Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)
wenn die Eltern niemals einer geregelten Arbeit nachgegangen sind, wie sollen das dann die Kinder lernen? Wenn die Eltern von Hartz IV leben, sie sich in ihrer eigenen Familienparallelwelt eingerichtet haben, wie und warum sollen dann die Kinder aus einer solchen komfortablen Struktur ausbrechen? Dabei wird wie selbstverständlich vorausgesetzt, dass diese Menschen gerne asozial sind und mit Absicht an dieser Gesellschaft vorbeileben und von dieser Gesellschaft leben wie Parasiten, die nichts anderes im Sinn haben, als ihren Wirt zu zerstören. Wobei der Sozialbetrug wahrscheinlich eine der aufwendigsten Methoden hierfür ist.
Natürlich kann man sich ganz auf Hartz IV zurückziehen und immer mehr Kinder bekommen, da Hartz IV das einzige System ist, in dem man mehr Geld bekommt, wenn man mehr Kinder hat. Aber wenn ich sehe, dass man pro Kind vielleicht 300 Euro extra bekommt, dann würde ich mir lieber einen chilligen 400-Euro-Job besorgen, schon allein deshalb, weil ich weiß, wie viel Arbeit so ein Kind macht. Und tatsächlich rechnen tut es sich natürlich auch nicht, denn die Ausgaben, die für ein Kind nötig sind, übersteigen die Summe ja bei Weitem.
Weiter verbreitet dürfte da schon eher das Modell sein, Hartz IV zu beziehen und undercover irgendwelche Geschäfte zu machen. Hartz IV plus Schwarzarbeit ist sehr einträglich und bestimmt das beste System ever. Aber es ist halt wahnsinnig asozial und sehr aufwendig.
Man braucht immer jemanden, über den man die diversen Sachen laufen lassen kann. Zum Beispiel muss der dicke Wagen, den du fährst, auf jemand anderen zugelassen sein, weil du als Hartz-IV-Empfänger eben keinen Mercedes CL AMG auf deinen Namen anmelden kannst. Da braucht man dann einen Cousin oder einen Kumpel oder irgendjemanden, der ein bisschen mehr in seinem Leben geschafft hat, auf den man seine Sportwagen laufen lassen kann. Du brauchst halt immer einen, der es geschafft hat, der mit beiden Beinen in der Gesellschaft steht, ansonsten funktioniert das nicht.
Mir persönlich wäre das viel zu stressig. Man muss den ganzen Tag organisieren. Die Handyverträge, die Autos, das Geld, die Bankkonten, alles muss ja so gemacht werden, dass es nicht auffällt. Man wird ja auch die ganze Zeit kontrolliert. Wenn jemand eine neue Couch beantragt, kommen erst mal zwei Beamte und gucken sich die Wohnung von dem an. Dann müsste er seine Sachen verstecken und müsste erst mal kurz seinen neuen, großen Fernseher bei einem Freund unterstellen. Das wäre mir viel zu nervig.
In Deutschland sind die Behörden sehr motiviert und man muss immer schlauer und schneller sein als der deutsche Beamte, der einem da gerade auf den Zahn fühlen will. Das ist sehr schwer und auch anstrengend.
Ich würde mich auch nicht mit denen anlegen wollen, weil ich mich nicht unbedingt für gewiefter halte als die Jungs, die Hartz IV kontrollieren. Ich glaube nämlich, dass die ziemlich gut sind. Deshalb glaube ich auch nicht an den durchorganisierten Sozialbetrug in großem Stil. Mir fällt allerdings auf, dass auf Großbaustellen wie dem Internationalen Flughafen Berlin Brandenburg mehr Geld in krimineller und betrügerischer Absicht vernichtet wird, als es jemals irgendwelche Hartz-IV-Boys schaffen könnten. Das Steuersystem wird betrogen, das Gesundheitssystem wird betrogen und so wird eben auch das Sozialsystem betrogen. Wasser sucht sich seinen Weg und natürlich kämpft man dagegen an und stopft Löcher, aber dann kommt es halt an einer anderen Stelle wieder heraus.
Tatsächlich ist es schwierig, mit lieb gewordenen Gewohnheiten zu brechen und aus festgefahrenen Strukturen auszubrechen. Genauso schwierig, wie es für einen erfolgreichen Oberarzt ist, keine Steuern zu hinterziehen, wenn alle seine Freunde im Golfclub Steuern hinterziehen, genauso schwierig ist es für seinen Sohn, die Erwartungen zu enttäuschen und nicht Arzt zu werden, und ebenso schwierig ist es für die Migranten, die für sie vorgesehene Rolle des Autohändlers, Gemüsehändlers, Fabrikarbeiters oder kriminellen Hartz-IV-Empfängers dankend abzulehnen, wenn man selbst gerne Bücher liest und den Wunsch verspürt, Anwalt zu werden. Das passt nicht. Das wird misstrauisch beäugt und kommt einem selbst im Vergleich mit anderen vielleicht auch komisch vor. Und trotzdem glaube ich, dass sich auch hier eine Veränderung anbahnt.
Ich denke, dass wir in einer Zeit leben, in der auch ein Ausländer aus einer Großfamilie nicht nur dazu erzogen wird,
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