten. Aber Ryo und Wuu machten dort keine Pause. Kaum hatte der Transport-Computer sie durchgeschaltet, waren sie auch schon wieder nordwärts unterwegs, auf die erste der sechs Waben zu, die die Glieder der unregelmäßigen Kette zum fernen Sed-Clee bildeten.
    Auf der Strecke zwischen Ublack und Erlo-Iwwex, als sie mit einem Tempo von knapp vierzig Stundenkilometern durch offenes Hügelland höherkletterten, erwachte Ryo aus einem Alptraum. Er lag auf der rechten Seite am hinteren Ende des Moduls. Inzwischen bewegten sich nur noch zwei Einheiten gemeinsam mit ihnen, die beide vor ihrer Einheit angekoppelt waren. Er hatte den Alptraum, den er jetzt erlebte, einmal studiert; aber der Schock, ihn unmittelbar vor dem Fenster zu erleben, reichte dafür aus, dass er sich auf seinem Sattel zusammenduckte und sich seine Kokonhülle über die Fühler zog. »Wuu!« Der Poet richtete sich schläfrig auf und starrte zu seinem Begleiter hinüber. »Was ist denn? Was ...« Dann sah er in die Richtung, in die Ryo ausdruckslos starrte, und blickte zum selben Fenster.
    Wuu stieg von seinem Schlafsattel und ging ans Fenster. Er drückte eine Echthand dagegen und spürte ein seltsames Prickeln, das er erst identifizieren konnte, als er das Glas mit den Fühlerspitzen berührte. Es war kalt. Eisige Kälte, die selbst durch das abgedichtete Glas hereindrang.
    Er trat an den

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