Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
ich heute Morgen hörte, dass er festgenommen wurde. Fred könnte doch nie – es ist ein Irrtum von Ihnen.« »Na, er steht ja noch nicht unter Anklage. Wir werden sehen«, beruhigte sie Fuller. »Hätte er nicht doch auch ein Motiv gehabt?«, versuchte er sie aus der Reserve zu locken.
» Ein Motiv? Welches denn? Geld vielleicht? – Klar, Joanne war reich, aber Fred ist nicht so. Und sonst? Also verliebt war er ja in mich und nicht in Joanne, niemals, also hatte er auch keinen Grund, kein Motiv. Ich kenne keins.«
Aha, sie hatte also den Kö der geschluckt und gleich geleugnet, dass Joanne für Fred ein Objekt der Begierde war. Und gerade dadurch gezeigt, dass sie sehr wohl um seine Zuneigung zu Joanne wusste. Er sah, dass sich auf ihrem Hals auf ihrem Ausschnitt rote Flecken gebildet hatten.
» Wann haben Sie ihn danach wieder gesehen? Haben Sie sich noch am selben Abend getroffen?«
» Ja, natürlich. Er konnte doch nicht allein bleiben nach dem Schock. Wir haben uns gleich danach - als die Polizei weg war, hat er mich angerufen - also gleich danach, bei ihm getroffen. Ich habe ihn die halbe Nacht getröstet und ihm schließlich eine Schlaftablette gegeben, bis er endlich so gegen vier eingeschlafen ist.«
Wieder der mü tterlich - sorgende stolze Ton. Besitzanzeigend.
Der Himmel bewahre uns Mä nner vor solchen vereinnahmenden Frauen, dachte Mike und sah unwillkürlich liebevoll zu der Spiegelscheibe, hinter der er Lene wusste. Sie war bestimmt nicht so. Glücklicherweise. Iris hatte seinen Blick gesehen, sah nun auf die Spiegelscheibe und fragte misstrauisch:
» Dahinter ist wer, nicht? Wer? Und warum? Ich hab die beiden doch nicht getötet.«
» Nein, nein, ich habe nur nachgedacht«, beruhigte sie Fuller. Dann aber kam der nächste Satz wie aus der Pistole geschossen:
» Haben Sie am Morgen darauf Mrs. York angerufen?«
Sie verschluckte sich fast, hustete kurz.
»Was? Joannes Mutter? Wieso sollte ich? Nein, nicht dass ich wüsste.«
Hier wurde ihre Wortwahl das erste Mal so, dass man ihre einfache Her kunft merkte. Dies nicht dass ich wüsste kannte Fuller aus vielen Verhören mit schlichten Gemütern.
» Sie ist aber von einer jungen Frau angerufen worden, morgens um sieben. Wo waren Sie zu der Zeit?«
» Im Bett. Das kann Fred bezeugen.«
Da schaltete sich Bill Edwards mit scharfer Stimme ein.
»Aber Fred hatte doch eine Schlaftablette geschluckt. Da kann er sicher nichts bezeugen. Wann hatten Sie Dienst?«
» Erst mittags, am frühen Nachmittag. Aber warum sollte ich Mrs. York anrufen? Ich kenne sie doch gar nicht.«
Fuller beschloss das noch auf sich beruhen zu lassen. Machte eine beruhige nde Wendung, indem er sie um ihre Mitarbeit bat.
» Wer aus Joannes Bekanntenkreis könnte sie angerufen haben? Eine Frauenstimme. Wüssten Sie jemanden? Es muss aber jemand sein, der schon von dem Tod der beiden wusste.«
» Nein, das weiß ich auch nicht. Ich kenne nur ihre Freundin Sarah und John hatte mal eine Freundin mit, aber … Ach ja, da fällt mir ein, dass Fred an dem Abend noch mit John telefoniert hat. Er hatte es wohl von seinen Eltern schon erfahren. Ich erinnere mich aber nicht, ob Fred ihn oder er Fred angerufen hat. Sie haben länger am Telefon gesprochen. Vielleicht hat er es ja einer momentanen Freundin oder sonst wem erzählt. Und die hat angerufen. Ich war es auf jeden Fall nicht.«
Ihre Hä nde streiften über ihren Rock, entfernten einen Fussel. Plötzlich sah sie müde aus.
» Kann ich jetzt gehen? Ich hatte heute Frühschicht, und es war ziemlich anstrengend.«
» Ja, das wäre für den Moment alles. Wir wenden uns an Sie, wenn wir Fragen haben. Und bitte, bleiben Sie in der Stadt, damit wir Sie auch erreichen können.« Fuller lächelte sie an.
Iris stand auf, strich noch einmal über ihren eng sitzenden Rock.
» Ach ja«, setzte Fuller da in bester Colombo Manier hinzu, »haben Sie es in der Nacht vielleicht einer Freundin oder Ihrer Mutter erzählt? Den Mord meine ich.«
» Was?« Iris war verwirrt. »Nein, ich war doch mit Fred zusammen.« Das genügte wohl aus ihrer Sicht als Argument.
Als sie gegangen war, kam Lene zu Mike und Bill herein.
»Das war ja sehr aufschlussreich. Eins ist sicher, John hat recht, sie klammert ganz schön«, meinte Mike.
Lene stimmte zu. »Fred ist sicher der Angelpunkt in ihrem Leben. Sie will ihn unbedingt halten.«
Bill nickte. »Und das ist auch das Problem in ihrer Aussage. Für ihn würde sie auch lügen, dass sich die
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