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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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Letzte, der sich nach mir umdreht, ist der Hias. Er erschrickt. »Hoi, etz’ aber«, rutscht’s ihm raus.
    »Tut mir leid«, murmle ich lautlos. Hat niemand gehört. Hab’s zu den Kieselsteinen am Boden gesagt.
    Hias verteilt Schnapsgläser. Ich greife zu und schütt mir ein Stamperl in den Rachen. Gut. Himbeer, so weit man das bei der Schärfe unterscheiden kann. Wo er diese Schnäpse immer herhat. Vom Teufel persönlich. Wundern würd’s mich nicht. Oder vom Haus’n Sepp. Aber gut ist er. Verzieht einem nicht einmal die Mundwinkel. Es gibt sogar nocheinen. Ganz einsam ist ein Stamperl stehen geblieben auf dem Tablett. Ha, gehört mir schon. Servus, und weg.
    So.
    Ein daunenflauschiges Lächeln huscht über mein Gesicht.
    Angenehm ruhig ist es. Keiner trommelt mir mehr im Kopf herum.
    Meine Gedanken sind in einer Schachtel. Ich hab sie nicht mal zukleben müssen. Eine freundliche Dame an der Garderobe nimmt sie entgegen. Sie wird gut drauf aufpassen.
    Eine kleine weiße Wolke schwebt auf mich zu, und eine Stimme sagt sanft: »Oiso dann – packma’s.« Ich lächle. Was für eine nette Einladung. Ja, gerne, will ich schon fast sagen.
    Da merke ich, dass der Hias »Packma’s« gesagt hat und allen voraus mit vier Latschenbuschen in der Hand zum Stall marschiert.
    Ich stell mein Schnapsglas irgendwohin, ich glaube, aufs Fensterbrett neben dem Blumenkasten, und laufe ihnen nach. Meine kleine weiße Wolke kommt mit. Schön, denke ich. Und mein Fuß verpasst um ein paar Zentimeter die Schwelle vor der Stalltür. Der Hampi fängt mich auf, sonst wäre ich schön im Dreck gelandet. »Uups«, sage ich. Und langsam hege ich den Verdacht, dass meine süße weiße Wolke gar kein übersinnliches Gefährt ist, sondern ein kleiner Rausch.
    »Deees schadt dir gaaaar nicht«, kichert da ein alter Almgeist in meinem Kopf. »Des G’sicht hot ma ja nimmer ooooschaun kenna.«
    Na, dann ist ja allen geholfen. Keiner muss mehr dieses Gesicht anschaun.
    Im Gegenteil. Jetzt müssen sie mein saublödes Grinsen aushalten. Ich binde mir Nellys Stirnkranz um den Kopf, während ich dem Hampi helfe, die Larven für die Latschenbuschen auf den Köpfen der Koima zu montieren.
    Der Hias setzt mit ruhigen Griffen den Kühen ihre Skulpturen auf den Kopf. Und dann wirft er einen letzten Blick indie Runde. Moment. Trage ich immer noch Nellys Stirnkranz? Tatsächlich.
    »Huuuh!«, quietsche ich und binde Nelly ihren Kranz um. Mache mit den Schnurenden eine Schleife hinter den Hörnern. »Mein Gott, bist du hübsch! Schau mal, wie schön du ausschaust.« Zuckersüß. Meine weiße Rauschwolke verwandelt sich in rosarote Herzerlwolken.
    »Mmmmh.«
    Nelly schüttelt ein bisschen ihren Kopf. Aber dann mag sie den Stirnkranz und findet, dass endlich mal was passieren könnte. Sie glotzt zum Hias.
    Der macht die Stalltür auf. Er winkt mich raus, den Hampi raus und die Theres’.
    »Schaugt’s, dass as eifangts und glei an Grob’n nunterbringts«, lautet sein Kommando.
    Ich ahne, was auf uns zukommt.
    »De wer’n ganz schee roas’n«, fängt der Hampi an zu erzählen, während Hias im Stall die Ketten löst. Es rumpelt und kracht fürchterlich im Stall, und der Hampi grinst selig: »Die Dora hot letzt’s Johr den Telefonmast’n do hint’ o’packt. Woasst scho, wia bei de Stierkämpf’ in Spanien. A so oa’n möcht’ i ma nomoi o’schau’n. Überhaupts muass Spanien schee sei.« Ich nicke. Gibt’s das? Hampi redet wie ein Buch. Ich hab ihn bisher noch nie mehr als vier Wörter hintereinander sagen hören.
    »Letzt’s Jahr warma in a Dreiviertelstund drunt. Schau ma moi, wos heit’ geht.«
    In der gleichen Sekunde rennt die Dora aus dem Stall wie ein wilder Stier. Geradewegs auf den Telefonmast zu. » HhgRRMMMM«, grollt sie und rammt ihre Hörner in den vermeintlichen Gegner. Der Telefonmast wackelt. Der Herr Fink, der grad so schön auf dem Kabel gesessen ist, flattert entsetzt davon. »Heeee!«, schreit die Theres’. »Heeeee!«
    Der Hampi grinst bis hinter beide Ohren. Es gefällt ihm, wenn was los ist. Vielleicht braucht er einfach nur die rechte Dosis Adrenalin, damit er auftaut. Und die Dora holt nocheinmal aus und verursacht eine Störung bei der Telekom. Drei gold-rote Papiernelken fallen zerquetscht unter ihre Hufe.
    »Doooraaaa!«, brülle ich. Ich stapfe auf sie zu. »Dora! Schluss! Heimgehen!«, befehle ich.
    » MMMUUUAAAAHHHH !«, brüllt sie und schüttelt wild den Kopf. Die Silberdisteln weht’s in Bröseln davon. Ich

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