Auch keine Tränen aus Kristall
demonstrierte er die Gesten und Pfiffe für Amüsiertheit ersten bis fünften Grades. »Nicht wie AAnn meine Leute«, sagte er. »Meine Leute Angst, ihr und AAnn Freunde.«
Das kleinere Monstrum sagte: »Komisch. Wir Angst, ihr Thranx- Leute und AAnn Freunde. Sehr komisch.«
»Großer Fehler«, stimmte Ryo zu.
»Sehr großer Fehler«, pflichtete das größere Monstrum bei. »All ihr Thranx-Leute Angst vor uns Leuten, wenn uns fangen. Warum Angst? Weil Angst, wir AAnn-Freunde?«
»Teilweise«, sagte Ryo. Das verlangte weitere Erklärungen. Beide Seiten begriffen jetzt wesentlich schneller. »Und noch ein Grund.«
»Was noch ein Grund?« fragte das Monstrum.
»Noch ein Grund«, verbesserte es Ryo - nein, ihn, erinnerte er sich. Er zögerte und entschied dann, dass er nicht viel würde tun können, wenn sie beleidigt waren. Über kurz oder lang musste es ja ohnehin heraus.
»Meine Leute, die Thranx, bestimmter Typ.« Er tippte an den Chiton an seinem Oberkörper, dann an das Bein und schließlich an den Kopf. »Auf dieser Welt, auf anderen meine-Leute-Thranx-Welten viele Geschöpfe wie Sie.« Er wies auf jeden von ihnen. »Solche Geschöpfe fressen Thranx.«
Sie brauchten einen Augenblick, um das zu verdauen. Ryo hatte gelernt, einige ihrer Emotionen zu erkennen, die nicht durch deutliche Gesten, sondern durch bestimmte Positionen ihrer flexiblen Gesichtsteile übermittelt wurden. Er sah, dass sie nicht etwa zornig, sondern verwirrt waren.
Das weibliche Ungeheuer sagte: »Auf unseren Welten meine Leute Angst vor Geschöpfen wie ihr Thranx-Leute, nur viel kleiner.«
»Eure Leute fressen?« fragte Ryo.
»Nicht Leute. Essen Nahrung unserer Leute. Lange Zeit. Sehr lange Zeit. Geschichte.«
»Meine auch, während ganzer Geschichte fürchten Art wie ihr.«
Sie gingen schweigend weiter. Nach einer Weile fand er, dass man jetzt fortfahren könne. Er berührte seine Fühler mit einer Echthand. »Auch andere Dinge. Ihr Leute nicht gut riechen.«
Das kleinere Monstrum machte die Geste der Entschuldigung, ohne Grade hinzuzufügen.
»Nicht eure Schuld«, sagte Ryo.
»Ihr«, erwiderte sie, »nicht riechen wie kleine Thranx-Art ganze Geschichtszeit unser Volk plagen. Ihr riechen sehr gut.« Sie hielt inne und zeichnete etwas in den weichen Boden. Ryo erkannte die Spezies nicht, aber die Blumenumrisse waren unverkennbar. »Wie das.«
»Eure Farbe auch«, fügte das männliche Ungeheuer hinzu. »Sehr hübsch.«
»Danke«, antwortete er. »Eure Farben nicht so hübsch, aber nicht so schlimm wie euer Geruch.«
»Wir fühlen ...« Das kleinere Ungeheuer streckte langsam eines seiner Gliedmaßen aus. Ryo zuckte zusammen, zwang sich aber, stehenzubleiben. Er hatte sie berührt, während er die richtigen Gesten demonstrierte. Aber keiner der beiden hatte ihn berührt, seit Luh fünf massive Finger um Ryos Kinnladen gelegt hatte.
»Nur berühren wollen«, sagte Bonnie.
Ryo kam sich wie ein Ausstellungsstück in einem Museum vor und stand reglos da, während das Ungeheuer mit seinen Fingern unter den Byorlesnath-Pelz griff und über seinen Körper strich.
»Jetzt ich«, sagte er.
Das Monstrum öffnete seine Kleidung und setzte sich damit der Luft aus. Der Anblick ließ Ryo schaudern, und er musste sich daran erinnern, dass die fremden Geschöpfe Kälte außergewöhnlich gut ertragen konnten. Er fuhr mit der zarten Echthand über die freigelegte Körperfläche und fragte sich, wie eng wohl die Entsprechung zwischen ihren Körperteilungen und ihren inneren Organen sein mochte. Zuviel Botanik, sagte er sich, und nicht genug Zoologie. Aber dann erinnerte er sich, dass fremder Körperbau nicht notwendigerweise den vergleichbaren Formen auf Willow-wane entsprechen musste.
Das Bemerkenswerteste an dem Körper war seine Flexibilität. Er drückte leicht. Das Ungeheuer beklagte sich nicht und zuckte auch nicht zurück. Fasziniert sah er zu, wie seine Fingerspitze in das Fleisch einsank. Als er die Hand wegzog, sprang die Körperdecke zurück.
Derartige Reaktionen waren normal für Kunststoffe und künstliche Fasern. Am Äußeren eines lebenden Wesens drehte es einem den Magen um. Er drückte wieder, diesmal etwas kräftiger. Das Exoderm änderte leicht die Farbe. Er konnte sogar sehen, wie sich darunter Körperflüssigkeiten bewegten. Höchst bemerkenswert, dachte er. Um so mehr, wenn man sich darüber klar war, dass die Geschöpfe, die diese dünne Umhüllung bewohnten, intelligent waren.
»Seltsam, so seltsam«, murmelte er.
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