Auch unter Kuehen gibt es Zicken
voll, Weißwürste schon in einem Topf. Senf.
Sie sagt: »Griaß di, Karin. Host d’ Kiah scho drin?«, auf dem Weg vom Auto zur Hütte.
»Ja«, lächle ich. »Magst’ an Kaffee?«
Sie sagt »Deama glei d’ Schwanz waschen, bevor d’ Manna kemma, sonst hama do koa Ruah mehr«, während sie die Weißwürste auf den Herd stellt. An den Rand, damit sie nicht kochen und platzen, aber warm werden.
»Im Kofferraum hob i ’s Waschpuiver und d’ Kieben«, sagt sie, während sie die Brezen auf den Tisch stellt, daneben die Kaffeekannen, ein altes Hemd ihres Mannes übers Dirndl zieht und zwei Kuhstriegel aus einer Plastiktüte schüttelt.
Ich kippe meinen Kaffee in den Rosenbusch und hole die Kübel und das Waschpulver aus dem Goggo. Ich gönne uns den Luxus, das Waschpulver in warmem Wasser aufzulösen.
Und dann schreiten wir zur Tat.
Jede einen Eimer, jede eine Bürste, jede einen Striegel. Wir tauchen jede einen Kuhschwanz in den Eimer. Und schrubben und kneten und bürsten wie zwei Waschweiber. Wir arbeiten im völligen Einklang. Gleich schnell, gleich gründlich. Sie arbeitet nach links, ich nach rechts. Und als wir jeweils nur noch eine Koim zu waschen haben, fahren die Hinterberger Männer vor.
Sie haben die großen Glocken dabei. Der Hampi trägt sie allein zum Stall. Fesch sieht er aus, in Leinenhemd und kurzer Lederhose. Ich muss mich wundern über seine strammen Wadln. Erstaunlich.
Seine Mutter grinst. Es gibt nichts, was dieser Frau entgeht.
Ich grinse zurück und zucke mit den Schultern. Sorry, kann passieren.
Sie verrät mit keinem Wimpernschlag mehr, was sie denkt, wäscht den letzten Kuhschwanz fertig und gibt gleichzeitig den Männern Anweisungen, welche Glocke an welche Kuh und welcher Latschenbuschen an welche Koim kommen soll. Die Glocken jetzt gleich, die Buschen nach dem Frühstück.
Ich ahne ja nicht einmal, wie sehr sie die Fäden in der Hand hält. Und wie viele.
Hampi und ich tauschen die normalen Almglocken gegen das Festtagsgeläut. Die Mädel wissen genau, was los ist. Sie halten erstaunlich still. Auch Hampi und ich arbeiten schweigend, reibungslos. Was seiner Mutter nicht entgeht. Sie scheucht uns aus dem Stall, in der Sekunde, in der wir fertig sind. Essen. Hopp, hopp, auf geht’s.
Der Hias bringt die Weißwürste aus der Hütte und ein Bier für jeden. Ich hätte mir denken können, dass Kaffee nicht die erste Wahl ist an einem solchen Tag.
Und jetzt erst seh ich meine Eltern unterm Rosenbusch sitzen. »Ja was macht’sn ihr da!«, schreie ich, und dann falle ich ihnen beiden um den Hals.
»Hallo, Mädel. I g’frei mi so, dass i heut dabei sein kann!«, strahlt meine Mutter.
»Ganz schee is do.« Mein Vater. Sie meinen exakt dasselbe.
Sie hat mir ein Dirndl mitgebracht.
»Mama!«
»Dooooch, des is doch a Festtag!«
Und schon verschwindet meine Mutter mit ihrem prall gefüllten Rucksack in meiner Schlafkammer.
Ich schüttle entschieden den Kopf. Diese Diskussionen hatte ich schon im Kindergarten mit ihr. Nur heute hab ich keine Zeit. Deswegen weiß ich schon, wie’s ausgehen wird. Trotzdem muss ich mein Argument loswerden.
»Mama, ich glaub, die Kühe rennen im Galopp. Mit dem Kopfschmuck auf und den großen Glocken. Da is halt unpraktisch mit’m Dirndl.«
»Aaah, da wer’n doch andere Leut auch noch dabei sein, die dene Viecher nachroas’n kenna.«
»Ja. Schon. Nur ...«
»Der Hampi oder wie er heißt schaut doch aus, als könnt’ er alles niederroas’n.«
»Wahrscheinlich.«
»Na, oiso.«
Ich steh ja auch schon halb im Kleid. Bluse zuknöpfen, Reißverschluss zu und Schürze rum. Dann vorn noch ein bisschen zupfen, dann hinten noch.
»Jetza.«
Ich mach die Tür auf. Alle warten.
Ich bin die Einzige, auf die sie warten könnten. Denn alle anderen sind da. Und angezogen.
»Nur im Brautkleid is noch beschissener«, zische ich tonlos.
»Wieso, heiratst?«, meine Mutter klingt ein bisschen erschrocken.
»Nein! Wen denn!«
»Mei ...«
Sie bindet meine Schürze noch mal neu.
»Mama!«
Sie schaut mich an, mit diesem schief gelegten Kopf. Das macht sie, wenn sie mich mal wieder nicht verstehen kann. Absolut nicht verstehen. »Oiso, wos du immer host. So hübsch schaust aus. Des is doch wert, dass ma a paar Minuten wart!«
Ja.
Sie muss ja nicht hinein in die Blicke. Sie hat ja nicht das Gefühl von Brennnesseln auf der Haut, wenn sie sich nicht mehr in Opas Latzhose verstecken kann. Meine Mutter mag sich hübsch machen. Sie ist ein Mädchen.
Der
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