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Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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verärgert, herausfordernd und anklagend zugleich. »Gerade eben waren Sie noch fest davon überzeugt, daß ich es gewesen wäre.«
    »Nein, nein.« Poirot schüttelte den Kopf. »Das habe ich keine Sekunde angenommen.«
    Langsam ging Ruth hinaus.
    Poirot blieb mit der kleinen spröden Frau mittleren Alters zurück, die gerade zugegeben hatte, einen vorsätzlich geplanten und kaltblütigen Mord begangen zu haben.
    »Nein«, sagte Miss Lingard. »Sie haben wirklich nicht angenommen, daß sie es gewesen war. Sie haben sie nur beschuldigt, um mich zum Reden zu bringen. Das stimmt doch, nicht wahr?«
    Poirot nickte langsam.
    »Während wir warten«, sagte Miss Lingard im Konversationston, »könnten Sie mir eigentlich erzählen, wie Sie dazu gekommen sind, ausgerechnet mich zu verdächtigen.«
    »Aus verschiedenen Gründen. Da war einmal Ihr Urteil über Sir Gervase. Ein hochmütiger Mann wie Sir Gervase hätte einem Außenstehenden gegenüber, besonders vor einem Menschen in Ihrer Stellung, nie abfällig über seinen Neffen gesprochen. Sie aber wollten damit die Selbstmordtheorie bekräftigen. Außerdem begingen Sie einen Fehler, als Sie andeuteten, daß der Grund zum Selbstmord möglicherweise in Unstimmigkeiten zu suchen sei, die mit einem unehrenhaften Verhalten Hugo Trents zusammenhingen. Auch das war eine Sache, die Sir Gervase einem Außenstehenden gegenüber niemals zugegeben hätte. Dann war da der Gegenstand, den Sie in der Halle aufhoben, und die sehr bedeutsame Tatsache, daß Sie mit keinem Wort erwähnten, Ruth hätte das Wohnzimmer vom Garten her betreten. Und schließlich entdeckte ich die Papiertüte – einen Gegenstand, der im Wohnzimmer von Hamborough Close völlig fehl am Platz war! Sie waren die einzige Person, die sich im Wohnzimmer aufhielt, als der sogenannte Schuß fiel. Der Trick mit der Papiertüte gehörte zu jenen, die auf eine Frau hinweisen – ein sehr einfallsreicher, aber doch primitiver Kniff. Damit paßte alles zusammen: der Versuch, den Verdacht auf Hugo zu lenken und ihn von Ruth fernzuhalten, die Art, in der das Verbrechen durchgeführt wurde – und das Motiv!«
    »Sie kennen das Motiv?«
    »Ich glaube, daß ich es kenne. Ruths Glück – das war das Motiv! Wahrscheinlich hatten Sie sie mit John Lake zusammen gesehen – Sie wußten, wie es um die beiden stand. Ferner war es für Sie einfach, sich Zugang zu Sir Gervases Papieren zu verschaffen, und dabei stießen Sie auf den Entwurf des neuen Testaments, mit dem Ruth enterbt werden sollte, falls sie nicht Hugo Trent heiratete. Das gab den Anstoß für Sie, das Recht in Ihre Hände zu nehmen, indem Sie die Tatsache ausnutzten, daß Sir Gervase mir bereits geschrieben hatte. Wahrscheinlich sahen Sie einen Durchschlag dieses Briefes. Welche verworrenen Gefühle, welches Mißtrauen und welche Angst ihn ursprünglich zu diesem Brief veranlaßten, weiß ich nicht. Er muß den Verdacht gehabt haben, daß entweder Burrows oder Lake ihn systematisch betrog. Seine Ungewißheit im Hinblick auf Ruths Empfindungen veranlaßten ihn, private Nachforschungen anstellen zu lassen. Diese Tatsache nutzten Sie aus; Sie bereiteten alles so vor, daß es wie Selbstmord aussah, und bestärkten diese Vermutung noch durch Ihre Behauptung, Sir Gervase wäre wegen irgendeiner Sache, die mit Hugo Trent in Zusammenhang stünde, sehr besorgt gewesen. Sie schickten mir ein Telegramm, berichteten jedoch, Sir Gervase hätte gesagt, daß ich doch ›zu spät‹ käme.«
    Heftig sagte Miss Lingard: »Gervase Chevenix-Gore war ein Tyrann, ein Snob und ein Windbeutel! Ich wollte verhindern, daß er Ruths Glück zerstörte.«
    Behutsam sagte Poirot: »Ruth ist Ihre Tochter?«
    »Ja – sie ist meine Tochter. Ich habe immer an sie denken müssen. Als ich hörte, daß Sir Gervase Chevenix-Gore jemanden suchte, der ihm bei der Abfassung einer Familiengeschichte hülfe, habe ich die Chance sofort ergriffen. Ich war so neugierig, meine – meine Tochter wiederzusehen. Ich wußte, daß Lady Chevenix-Gore mich nicht wiedererkennen würde. Alles lag schon Jahre zurück – ich war damals jung und hübsch gewesen, und außerdem hatte ich nach der Sache einen anderen Namen angenommen. Außerdem ist Lady Chevenix-Gore zu unsicher, um sich irgendeiner Geschichte genau zu entsinnen. Sie mag ich gern, aber die Familie Chevenix-Gore hasse ich. Wie Dreck hat man mich hier behandelt. Und dann wollte Gervase mit seinem Hochmut und seiner Angeberei auch noch Ruths Glück zerstören. Aber

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