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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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bisschen humpelt sie.
    »Das hast du jetz’ davon«, knurre ich.
    Tappel-Tappel-Tapp. »Mmmmmh.«
    Wir marschieren vorne in den Stall hinein und hinten wieder raus. Der Stall und der Zaun trennen die obere von der unteren Weide. Vor dem Stall ist die obere Weide. Vorn ist verboten. Kapiert?
    Mit einem Klapps auf den Hintern lasse ich die Nelly laufen. Die Dora und die Zenz’ erwarten sie schon. Und? Was läuft so, drüben? Und was macht sie? Die Nelly? Tappelt schnurstracks zum Zaun, streckt ihre braune Schnauze drüber und hüpft. Zack, drüben ist sie. » MMMaaäiiiiiIIIIHHHHHH «, brüllt Farinelli, und schon klebt sie ihm wieder am Arsch.
    Ist denn das zu fassen.
    Ich wiederhole meinen Stunt mit dem Strick.
    Tappel-Tappel-Tapp, in den Stall. Hinten wieder raus. »Geh zur Dora!«
    »Mmmmmh.« Tapp, Tapp, Tapp. Zaun – drüber.
    » MMMaaaaäiiiiiIIIIIIIHHHHH, ÄäiiiIIIIIIHHHHH !!!« Er wieder.
    »Was findst’n an dem!«, brülle ich ihr nach. »Mit so einer Stimme! Furchtbar!«
    Ich werde ausgelacht. Von unterm Rosenbusch.
    Da sitzen der Hias und noch jemand. Ein zweiter Jeep steht vor der Hütte. Den hab ich gar nicht bemerkt. Ein junger Mann in Zimmererhosen, grünem Hemd und Filzhut grinst mir entgegen.
    »Servus, i bin der Kilian«, sagt er. »Der Jager von do.«
    »Ah ...«, sage ich. Jäger waren mir nie sympathisch. Da, wo ich herkomme, sind das unleidige g’wamperte Frührentner mit dem Gewehr permanent im Anschlag, und wenn du zur falschen Zeit an irgendeinem Waldrand auftauchst, kann’s dir passieren, dass dir einer droht, auf dich zu schießen. Weil du in seinem Wald nichts verloren hast. Unwillkürlich weiche ich zurück vor diesem Jäger. Auch wenn er nicht aussieht wie einer.
    »Karin«, stelle ich mich vor.
    »Is dir dei Koim auskemma?«, fragt er. Freundlich. Sein Lächeln ist offen.
    »Des is ned mei Koim, leider die g’hört dem G-Bau’r.«
    »Wem?«
    »G-Bau’r.«
    »Grassberger«, übersetzt der Hias.
    »Ah, dem. Der wo hinter Rosenheim drauß’ die Jagd hot.« Kilian nickt, über alles im Bilde.
    Also, jetzt ist mir die Welt der Bauern schon fremd. Aber die Welt der Jäger ist wie ein komplett neues Universum.
    »Maääiiiih!«
    Mir wird das alles zu viel. Ich geh in die Hütte und mach mir ein Schwammerlbrot.
    Schwammerl aufm Herd
    Das Rezept für Schwammerl aufm Herd hab ich von der Ami. Und die Ami hat’s von ihrer Oma. Schwammerl aufm Herd sind praktisch, weil’s schnell geht und keinen Dreck macht. Mit Dreck meine ich Zeug, das man später abspülen muss. Auf der Alm spült man möglichst wenig ab.
    Ich habe einen alten Stoffturnbeutel voller Steinpilze. Na ja – nicht ganz voll. Zwei Steinpilze hab ich. Mehr hab ich nicht gefunden. Es ist mir ein Rätsel, wie der Hias manchmal drei solche Turnbeutel voll daherbringt.
    Also, heute war’s so weit. »Heid is a Schwammerltag«, hat er gesagt, als Erstes in der Früh. Ein Schwammerltag ist ein warmer, sonniger Tag, aber kein trockener. Am besten hat’s die ganze Woche geregnet, und am Schwammerltag steigt dann der feuchtwarme Dampf vom Waldboden auf.
    »So a Schwammerl wachst ned überoi«, hat der Hias noch gesagt. Und als ich gefragt habe, wo, hat er seinen Blick nachdenklich und gründlich auf mir ruhen lassen. Ich glaube, das bis heute bestgehütete Geheimnis des ganzen Voralpenlandes ist ein guter Schwammerlplatz. Aber auch bei den Schwammerln ist der Hias eine Ausnahme. »Do«, hat er gesagt und mir den Turnbeutel in die Hand gedrückt. Und dann hat er gesagt, wo ich hingehen muss. Den genauen Baum. Den ich hier nicht verraten werde.
    Von dort sind die zwei Steinpilze.
    (Ich wollt daraufhin auch einen Schwammerlplatz finden. Meinen eigenen. Ha, ha. Gute Schwammerlplätze werden vererbt. Vom Ururopa auf den Opa auf die Kinder.)
    Man schneidet die Schwammerl in Scheiben. Ein paar Millimeter dick. So, dass sie noch stabil sind.
    Die Herdplatte (logischerweise Holzofen und Eisenplatte) muss heiß sein, aber das ist sie ja meistens sowieso auf der Alm.
    Ab jetzt muss man schnell sein. Eine Handvoll Salz auf die Herdplatte streuen. Es macht nichts, wenn das Salz durch die Topfringe fällt oder in den Ritzen hängen bleibt. Salz ist Lebensenergie. Mutter Erde. Und es verbrennt ganz unspektakulär.
    Dann die Schwammerlscheiben drauf. Je heißer die Herdplatte ist, desto kürzer bleiben die Schwammerl drauf. Ungefähr 30 Sekunden pro Seite. Eine Minute dauert nämlich länger, als man denkt. Schwammerl umdrehen mit einem Messer,

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