Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
– und den oberen Mächten, die dir wohl Rita über den Weg geschickt haben. Jetzt muss ich erst einmal sortieren. Ich erzähle dir dann zu Hause genau, warum das wichtig ist. Du wirst staunen! Danke. Du bist ein Schatz. Bis bald.«
Lene legte das Handy weg und war einen Moment sprachlos. Sophie wurde ungeduldig.
»Nun sag endlich, was Lotte herausgefunden hat. Ich will es doch auch wissen. Schließlich war es meine Idee, dass du sie angerufen hast!«
» Entschuldige. Aber das hat mich umgehauen. Stell dir vor, Fred ist der Ururenkel – ich muss noch nachrechnen, wie viel ur – von Zacharias, der den Brand gelegt hat damals.«
Und Lene erzä hlte detailliert, was Lotte von Rita, die Lene nur aus Kindertagen gegenwärtig war, erfahren hatte.
Auch Sophie konnte es nicht fassen.
»Das ist ja wohl der Knaller schlechthin! Deshalb dieser Zorn auf unsere Familie. Aber Zacharias war es doch? Das mit dem Brand?«
» Das können wir sicher heute, einhundert Jahre später, nicht mehr aufklären. Aber wie verschlungen sind eigentlich die Wege der Menschen, dass sie sich nach so langer Zeit immer noch so nahe kommen, wie Fred und Joanne, mit einer solchen Geschichte im Hintergrund. Das gibt es doch nicht! Ich kann es immer noch nicht fassen.«
Sie sprachen noch einmal ü ber alle Fakten, die sie aus dem Ordner von Martin Masters herausgelesen hatten.
Lene fing an, zu sortieren.
» Also die Reihenfolge: Zacharias – Martin – Jeff – wie hieß der Vater von Fred noch? Ach ja, Reginald – und schließlich Fred. Jeff der Großvater, Martin der Urgroßvater und Zacharias wirklich der Ururgroßvater. Es ist verrückt. Ob Fred das weiß? Jetzt sollten wir wirklich mit ihm reden. Und welche Einstellung hatte Jeff? Ich muss unbedingt an den Ordner von Jeff und alles lesen. Noch heute, sobald wir im Hotel sind. Und Mike das alles erklären. Na, jetzt steigt er auch noch in unsere Familiengeschichte ein. Ob das alles eine Rolle spielt für die Ermittlungen? Himmel, es macht sie zumindest nicht unkomplizierter.«
Sophie fiel ein. »Ich kann mich gar nicht beruhigen. Wenn es diesen Brand damals nicht gegeben hätte - unser aller Leben wäre völlig verändert gewesen. Wenn wir zurückgehen in das Jahr – war es 1883? – dann wäre heute alles anders. Vielleicht niemand in Amerika, außer Margarethe, oder Marge, Und uns alle, inklusive Fred, gäbe es gar nicht, und…«
» Stopp!!! Jetzt geht es mit dir durch. Wir sind doch nicht im Fantasyfilm, wo einer zurück in die Vergangenheit gebeamt wird und dort die Zukunft verändert. Lass es lieber, wie es ist. Ist schon kompliziert genug. Und wir denken jetzt darüber nach, wie das ziemlich aufregende Puzzleteil in unsere jetzige Konstellation passt. Also…
Zacharias ist verzweifelt und voller Hass auf Lonas Eltern und Lona, als er vom Tod seiner Liebsten und seines Kindes erfä hrt. Soweit klar. Dann hat er später doch geheiratet und Martin bekommen. Der geht mit sechs Jahren in die Schule und trifft dort auf Margarethe als Lehrerin. Die ihn nicht leiden kann und vor der Klasse bloßstellt, weil auch sie eine Wut auf Zacharias, den Vater, hat. Schließlich ist sie bei Lona immer damit konfrontiert worden, was er ihr, Lona, angetan hat. Und dieser Gedanke hat sie wohl auch mit der Zeit hart gemacht - Lona, meine ich. Das wiederum hat die Töchter Lonas geprägt, sie haben es aushalten müssen. So kann man die Ablehnung Margarethes dem kleinen Martin gegenüber vielleicht nachvollziehen. Zudem er das Kind von einem war, der im Zuchthaus gesessen hatte. Wir wissen ja, dass Margarethe immer ein bisschen übertrieben hat mit ihren Vorurteilen, siehe Ben.«
» Also ich kann es schwer nachvollziehen, so ein kleiner Junge. Das ist nicht zu verstehen.«
» Aber du bist in Bezug auf Toleranz und Aufklärung schließlich ein Kind der jetzigen Zeit. Damals war das Denken noch sehr viel enger und Standesdünkel, wie man so schön sagte, weit verbreitet. Egal – es war auf jeden Fall so oder die Familie von Martin hat Margarethe belauert und ihr das ständig unterstellt. Dann geht Margarethe erst nach Erlangen, dann nach Amerika, wird dort zu Marge, heiratet.
Zwei Jahre frü her oder so ist auch Zacharias mit seiner Frau und Martin nach Amerika ausgewandert. Sicher unter ziemlich ungünstigen Bedingungen. Als Zuchthäusler hatte er doch gar keine Chance in Bamberg. Als Braubursche hat ihn wohl keiner mehr genommen – also konnte er höchstens als Tagelöhner arbeiten. Und ständig
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