Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
es immer beim Italiener in der Altstadt zu essen, mit Zabaione zum Nachtisch, wenn ich zu Besuch kam«, erklärte Lene. Es gab diesen köstlichen Nachtisch und sie genossen seine weinhaltige Süße. Dann fragte Lene John nach weiteren Bekannten und Freunden. Sophie strahlte stolz.
» Schau mal, was wir schon gemacht haben – eine Liste für euch mit Namen und Adressen, soweit John sie wusste. Sogar mit möglichen Motiven. Gut, nicht?«
» Ihr seid ja einfach so was von vorausschauend! Aber im Ernst – das ist eine große Hilfe. Vielleicht weiß einer von denen noch etwas, was uns auf eine Fährte bringt. Ich gebe sie Mike Fuller. Du kommst doch morgen in die Police Station, John?«
John nickte. »Ja, um elf. Bist du auch dort?«
Lene zö gerte. »Ich weiß noch nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Aber lass uns noch einmal über die Freunde sprechen. Damit ich mir auf jeden Fall ein Bild machen kann. Also, an erster Stelle Fred Masters. Da wissen wir ja schon eine Menge. Ist dir etwas Besonderes eingefallen, John? Hier steht als Motiv »Verliebt in Joanne«, das wissen wir schon. Aber wie stark und was kann da der Auslöser gewesen sein?«
John dachte nach. Seine Hä nde ballten sich immer wieder zu Fäusten, lösten sich wieder. Man sah ihm die Anspannung an.
» Ich denke, manchmal war er einfach neidisch. Marc bekam alles, und er, der arme Junge, bekam gar nichts. Ich weiß ja nicht, was er mit ihnen besprechen wollte. Der Tod seines Großvaters war wohl sehr heftig für ihn. Er muss sehr aufgeregt gewesen sein. Wenn er das Joanne gesagt hat, das mit der Liebe, und sie hätte ihn ausgelacht – und das traue ich ihr zu – dann hätte er ausrasten können. Nur, er nimmt ja zu so einem Gespräch keine Waffe mit, oder?«
Da beugte sich Sophie zu ihm und sah ihn inte nsiv an.
» Und Marc hatte wirklich keine Waffe? Es ist eine Pistole, eine Beretta. Hast du vielleicht einmal eine bei ihnen gesehen? Du hast vorhin gesagt, sie hätten sich immer eingeschlossen. Waren sie besonders ängstlich? Dann hatten sie vielleicht auch eine Waffe.«
John schü ttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht. Wir haben neulich diskutiert, weil ja das Waffengesetz hier geändert werden soll. Zumindest einige Staaten wollen das. Und da hat Marc noch vehement gegen das Recht jedes Bürgers gewettert eine Waffe haben zu dürfen. Er machte deutlich, wie enorm dehnbar der Begriff Selbstverteidigung ist und vertrat die Ansicht, eine Waffe im Haus verleitet auch dazu sie einzusetzen. Ist Ursache von Gefahr und nicht Vermeidung. Nein, er hätte nie eine Waffe in seiner Wohnung gewollt oder akzeptiert. Und – wie ich es verstanden habe – Joanne dachte genauso.«
Gott sei Dank, dachte Lene. Nur - das machte es noch komplizierter. »Was war mit dem Gespräch, das er Joanne angekündigt hatte und von dem er sagte, es sei wegen seines Großvaters?«
» Ich weiß ja nicht, was er mit ihnen besprechen wollte. Ich weiß nur, dass Joanne nach dem Telefonat drängelte. Sie hatte wohl Angst um ihn, schien mir.«
Lene dachte nach. Machte sich innerlich eine Notiz, dass sie das unb edingt noch aus Fred herausholen musste. Was war mit dem Großvater, was konnte da so dramatisch sein? Erbangelegenheiten? Und dann, wen konnten sie hereingelassen haben außer John und außer Fred, nach ihnen? Das blieb ein Geheimnis. Noch, hoffte sie.
» Also weiter mit eurer Liste. Da ist dann Iris. Ihr schreibt als Motiv, ›eventuell Eifersucht‹. Meint ihr, sie hatte bemerkt, dass Fred in Joanne verliebt war?«
John dachte nach. »Einmal habe ich einen Blick von ihr gesehen, wie sie Freds Blick auf Joanne auffing. Danach machte sie ganz schmale Lippen, sie war ziemlich ärgerlich, schien mir. Aber sonst gab sie sich eigentlich immer locker. Man kann eher sagen, sie bemühte sich um die Zuneigung der anderen, als dass sie gegen sie anging.«
Er erzä hlte Lene, was er von Iris wusste. Lene wollte auf jeden Fall wissen, warum sie das College abgebrochen hatte. Diesmal machte sie sich eine reale Notiz. Dann Sarah. Als John ihr alles über sie erzählt hatte, wäre das einzige Motiv, das sie sah, höchstens Eifersucht gewesen, weil sie sich wohl auch mit Marc sehr gut verstanden hatte. Aber das wirkte schon ein bisschen weit hergeholt. Joanne war immerhin ihre beste Freundin. Zudem schien sie spirituell zu denken und zu sein - nicht gerade ein Nährboden für Hass und Gewalt. Der Widerspruch war wohl doch zu groß. Trotzdem… Schließlich kamen sie zu
Weitere Kostenlose Bücher