Auf Allie ist Verlass
wichtig.
»Oh?«, fragte ich lässig. »An der Walnusswald-Schule sind jetzt welche zusammen?«
Laurel, Paige und Brittany kreischten auf. Courtney nicht. Sie saß einfach nur da und spielte mit ihrer Kette. Mary Kay versuchte wie immer, nicht in Tränen auszubrechen.
»Nein!«, erklärte Lauren lachend. »An der Walnusswald-Schule geht keiner mit keinem. Die Jungen sind alle so was von unreif!«
Auf einmal ging es mir sehr viel besser. Nicht einmal die wie verrückt blinkenden Lämpchen machten mir mehr etwas aus. Ich tauchte die Hand in die Popcorn-Tüte, die Brittany mir hinhielt.
»Letztes Wochenende waren wir bei der Bar-Mizwa von Laurens Cousin Jake in London«, sagte Brittany. »Also da waren schon ein paar nette Jungs dabei.«
»Einer hat Brittany sogar zum Tanz aufgefordert«, sagte Paige neckend, und Brittany wurde rot.
Also echt! Ich hatte noch nie gesehen, wie Brittany rot wurde … aber das konnte man jetzt gut sehen, weil die Lämpchen in der Limousine gerade weiß leuchteten.
»Das war nur einer aus der Sechsten«, sagte Brittany.
»Der nicht wusste, dass du erst in der Vierten bist«, verriet Mary Kay wenig freundlich.
»Schnauze«, sagte Brittany.
Das war auch nicht nett. Es war irgendwie seltsam mit diesen Mädchen. Sie waren immer ein wenig gemein zueinander. Anders als Erica, Caroline und Sophie, die mehr versuchten, einander zu unterstützen. Sogar Rosemarie, die sich nicht für Jungen oder Tanzen interessierte, hätte freundlichere Dinge gesagt als diese Mädchen.
»Ich fasse es nicht, dass ein Junge dich gefragt hat, Allie«, sagte Brittany, die mich – mich! – bewundernd ansah, »und dass du Nein gesagt hast.«
Hätte Brittany auch nur die leiseste Vorstellung davon gehabt, wer dieser Junge war … dass er normalerweise bellte, statt zu reden, und dass ich den ganzen langen Tag neben ihm sitzen musste, und dass er alle Güterwagen-Kinder-Bücher von Mrs Hunter geklaut hatte und mich ständig in den Wahnsinn trieb … hätte sie das nicht gesagt.
Aber Mädchen, die verrückt nach Jungen sind, verstehen nicht, dass nicht alle Jungen süß sind. Das ist eine Regel.
»Tja«, sagte ich und bemühte mich um eine lässige und erfahrene Miene. Schließlich saß ich in einer Limousine und aß Karamell-Popcorn, da war das nicht so schwierig. »Wenn man so viel mit Jungen zu tun hat wie ich, gewöhnt man sich einfach dran. An meiner neuen Schule hat die Lehrerin mich gebeten, die Jungen in Schach zu halten.«
Das war auch nicht richtig gelogen. Rosemarie und ich sind für alle Jungen in der letzten Reihe von Raum 209 zuständig.
»Sie glaubt, dass ich wegen meiner Brüder ein Händchen dafür habe.«
»Hast du es gut!«, hauchte Paige. »Ich wünschte, ich könnte die Schule wechseln und auch neben Jungen sitzen.«
»Sind sie süß?«, wollte Lauren wissen.
Süß? Joey Fields, der erst vor Kurzem angefangen hatte, sich vor der Schule das Gesicht zu waschen und die Haare zu kämmen? Patrick Day, der gerne in der Nase bohrte (und die Popel auch aß)? Stuart Maxwell, der jeden Tag von Neuem versuchte, noch scheußlichere Zombiebilder zu zeichnen, damit ich mich ekelte?
»Supersüß«, log ich.
»Du Glückliche!«, riefen die Mädchen einstimmig.
Sie würden zum Glück nie herausfinden, dass die Jungen in Raum 209 in Wirklichkeit super-un-süß waren. Dann war es doch wohl egal. Außerdem war auch nicht alles unbedingt gelogen. Wenn man Joey, Patrick und Stuart nicht kannte, konnte man sie für süß halten … so wie der Junge bei der Bar-Mizwa von Laurens Cousin Brittany für älter gehalten hatte. Man konnte auch Brittany für nett halten, wenn man sie nicht kannte. Aber ich wusste, dass sie alles andere als nett war.
So langsam bekam ich das Gefühl, dass noch jemand das wusste: Courtney Wilcox.
Oh, Courtney war zu Brittanys Party gekommen und so weiter, aber sie machte nicht den Eindruck, als wäre sie supergut mit ihr oder den anderen Mädchen befreundet. Sie lachte zwar an den richtigen Stellen und machte sich mit uns über die Leckereien im Kühlschrank der Limousine her, doch sie redete nicht viel. Eigentlich saß sie die meiste Zeit da, spielte mit ihrer Kette und starrte in die blinkenden Lämpchen.
Auf der Fahrt zu Glitterati war Brittany ganz nett zu mir. Es war unglaublich. Sie behandelte mich, als wären wir immer schon beste Freundinnen gewesen. Als wäre die Sache mit Lady Serena Archibald und dem Muffin, den ich ihr ins Gesicht gedrückt hatte, nie passiert.
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