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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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mache mir Sorgen um den heiligen Georg. Aber die Tafel hat der Hias ihr aufgesetzt. Die hebt. »Dora! Heimgehen!«, brülle ich. Für eine Sekunde richtet sie ihre Hörner auf mich. »Heim! Geh!!! « Meine Faust packt den Almstecken fester. Meine rosaroten Herzerlwolken entwickeln die Durchschlagskraft eines russischen Panzers. »GEH!!!« Und die Kuh geht.
    Ich dreh mich kurz nach den anderen um. Die Zenz’ schießt schräg über die ganze Wiese. Der Hampi setzt zum Sprint an, umkreist sie mit Leichtigkeit und treibt sie in einem klug berechneten Bogen auf die Dora zu.
    Sein Almstecken zeigt mir eine Richtung an. Instinktiv renne ich los, die Dora vor mir hertreibend. Der Hampi legt noch einen Gang zu. Die Zenz’ im Galopp. Heyya!
    Zack, da war ein Loch im Boden, und ich segle. Ich muss mich noch abgedrückt haben, denn ich kann mich an die Flugphase erinnern. Und wie ich von rechts hinten die Nelly an mir vorbeigaloppieren sehe wie einen fliegenden Pfeil mit Stirnkranz. » MMMööööh. «
    Überholt wird nicht , sagt die Dora. Sie und Zenz’ haben die Ideallinie gefunden und werfen sich den Hang hinunter ohne Gnade.
    Der Hampi war gefasst. Ich nicht. »Hey!«, schreit er. Und »Hooopp!!« Er braucht jemanden auf der freien Seite, sonst rennen ihm die Kühe stangengerade in den Wald, und da drin ist’s richtig steil. Ich muss 30 Meter aufholen. Im Dirndl.
    Jemand drückt den Startknopf. Turboboost. Ich packe zwei Rockzipfel und renne los. Steine, Löcher in der Wiese, dürre Äste, ein Graben. Dank der weißen Wolke schmeißt’s mich nicht. Ich krieg sie. Knapp, aber glücklich. Mein Almsteckenschwingt vor den rasenden Kuhschädeln nach rechts. Der Hampi schwenkt sofort wieder ins freie Gelände, und die Kühe folgen ihm.
    Der Hias hat’s irgendwie geschafft, die anderen in einem geschlossenen Pulk zu halten. Keine Ahnung, wie. Auf jeden Fall sind sie da.
    Weiter geht’s hinunter in den Graben, und irgendwann auf den Weg.
    Wir bremsen. »Hoooo-la, Kuh-di, Hooooo-la.«
    Langsam.
    Wir sind am Almzaun. Den hab ich heut in der Früh schon aufgemacht. Bloß keine Zaunzwischenfälle.
    »Mmmmöööh.« Die Nelly stakst eilig von einer Böschung runter zu uns. Wie ist sie da raufgekommen, überhaupt?
    »Mmmmhh.« Zufrieden hängt sie sich an Doras Hinterteil. Auch die acht Koima schließen auf. Friedlich dackeln sie hinter der Theres’ her, und ganz zum Schluss kommen der Hias und seine Töchter.
    Der Hampi grinst mich an und zeigt mir seine Uhr. Zehn Minuten. Kann sein, dass wir auf dem Weg zu einem neuen Rekord sind.
    Ich lächle, wische den Schlamm aus meinem Gesicht und schüttle die Grasfetzen aus meiner Schürze. Das ist ein gutes Dirndl. Hält echt was aus. Aber wegen mir hätten wir keinen Rekord aufzustellen brauchen.
    Den Rest der Strecke gehen wir. Der Hampi nimmt wieder sein übliches stilles Wesen an, und ich schwebe auf meiner weißen Wolke dahin. Ich sehe Gesichter am Wegrand und Fotoapparate. Ich höre »Guck mal, Schatz, der Almabtrieb!«
    Wir gehen ein Stück auf der Straße, einen kleinen Schlenker durchs Dorf, über die Talwiesen und raus zum Hinterberger-Hof. Kinder und Hühner laufen uns entgegen. Die Dora gibt noch einmal Gas. Mit hoch erhobenem Haupt trabt sie auf die Weide hinter dem Stall, schnauft einmal die knöcheltiefe Blumenwiese ein und taucht grunzend ihre Schnauze ins Gras.
    »Des is’ scho a andere Woad wia auf da Oim, ha!«, sagt die Theres’. Ich nicke, anstelle von Dora. Die hat keine Zeit. Die frisst. Die anderen zehn fressen auch. Auch die Nelly hat ihr Mähwerk eingeschaltet. Mampf, mampf, mampf, mampf. Grmps. Mampf.
    »Nelly!«, sage ich, und komm mir vor wie meine eigene Oma. »Tu’ langsam!« Wobei meine Oma mich nie ermahnt hat, langsam zu essen.
    »Tua di ned owa«, sagt die Theres’. »Gras hama g’nua.«
    Findet die Nelly auch. Mampf-mampf, grmps, mampf-mampf.
    Meine Eltern kommen strahlend auf mich zu. Sie sehen aus wie aus einem Abenteuerkatalog. Sonne in den Augen, ein bisschen Dreck an den Hosenbeinen, einen Hut und ein wildes Tuch auf dem Kopf. »Schee war’s!« Ich lasse mich drücken.
    Ja. Schee war’s.
    Dann sind wir also jetzt da. Die Sonne scheint, die Hühner gackern, und die Katzen liegen faul auf dem Kies. Was für einen guten Tag wir erwischt haben.
    Willkommen im Tal.
    Wir schnallen den Viechern die großen Glocken ab. Doras Tafel zerfällt in vier Teile. Zenzis Kreuz wird an die Stallwand gehängt. Die Koima behalten ihre Latschenbuschen noch ein

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