Auch Schmetterlinge können weinen (Der romantische Heftroman für den Kindle) (German Edition)
wir einen ganzen Strauß beisammen haben«, schlug Karen Fenders vor und bückte sich erneut, um eine Blume zu pflücken. »Hier sind noch so viele. Dein Papi wird sich freuen, wenn er den wunderschönen Strauß sieht, den wir ihm …« Erst da fiel ihr wieder ein, dass Werner die Blumen ja gar nicht sehen konnte. Doch wie sollte sie das dem Kind klarmachen?
»Weißt du was? Wir werden den Papi damit überraschen und stellen die Vase mit dem Strauß einfach heimlich in sein Zimmer. « Insgeheim nahm sich Karen fest vor, Werner dann von den Blumen zu erzählen, damit er sich bei seiner Tochter bedanken konnte.
»Prima, Karen«, jubelte das Kind und hielt die bunten Bluten ganz fest in seinen kleinen Händen. Tamara sah bezaubernd aus in dem rosafarbenen Kleidchen, das wunderbar zu den langen schwarzen Locken passte. Ihre Wangen waren diesmal besonders gerötet, doch Karen vermutete, dass die Freude und das sonnige Wetter daran schuld waren.
Als Tamara sich am späteren Nachmittag jedoch ständig die Augen rieb und immer wieder begann, grundlos zu weinen, wurde sie doch besorgt. Irgendetwas war mit dem Kind nicht in Ordnung.
Wera Weichel schüttelte den Kopf. »Die Kleine brütet etwas aus«, sagte sie. »Wir müssen sie im Auge behalten. Vielleicht sollte man auch Werner davon erzählen. Es könnte immerhin eine Erkältung daraus werden. «
Als Karen das Kind zu Bett gebracht hatte, ging sie zu Werner Bostels Arbeitszimmer. Kein Geräusch war von drinnen zu hören, und die junge Frau befürchtete schon, dass er gar nicht da war.
Auf ihr Klopfen antwortete eine unwirsche Stimme. Dann wurden Schritte hörbar.
»Sind Sie's, Karen? « Der Mann runzelte unwillig seine Stirn. Sein dunkles Haar war zerzaust, als hätte er in stummer Verzweiflung darin gewühlt.
»Entschuldigen Sie bitte. Ich wußte mir keinen anderen Rat mehr. Ich glaube, Tamy wird krank. Sie bat ein ganz heißes Köpfchen, und essen will sie auch nichts. Das kenne ich von ihr gar nicht. «
»Manchmal haben Kinder solche Phasen. « Werner winkte ab. Dann trat er zur Seite, um Karen eintreten zu lassen. »Oder denken Sie, wir sollten einen Arzt rufen? «
Die junge Frau zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht«, gestand sie zögernd. »Es ist schon Abend und…«
»Unser Hausarzt kommt auch in der Nacht, wenn er gebraucht wird«, unterbrach Werner sie unwirsch. Dann jedoch schien er sich zu besinnen. »Entschuldigen Sie, ich war unhöflich. Möchten Sie sich setzen? «
»Danke, gern. Bitte nicht böse sein, ich wollte nur nichts falsch machen oder versäumen. Vielleicht haben Sie ja wirklich Recht, und es ist nichts Ernstes. Ich habe da gar keine Erfahrung. « Karen fühlte sich so unbehaglich wie schon lange nicht mehr.
»Ist Wera jetzt bei Tamara? «
Karen nickte, bis ihr wieder einfiel dass er es nicht sehen konnte. »Sie versucht, dem Kind ein wenig Saft einzuflößen, doch Tamara behält nichts in sich. Vielleicht hat sie eine Mageninfektion. «
»Wir werden noch eine Weile abwarten. Wenn sich bis zwanzig Uhr nichts ändert, werde ich Doktor Schöller anrufen, damit er sich Tamara ansieht«, sagte Werner und ging dann mit überraschend sicheren Schritten zu seinem Schreibtisch.
Dela hob kurz den Kopf, dann legte sie ihn wieder auf ihre ausgestreckten Vorderpfoten und seufzte.
»Der Hund ist wunderschön. Ich wußte vorher gar nicht, dass Tiere so klug sein können. Bei Dela hat man fast das Gefühl, als würde man es mit einem Menschen, einem Freund, zu tun haben. « Karen beugte sich zu dem Hund und strich zärtlich über den schönen Kopf. Dela deutete nur ein schwaches Wedeln mit dem buschigen Schweif an, dann schloss sie wieder die Augen. Anscheinend war sie nicht gewillt, sich in ihrer wohlverdienten Ruhe stören zu lassen.
»Es ist nicht leicht, mit mir zurechtzukommen, nicht wahr? « Werner wandte ihr das Gesicht zu, als wartete er gespannt auf ihre Antwort.
»Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Karen nach einer kurzen Pause. »Ich denke, ich sollte wieder nach Tamy sehen. «
»Gebrauchen Sie keine Ausflüchte. Mein Bruder Armin scheint Ihnen bedeutend sympathischer zu sein als ich, stimmt's? Sie brauchen nicht zu antworten. Natürlich verstehe ich Sie, Karen«, lenkte er rasch ein, als sie protestieren wollte. »Armin ist ein sehr guter Unterhalter, amüsant und charmant. Ich bin das alles nicht, nur blind. «
Karen schwieg betroffen. Mit diesem Ausbruch hatte sie nicht gerechnet. »Vor einiger Zeit sagten Sie einmal
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