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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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gab hier keine Abzweigungen. Der Weg war einfach zu Ende.
    Selbstbewusst und kühn wie immer ging Tor ohne zu zögern auf die niedrige Schranke zu, die den Tunnel versperrte. Links, in der Nähe der Tunnelwand, war eine Tür in der Mauer. Dort saß eine Offizierin, auf deren Schulter zwei smaragdfarbene Sterne blitzten.
    Zwei weitere Posten waren zu sehen: einer vor der Tür, der andere dahinter. Sie saßen nicht auf Sätteln, sondern standen steif in Habachtstellung da. Zu Ryos großer Überraschung war jeder mit einer großen, gefährlich aussehenden Energiewaffe ausgerüstet, die sie schussbereit mit beiden Fußhänden hielten, wobei eine Echthand am Abzug lag.
    Keiner der beiden Posten drehte den Kopf, um die Neuankömmlinge zu mustern. Sie starrten in entgegengesetzte Richtungen: der eine den Korridor hinauf, der andere hinunter. Es sah so aus, als wäre ihr einziger Lebenszweck der, sicherzustellen, dass sich nichts und niemand ungesehen der Mauer näherte. Ryo erinnerte sie an Bilder, die er von Kriegern aus der Antike gesehen hatte, wie sie mit geöffneten Kiefern dastanden, bereit, die primitiven Waben zu verteidigen.
    Die Offizierin freilich, die hinter der Schranke saß, blickte auf, als sie Tor kommen sah, und bedachte ihn mit einer grüßenden Bewegung ihrer Fühler.
    »Sie sind Tor, der Jäger, nicht wahr?«
    »Der bin ich. Zu Ihren Diensten.« Er vollführte eine fließende Geste der Unterwerfung dritten Grades, gemischt mit zwei Grad sexueller Bewunderung.
    Die Offizierin schien das in keiner Weise zu beeindrucken. »Ich habe von Ihnen gehört.« Sie schien offen und freundlich. »Ich bin Bautaktikerin Marwenewlix, zehnte Stufe.«
    Tor nahm ihre Rangabzeichen zur Kenntnis. »Gruß und Wärme für Sie.«
    »Was kann ich für Sie und Ihre beiden Begleiter tun?« Sie musterte ihre Pelze neugierig und ohne den Ekel, den Ryo erwartet hatte.
    Tor trat vor und stützte sich mit beiden Echthänden auf die Schranke. »Meine Freunde sind Jäger, Fallensteller wie ich. Wir handeln mit den Pelzen, Skeletten und Kadavern jener Tiere, die ästhetisch und kulinarisch geschätzt werden, Tiere, die die Wabenbewohner im lebenden Zustand lieber meiden.«
    »Das weiß ich«, erwiderte sie. »Ich habe einen Byorlesnath-Muff, den ich vor einiger Zeit gekauft habe. Der Ladenbesitzer hat mir erzählt, dass Sie ihn beliefern.«
    »Der vierte Laden auf Etage zwei?«
    Sie gestikulierte zustimmend.
    »Ja, der junge Estplehenzin. Ich erinnere mich. Hoffentlich gefällt Ihnen der Muff.«
    »Er ist auf seine barbarische Art sehr attraktiv - und sehr warm.«
    »Dann können Sie, wenn Sie solche Dinge schätzen, verstehen, warum meine Freunde und ich stets auf der Suche nach ähnlichen Dingen sind, mit denen wir unsere Vorräte ergänzen können.«
    Zum ersten Mal wirkte sie unsicher. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen folgen kann.«
    Tor beugte sich weiter vor, und sein Tonfall wurde verschwörerisch. »Es ist uns zugetragen worden, dass Sie hier damit beschäftigt sind, einige Geschöpfe zu studieren, deren Pelze auf dem Markt sehr interessant sein könnten. Mehr als nur die üblichen Neuheiten, wenn Sie mir folgen können. Man wird etwas mit ihnen machen müssen, wenn Sie Ihre Studien beendet haben. Wir würden uns gern nach den Experimenten um die Beseitigung kümmern, und alle Betroffenen könnten Nutzen daraus ziehen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.« Sie fügte zwei Grad Höflichkeit und einen Grad Verblüffung hinzu. »In dieser Abteilung gibt es keine solchen Geschöpfe.«
    »Kommen Sie schon, Taktikerin«, bedrängte er sie mit leiser Stimme. »Wir haben alle die Gerüchte gehört. Da sonst nirgends im Stützpunkt solche Geschöpfe studiert werden, müssen sie hier sein.« Er deutete an ihr vorbei, den Korridor hinunter. »Oder drüben im Süden, in Abschnitt W - stimmt's? Das sind die einzigen zwei Orte auf dem Stützpunkt, wo man sie festhalten könnte.«
    »Sie sind weder hier noch in Abschnitt W, weil es solche Geschöpfe nicht gibt«, sagte die Offizierin. »Die Kälte muss Ihre Vernunft geschwächt und gleichzeitig Ihre Phantasie angeregt haben, Jäger. Ich kann Sie nicht weiter aufklären.«
    »Nicht, dass ich an Ihrem Wort zweifelte, Taktikerin. Aber die Geschichten, die man mir erzählt hat, waren so eindringlich und doch so wenig zusammenhängend. Wenn wir uns selbst überzeugen könnten, wären wir beruhigt, dass uns keine Gelegenheit entgeht. Nur ein schneller Blick. Wir würden niemandem etwas sagen.

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