Auch Schmetterlinge können weinen (Der romantische Heftroman für den Kindle) (German Edition)
nicht, wie viel er von ihrem Gespräch mitgehört hatte, denn sie hatte ihn nicht kommen hören.
»Du verstehst mich offensichtlich ganz falsch«, begann sie nach einer Weile, als ihr die Stille beinahe unerträglich wurde »Ich habe ihm nur gesagt …«
»Lass die Ausflüchte Ich möchte es gar nicht wissen, was du ihm anvertraut hast Er schien jedenfalls recht glücklich zu sein, und das ist doch auch schon etwas«, entgegnete er bitter »Dann ist wenigstens einer von uns glücklich «
»Lass uns nicht streiten, bitte, Werner. Gestern …«
»Gestern ist vorbei«, unterbrach der Mann sie heftig. Seine Hände ballten sich zu Fausten, und er lief in Zimmer hin und her wie ein gefangener Löwe »Ich möchte wissen, um was für ein Geheimnis es sich gehandelt hat«, murmelte er immer wieder und lief dann wieder eilig paar Schritte. Plötzlich stieß er an den Schreibtisch. Ein heftiger Ausspruch in ohnmächtiger Verzweiflung entrang sich seiner Brust Stöhnend klammerte er sich an der Tischplatte fest.
»Komm, Werner, ich werde dir helfen.« Rasch lief Karen zu dem Mann und fasste ihn am Arm. »Und ich werde dir auch sagen, welches Geheimnis ich Armin anvertraut habe, Du wirst mich sicher dafür hassen, doch es musste einfach sein. Es - es handelt sich um dein Leiden. «
»Das dachte ich mir«, murmelte der Mann vor sich hin. Seine Wut war verflogen, sein Hass verraucht. Nun fühlte er nur noch Schwäche in seinem Körper, die ihn hilflos machte. Am liebsten hätte er sich in sein Zimmer verkrochen und seine Wunden geleckt. Doch auch das war ihm verwehrt. In seiner Erregung schien er die Orientierung völlig verloren zu haben.
»Lass mich zufrieden, Karen. Ich will es nicht wissen. Du sollst nicht meinetwegen wortbrüchig werden. Das lohnt sich nicht. Geh aus dem Zimmer und mach die Tür hinter dir zu. Ich möchte allein sein. «
»Aber ich wollte doch nur … Meine Entscheidung.. . «
Werner Bostel winkte jedoch ab. Stöhnend setzte er sich auf den Stuhl, den ihm die Frau vorsorglich hingeschoben hatte. »Die Entscheidung hat Zeit. Ich möchte heute nichts mehr wissen. Außerdem ist es vielleicht ganz gut, wenn du deinen Entschluss noch einmal überdenkst, egal, wie er jetzt ausgefallen wäre.«
»Wie du meinst.« Karen nickte. Obwohl sie am liebsten vor Verzweiflung geweint hätte, schaffte sie es sogar noch, spöttisch zu lachen. »Du nimmst dich zu wichtig, mein Lieber. Das ist dein ganzer Fehler«, sagte sie, ehe sie den Raum verließ.
Erst im Flur erlaubte sie sich den Luxus, ihren Tränen freien Lauf zu lassen.
***
»Ich halte diesen Zustand nicht mehr länger aus. Seit Tagen spricht Werner kein Wort mehr mit mir. Es scheint fast, als wäre ich nur noch Luft für ihn. « Karen schnüffelte, weil ihr wieder Tränen über das Gesicht liefen.
Mitleidig reichte Karl ihr ein Taschentuch. »Sie dürfen es sich nicht so zu Herzen nehmen, Karen. Werner ist nun mal ein launischer Mensch geworden, seit das Schicksal ihn so arg gebeutelt hat. Ich bin jedoch sicher, dass er es nicht so meint. «
»Zuerst hat er mir einen Heiratsantrag gemacht, und nun will er nicht einmal mehr wissen, wie ich mich entschieden habe. Dabei wollte ich ihm mein Ja-Wort geben. Er jedoch lässt mich nicht einmal ausreden, wenn ich es ihm sagen will. Und das alles bloß, weil er zufällig einen Teil unseres Gesprächs angehört hat. Ich erzählte Armin von der Bemerkung des Arztes, dass Werners Blindheit vielleicht zu heilen wäre. Dann bat ich Armin, das als unser Geheimnis zu betrachten. Das war alles. « Karen schluchzte verhalten auf, dann schlug sie die Hände vors Gesicht.
Wera Weichel schlang ihre Arme um das weinende Mädchen und wiegte es ein wenig, bis sich Karen wieder etwas beruhigt hatte. »Er wird sich schon wieder fangen«, sagte sie mütterlich. »Sie müssen es verstehen, Karen, wenn er übersensibel ist. Sicher glaubt er auch, kein vollwertiger Mann mehr zu sein, weil er nicht sehen kann. Dabei wundere ich mich manchmal, was er alles erfühlt. Ich glaube, wenn ein Mensch einen seiner Sinne verliert, dann arbeitet ein anderer Sinn dafür umso besser.«
»Wenn Tamara nicht wäre, dann hätte ich dieses Haus schon längst verlassen. Ich halte diesen Zustand nicht mehr lange aus, das könnt ihr mir glauben. Dabei liebe ich ihn doch«, fügte Karen noch leise hinzu. In ihren Händen hielt sie das Taschentuch und zerknüllte es.
»Sagen Sie nicht so etwas«, wehrte Wera ab. »Werner braucht Sie mehr, als er
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