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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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Butterbaatz schön kalt, glatt und hellgelb in den Buttermodel hineingestrichen, bring ihn aber ums Verrecken nicht mehr heraus.
    Hier ist auch der Hias am Ende seines Lateins. »Die Almuth hat’s halt immer auf so a Brettl g’haut«, brummt er und verschwindet im Stall, Dieselkanister aufräumen.
    Ich haue also den Buttermodel auf ein Brett.
    Der Model ist aus massiver Eiche. Das Brett irgendein anderes Holz. Ahorn oder so. Es kriegt Dellen von den Einschlägen. Aber der Butterbatzen kommt nicht raus.
    Vielleicht mit einem Schlag von oben?
    Hias hat einen Gummihammer in der Werkzeugschachtel. Den hole ich. Hole aus. Der volle Buttermodel liegt umgedreht auf Brett und Butterbrotpapier.
    Dusch.
    Brett, Butterbrotpapier und Buttermodel springen in die Höhe nach dem Aufschlag. Sonst ändert sich an der Situation nichts. Ein Kilo Butter im Model. Bombenfest.
    Neues Butterbrotpapier. Brett. Hackstock.
    DUSCH!
    Nichts.
    Vielleicht ist der Gummihammer zu weich.
    Vielleicht muss ich mit der Axt ... Aber der Buttermodel ist ein Einzelstück. Handarbeit.
    Also kratze ich das Kilo Butter wieder heraus aus dem Model, knete wieder Batzen draus und werfe sie zurück in ihr kaltes Wasser.
    In den Model schütte ich kochendes Wasser. Der Rest Butter löst sich auf.
    Aaah, denke ich. Wunderbar.
    »Vielleicht muss der Model warm sein, dass der rausgeht?«, unterbreite ich meine Erkenntnis dem armen Hias.
    »Hmmm ...«
    Also Butterbatzen wieder in den Model. An den Rändern schmilzt’s. Wunderbar. Umdrehen, schütteln, mit den Eckenaufs Brett schlagen, und Simsalabim, mit einem Schmmmz-ffggpsch pflatscht ein Butterbatzen auf das Brett.
    Ein armseliger, schleimiger, wässrig weißer Haufen. »Ganai« sollte da in geschwungenen Buchstaben stehen.
    Hias kratzt sich hinter den Ohren und sagt nicht mal mehr, des kriang ma scho.
    »Sorry«, sage ich.
    Wir betrachten unser Werk. Lange und still.
    »Lesen kann man’s nicht«, stelle ich fest.
    »Wenn ma ned woass, wos’ hoast, ned glei, naa«, bestätigt Hias. »Heraus is auf jeden Fall«, sinniert er weiter.
    Puuuh. Was mach ma da? Soll ich die Almuth anrufen?
    »Ja, i woass aa ned, wia die des oiwei g’macht hot.«
    Na, super.
    »Machst’ hoid Batzn.«
    Ja. Gut. Mach ich halt Batzn.
    Meine Lektion für heute habe ich gelernt.
    Dass das Leben manchmal einfach so ist. Wenn alle anderen Kunstwerke erschaffen, Karrieren starten und Kinder kriegen. Und ich nicht.
    Dann mach ich halt Batzn.
    Das geht auch.

Auf und ab und unter Wasser
    Die Nelly ist über den Zaun gesprungen.
    Als ich am Nachmittag die Kühe holen gegangen bin, war sie nicht da. Wie vom Erdboden verschluckt. Ich habe geschrien, gepfiffen, mit dem Zauberpulvereimer gescheppert – keine Nelly.
    Seit ein paar Tagen darf sie wieder raus. Zusammen mit Dora und Zenz’ auf die untere Weide. Für die zwei Ladys ist es nur angemessen, ihre eigene frische, unberührte Weidezu haben. Sie fressen den ganzen Tag kniehohe Gräser und Blumen. Die andern 96 Koima und der Ochs müssen sich die obere Weide teilen. Vom Gana-Stoa bis zur Lauber-Hütte. Der Ochse heißt Lenzi. Er ist ein Sopran. Deswegen nennen wir ihn Farinelli, wie der Opernstar. Hias und ich schließen schon Wetten ab, wem’s bei seinem Gebrüll als Erstes das Trommelfell zerreißt. Oder die Nerven. Oft brüllt er den ganzen Nachmittag. In dieser Stimmlage: MmaäIIIIIIIIIHH! Nicht auszuhalten.
    Ich hoffe, die Nelly hat sich nicht in ihn verliebt.
    Denn ich finde sie, mitten in einem Pulk um Farinelli herum. Die Nelly, zwei stierige Koima und der Ochse. Hinüber und herüber drehen sie sich, schnauben einander an und reiten aufeinander auf. Sogar auf den Ochsen. Und der lässt sich’s gefallen. Wahrscheinlich hat er völlig vergessen, was er ist, der Arme. Das einzige männliche Element.
    »Nelly! Spinnst du! Auf geht’s, geh ma!«, schnaube ich und werde ignoriert.
    Ich hole einen Halfterstrick und meinen Almstecken. Das wäre ja noch schöner. Da schmier ich wochenlang Heilpaste an ihren Hax und schütt essigsaure Tonerde in den Verband, und sie rennt bei der ersten Gelegenheit raus und besteigt den Ochsen! Geht’s noch!
    Flammend vor Empörung werfe ich ihr den Strick um den Hals, nehme ihren Schädel in den Schwitzkasten, zieh ihr die Schlinge über die Schnauze und das Strickende hinter den Ohren rum. Halfter angelegt. »Heimgehen, aber flott!«, befehle ich, zupfe am Strick und gehe los. Und ich dulde keinen Widerspruch.
    Sie tappelt mit. Wie ein Hund. Ein

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