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Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Vielleicht ergibt sich daraus ein Hinweis auf Sir Gervases Geistesverfassung.«
    »In der Hauptsache blieb alles beim alten. Miss Chevenix-Gore sollte das Erbe jedoch nur unter der Bedingung antreten, daß sie Mr. Hugo Trent ehelichte.«
    »Aha«, sagte Poirot. »Das ist allerdings ein sehr entscheidender Unterschied!«
    »Ich billigte diese Klausel nicht«, sagte Mr. Forbes. »Und ich fühlte mich zu dem Hinweis verpflichtet, daß immerhin die Möglichkeit bestünde, sie erfolgreich anzufechten. Von den Gerichten werden Vermächtnisse mit bestimmten Auflagen keineswegs gebilligt. Sir Gervase war jedoch fest entschlossen.«
    »Und wenn Miss Chevenix-Gore – oder zufälligerweise Mr. Trent – sich geweigert hätte, die Klausel zu erfüllen?«
    »Falls Mr. Trent nicht bereit war, Miss Chevenix-Gore zu ehelichen, sollte das Erbe ihr bedingungslos zufallen. Für den Fall jedoch, daß er bereit war und sie sich weigerte, sollte das Erbe an ihn fallen.«
    »Eine merkwürdige Angelegenheit«, sagte Major Riddle. Poirot beugte sich vor. Er klopfte dem Anwalt auf das Knie.
    »Was steckt dahinter? Was hatte Sir Gervase vor Augen, als er diese Bestimmung einsetzte? Irgend etwas Bestimmtes muß geschehen sein… Meiner Meinung nach hat er dabei an einen anderen Mann gedacht – an einen Mann, der ihm nicht genehm war. Ich glaube, Mr. Forbes, daß Sie eigentlich wissen müßten, wer dieser Mann war?«
    »Darüber besitze ich wirklich keine Informationen, Mr. Poirot.«
    »Und vermuten tun Sie es auch nicht?«
    »Ich vermute nie etwas«, sagte Mr. Forbes, und man spürte seine Empörung.
    Er nahm seinen Kneifer ab, putzte die Gläser mit einem seidenen Taschentuch und fragte: »Haben Sie sonst noch etwas, was Sie wissen möchten?«
    »Im Augenblick nicht«, sagte Poirot. »Soweit es mich betrifft, wäre das alles.«
    Mr. Forbes machte den Eindruck, als wäre es seiner Ansicht nach nicht allzuviel, und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Chief Constable.
    »Vielen Dank, Mr. Forbes. Ich glaube, das ist alles. Und wenn es möglich ist, würde ich mich jetzt gern mit Miss Chevenix-Gore unterhalten.«
    »Gewiß. Ich glaube allerdings, daß sie oben bei Lady Chevenix-Gore ist.«
    »Richtig. Vielleicht spreche ich dann lieber erst mit – wie heißt er denn noch? Burrows? Und anschließend mit dieser familiengeschichtlichen Frau.«
    »Beide halten sich in der Bibliothek auf. Ich werde ihnen Bescheid sagen.«

    »Ein schweres Stück Arbeit«, sagte Major Riddle, als der Anwalt den Raum verließ. »Einem dieser altmodischen und dickköpfigen Juristen Informationen zu entlocken, strengt ganz schön an. Diese ganze Geschichte scheint sich im übrigen um das Mädchen zu drehen.«
    »Ja – anscheinend.«
    »Aha, da kommt schon Burrows.«
    Godfrey Burrows war von bereitwilliger Freundlichkeit, sich nützlich zu machen. Sein Lächeln war auf diskrete Weise von Schwermut überschattet und zeigte nur eine Spur zuviel von seinen Zähnen. Es wirkte weniger spontan als vielmehr etwas mechanisch. »Mr. Burrows, wir hätten Ihnen gern einige Fragen gestellt.«
    »Selbstverständlich, Major Riddle. Fragen Sie, was Sie wissen wollen.«
    »Zuerst vor allem, und um es ganz einfach auszudrücken: Können Sie sich irgendeinen Grund für Sir Gervases Selbstmord vorstellen?«
    »Nicht einen einzigen. Für mich war es ein wahnsinniger Schock.«
    »Sie haben den Schuß gehört?«
    »Nein. Soweit ich bisher herausbekommen habe, muß ich gerade in der Bibliothek gewesen sein. Ich kam schon ziemlich zeitig nach unten und ging sofort in die Bibliothek, weil ich noch etwas nachschlagen wollte. Das Arbeitszimmer liegt im anderen Teil des Hauses, so daß ich nichts hören konnte.«
    »War noch jemand gleichzeitig mit Ihnen in der Bibliothek?« fragte Poirot.
    »Nein – niemand.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo die übrigen Anwesenden sich um diese Zeit aufhielten?«
    »Ich kann mir vorstellen, daß die meisten oben waren und sich umzogen.«
    »Wann sind Sie in das Wohnzimmer gekommen?«
    »Unmittelbar vor Monsieur Poirots Eintreffen. Die anderen waren bereits versammelt – mit Ausnahme von Sir Gervase natürlich.«
    »Kam es Ihnen merkwürdig vor, daß er noch nicht erschienen war?«
    »Doch – das tat es. In der Regel war er schon vor dem ersten Gong bereits im Wohnzimmer.«
    »Sind Ihnen in letzter Zeit irgendwelche Veränderungen in Sir Gervases Auftreten aufgefallen? War er besorgt? Oder bekümmert? Oder vielleicht deprimiert?«
    Godfrey Burrows

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