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Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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immer bewundert ohne die Malerin zu kennen und so hatten sie einen guten Einstieg in ein Gespräch, das unbelastet war von dem, was sie alle wirklich bewegte. Mike wurde unruhig und Lene wusste, was ihn beunruhigte. John war aus dem direkten Umfeld der Opfer und er musste ihn noch befragen. Da konnte er nicht in der Kneipe mit ihnen zusammensitzen. Er verabschiedete sich und Lene begleitete ihn noch nach draußen vor die Tür, da er ihr signalisiert hatte, dass er ihr noch etwas sagen wollte.
    » Danke, dass du mich verstanden hast«, sagte er dann auch. »Ich wollte dich noch bitten, ihn nach anderen, weiteren Freunden zu fragen. Oder Verwandten. Zumindest wäre es gut, wenn er es mir morgen erzählen würde. Er sollte ja morgen Vormittag ins Police Department kommen.«
    Dann zö gerte er kurz, seine Augen begegneten ihren. »Es war ein guter Tag, Lene, und es war sehr schön mit dir. Ich danke dir, dass du gekommen bist.« Und er beugte sich zu ihr und küsste sie zart auf die Wange. Lene schmiegte sich ebenso kurz an ihn. Küsste ihn zart zurück. »Bis morgen«, lächelte sie ihn an.
    » Bis morgen«, sagte er leise und beide fühlten das Band zwischen sich. Seine Hand streifte noch einmal flüchtig über ihre – dann ging er.
    Man weiß also doch, wann das you zum du wird, lächelte sie in sich hinein. Schade, dass der Abend mit ihm so abgebrochen wurde. Aber es sollte eben so sein. Damit ging sie zurück zu John und Sophie. Die lachten gerade fröhlich und auch Lene fühlte sich plötzlich froh. Dankbar für diesen Augenblick. In all der Tragik des gewaltsamen Todes war eben auch Platz für heiteres Leben, und das musste so sein. 
    » Lene, weißt du, was John gerade gesagt hat?«, und sie stieg ein in ihre Unterhaltung, dankbar um jede Nichtigkeit, die sie weiterhin auf dieser Luftblase schweben ließ. Später wurden sie wieder ernst, als John sie fragte, was sie herausgefunden hätten. Lene erklärte ihm, dass sie darüber nicht sprechen dürfte. Aber wenn er helfen wollte, könne er das, indem er sich ganz genau an den letzten Abend erinnere. Johns Miene verdunkelte sich. Es gab keinen anderen Ausdruck für dieses Erlöschen der Helligkeit, die über seinem offenen Gesicht gelegen hatte. Auch seine Augen wurden eine Schattierung dunkler.
    » Ich weiß nicht, was werden soll«, sagte er wie zu sich selbst. »Wir waren doch immer zusammen, Marc und ich. Wisst ihr, er war nur sechs Minuten älter als ich und trotzdem mein großer Bruder. Ich konnte mich immer bei ihm anlehnen. Hinter ihm mich verstecken oder mich in den Vordergrund stellen, in dem Wissen, dass er meinen Rücken stärkte. Das hat mich einfach begleitet, war mir immer bewusst. Dass ich jetzt als Erster den Entschluss gefasst hatte, in Los Angeles weiterzustudieren, war schon völlig untypisch für mich. Ich dachte, es wäre gut für uns drei, den beiden einfach mehr Luft zu lassen. Und als sie jetzt auch nach L.A. kommen sollten, merkte ich erst, dass ich mich völlig überschätzt hatte. Die Erleichterung, mit ihnen wieder zusammen zu sein, war grenzenlos. Manchmal denke ich, ich kann nicht mehr. Ich vermisse Marc so – und Joanne.«
    Als er Joannes Namen sagte, nach dieser kleinen Pause, klang eine so lche Zärtlichkeit darin, dass Lene plötzlich begriff, dass er für seine künftige Schwägerin ganz andere und sehr tiefe Gefühle hegte. Noch einer, der in sie verliebt gewesen war? Joanne, was hast du nur angestellt! Das war sicher nicht so leicht für alle drei Freunde. Und besonders für die beiden Brüder. Jetzt fielen ihr auch Joannes Bemerkungen aus den E-Mails wieder ein. Da war sie gleich stutzig geworden, hatte es aber erst einmal in ihre geistige Schublade auf Abruf gelegt. John tat ihr zutiefst leid. Wie groß war der Verlust der beiden Menschen, die er so sehr liebte. Halt, mischte sich ihre innere Kommissarin ein, da liegt aber auch ein profundes mögliches Tatmotiv. So leid es mir täte um diesen netten John, der dein Herz so berührt. Was, wenn er diesen Druck nicht ausgehalten hat, ihn die Eifersucht verrückt gemacht hat, oder ihn - mit Hermann Hesse ausgedrückt - ver-rückt hat? Sie sah Sophie, wie sie mit John fühlte, ihr Blick hing an ihm. Da schaute er hoch und sah sie an. Und Lene konnte den Faden zwischen beiden spüren, sah ihn förmlich.
    » Wollt ihr noch einen Nachtisch? Zabaione vielleicht, wie damals in Bonn, Sophie? Da hatten wir während ihrer Studienzeit ein Stammlokal, John, und unser höchstes Glück war

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