Auch Schmetterlinge können weinen (Der romantische Heftroman für den Kindle) (German Edition)
zu mir, dass man das Leben so nehmen muss, wie es einem dargeboten wird«, sagte sie leise.
»Und was ist, wenn einem plötzlich ein zweiter Weg gezeigt wird? Wenn man die Möglichkeit hat, selbst zu entscheiden, wie es weitergeht? «
»Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen? «
Erregt wandte sich Werner um. »Wo sind Sie, Karen? Reichen Sie mir Ihre Hand, bitte. «
Die junge Frau zögerte einen Moment, dann fasste sie nach Werners Hand, die sich ihr entgegenstreckte. Ihr Herz klopfte aufgeregt. »Wir sollten nach Tamy sehen«, schlug sie vor, doch Werner reagierte nicht.
»Ich muss Sie spüren, damit ich weiß, ob Sie jetzt die Wahrheit sagen werden. Ich will Sie etwas fragen, was mir sehr wichtig ist. Bitte, Karen, überlegen Sie gut, ehe Sie antworten. Würden Sie mich heiraten, obwohl ich blind bin? Ich weiß, dass ich keine Liebe erwarten darf, doch meine einzige Sorge gilt Tamara. Was soll aus ihr werden, wenn ich nicht mehr bin? «
»Entschuldigen Sie, Werner, aber sind Sie jetzt total übergeschnappt? Weshalb wollen Sie sterben? Oder soll das heißen, dass Sie krank sind? « Angst stieg in Karen hoch, doch sie bekämpfte sie tapfer.
»Aber nein, ich bin nicht krank. « Ein leichtes, etwas wehmütiges Lächeln glitt über das bleiche Gesicht des Mannes. »Es ist nur... Manchmal glaubt man, dass man den Endpunkt erreicht hat und es gar nicht mehr weitergehen kann. Alles Kämpfen, alles Zusammenreißen war umsonst. Dann. . .«
» ... stürzt man sich kopfüber ins Wasser und hofft, dass es auf der anderen Seite des Jordans besser wird. An diesem Punkt war ich, als Sie Ihre Hand nach mir ausgestreckt und mich gerettet haben.« Karen gab sich betont burschikos, obwohl ihr gar nicht danach zumute war. »Ich kenne das Gefühl. Es geht vorbei, wenn man ihm nicht nachgibt, oder wenn jemand da ist, der einen noch vor dem letzten Schritt bewahrt. Darf ich dieses Mal derjenige sein, der Sie von dem Sprung in die Tiefe zurückhält? Schließlich habe ich einiges wieder gut zu machen. «
Werner senkte betroffen den Kopf. Noch immer hielt er die Hand des jungen Mädchens fest wie ein Ertrinkender einen Strohhalm. In seinem kantigen Gesicht arbeitete es. Er schwieg.
»Sind Sie mir jetzt böse? « wollte Karen wissen.
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet. «
»Ich werde Sie heiraten, wenn Sie das möchten, doch ich bitte Sie, noch zuwarten. Es ist einfach zu früh«, sagte Karen etwas atemlos.
»Was werden Sie Armin sagen? «
»Armin? « wiederholte Karen verständnislos. »Was hat Ihr Bruder damit zu tun?«
»Sie lieben ihn doch. «
Karen lachte. »Lieben? Ich liebe niemanden. Doch, Tamy vielleicht« gab sie dann zögernd zu, als hätte sie sich für dieses Gefühl schämen müssen.
»Sie würden ihr eine gute Mutter sein, das weiß ich. «
»Und Sie könnten ein wunderbarer Vater sein, wenn Sie nur wollten. Doch Sie kümmern sich viel zu wenig um Ihr Kind. Die meiste Zeit sitzen Sie in ihrem Arbeitszimmer und vergraben sich. Tamy braucht Sie, Sie sind der Vater. Sie müssen ihr auch die Mutter ersetzen. «
Werner ballte die Hände zu Fäusten und presste dabei Karens Finger so fest zusammen, dass sie erschrocken aufschrie. Sofort ließ er sie los. »Entschuldigen Sie, ich wollte ihnen nicht wehtun. Sie sollten jetzt...«
In diesem Moment wurde heftig geklopft und gleich darauf die Tür geöffnet. Wera betrat das Zimmer.
»Tamy geht es schlechter. Wir sollten lieber einen Arzt rufen. Ich habe da so einen Verdacht. Hoffentlich bestätigt er sich nicht. «
Als der Arzt kaum eine halbe Stünde später eintraf, machte er bereits nach kurzer Untersuchung ein sorgenvolles Gesicht. »Tamara muss ins Krankenhaus. Es könnte eine Meningitis sein. Damit ist nicht zu spaßen«, sagte er und nahm aus seiner Tasche einen Block, auf den er hastig ein paar Worte schrieb. »Ich werde jetzt im Krankenhaus anrufen und einen Wagen bestellen. Sie richten inzwischen das Kind her für den Transport«, sagte er dann, zu Karen gewandt. »Tamara fürchtet sich vor dem Krankenhaus«, fügte er dann noch erklärend hinzu, weil er sah, dass Karen nicht wußte, was sie tun sollte. »Sprechen Sie mit dem Kind und beruhigen Sie es. Am besten ist es, wenn Sie mitfahren. «
»Ich komme ebenfalls mit«, sagte Werner. Die ganze Zeit über hatte er schweigend dagestanden und mit unbeweglichem Gesicht auf die Worte Dr. Schöllers gelauscht.
»Wie Sie wünschen«, sagte der ältere Arzt und packte seine Tasche zusammen,
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