Auf Allie ist Verlass
Sogar Mary Kay war nett zu mir – allerdings nicht ganz so nett wie Brittany. Wahrscheinlich kam sie nicht darüber hinweg, dass wir früher beste Freundinnen gewesen waren, Löwe gespielt hatten und zusammen Fahrrad gefahren waren, aber jetzt schon seit Monaten kein Wort miteinander gesprochen hatten, weil sie allen von meinem Regelbuch erzählt hatte … was heute noch niemand auch nur mit einem Wort erwähnt hatte.
Sogar Lauren und Paige waren nett zu mir, wahrscheinlich wegen der vielen Tipps zum Thema Jungen. (Zum Beispiel, dass Jungen es schön finden, wenn man ihnen sagt, was sie zu tun haben, erst recht, wenn man es mit lauter fester Stimme verkündet – so wie man mit einem Kater spricht, der etwas angestellt hat. Und das stimmt. Jedenfalls trifft es auf die Jungen in Raum 209 zu. Natürlich tun sie so, als würden sie es nicht mögen. Aber am Ende machen sie immer, was Rosemarie und ich sagen. Zum Beispiel, wenn wir sagen: »Hört auf, an unsere Stühle zu treten!«, gehorchen sie. Schon gar, wenn wir hinzufügen: »Sonst sagen wir es Mrs Hunter!«)
Man könnte glauben, die Mädchen in dieser Limousine hätten noch nie im Leben einen Jungen gesehen. So wenig Ahnung hatten sie davon, wie man sie behandelt, wirklich wahr. Ich hätte ihnen auch erzählen können: »Jungen finden es total toll, wenn man ihnen eine Clownsmaske über den Kopf zieht und ihnen einen Känguruschwanz um den Bauch bindet, damit sie damit rumhüpfen wie blöd.« Auch das hätten sie mir abgekauft.
Als die Limousine bei Glitterati vorfuhr, war ich schon ganz heiser von all meinen Ratschlägen. Und mir war ein wenig schlecht von der vielen Limo und den Süßigkeiten aus dem Mini-Kühlschrank. Und ich hatte Kopfschmerzen von den blinkenden Lämpchen. Deshalb war ich echt erleichtert, als Mr Fernando – so hieß unser Fahrer – die Tür öffnete und sagte: »Ladys? Wir haben unser Ziel erreicht.«
Die frische Luft tat mir gut. Und vor uns lag Glitterati.
Regel Nummer 8
Man darf das Geburtstagskind
an seinem Geburtstag nicht
absichtlich unglücklich machen
Glitterati sah genauso aus wie auf den Bildern. Es war riesig und glitzerte. Laute, fröhliche Musik dröhnte uns entgegen, die meinen ganzen Körper erfüllte und in meiner Brust pulsierte. Es war genau so, wie ich es mir erhofft hatte, nur noch besser. Ich war so aufgeregt, dass ich dachte, ich würde gleich platzen – nicht nur von der Cola und den Süßigkeiten in der Limousine.
»Hi, ich bin Summer!«, rief das hübsche Mädchen mit der Igelfrisur, das uns an der Tür empfing (sie musste brüllen, um gegen die Musik anzukommen). »Ich bin heute eure Glitterati-Führerin und werde dafür sorgen, dass bei Glitterati alle eure Wünsche in Erfüllung gehen. Ich möchte, dass ihr voll aufdreht!«
Deswegen musste Summer sich keine Sorgen machen. Ich war schon total aufgedreht, und die anderen auch. Nur Mrs Hauser nicht. Sie sah aus, als hätte sie von der Musik Kopfweh.
»Als Erstes müsst ihr euch klarmachen«, schrie Summer, »dass Glitterati viel mehr als nur ein Laden ist! Es ist eine Lebensweise. Wir von Glitterati ermutigen die Kinder, ihre Fantasie und Kreativität einzubringen, um sich ihre Zukunft auszumalen, wie sie sie sich immer gewünscht haben. Ohne Einschränkungen.«
Bei dem Wort »Einschränkungen« warf Summer uns etwas entgegen. Es war goldener Glitzerstaub. Er regnete auf uns herab … auf unsere Haare, unsere Sachen … einfach überallhin. Mrs Hauser brachte sich rasch in Sicherheit, damit sie und ihr Pelzkragen nichts abbekamen.
»So!«, kreischte Summer. »Jetzt seid ihr verglitteratit!«
Es war einfach wundervoll. Ich wollte immer schon verglitteratit sein.
»Solange ihr heute den Glitteratistaub tragt«, fuhr Summer fort, »werden alle eure Träume in Erfüllung gehen. Wenn ihr immer schon ein Undercover-Rockstar sein wolltet, können wir von Glitterati euch dazu verhelfen. Wenn ihr immer schon eine Stadtelfe sein wolltet, so wie ich, können wir auch diesen Traum erfüllen. Bei Glitterati geht es darum, eurer eigenen Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen und gleichzeitig ein einzigartiges Shopping-Erlebnis zu haben, bei dem sich jedes Kind wie etwas ganz Besonderes fühlt!«
Wahnsinn! Vielleicht lag es daran, dass ich verglitteratit war, aber ich war bereit, mich wie etwas ganz Besonderes zu fühlen. Und einzigartig. Man konnte sehen, dass Summer einzigartig war, weil auf ihren Wangen Sternchensticker funkelten. Solche Sternchensticker
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