Auf Allie ist Verlass
Essen gar keinen Platz gehabt.
Als Erstes öffnete Brittany das größte Geschenk, das vor ihr auf dem Tisch lag. Es war von ihren Eltern: ein iPod mit Dockingstation und teuren Lautsprechern inklusive Radio für ihr Zimmer. Und alles in Brittanys Lieblingsfarbe Lila.
»Cool!«, sagte Brittany. »Genau, wie ich es mir gewünscht habe! Danke, Mom!«
Ich wünschte mir das alles auch schon lange, aber zu meinem letzten Geburtstag hatte ich nichts davon bekommen. Ich hatte nur einen normalen CD-Player geschenkt bekommen. Der ist auch ganz hübsch, aber man kann ihn nicht an einen Computer anschließen und Songs herunterladen.
Brittany öffnete als Nächstes das Geschenk von Mary Kay. Es war ein Geschenkgutschein von iTunes, passend zum iPod.
»Wow!«, sagte Brittany. »Danke, Mary Kay!«
Als sie Mary Kay umarmte, weinte Mary Kay wie üblich. Doch diesmal vor lauter Freude, weil sie bei Brittanys wundervoller Geburtstagsparty dabei war. Ich wünschte, ich hätte einen Teigschaber dabeigehabt, den ich Mary Kay hätte in den Rachen schieben können. Aber das gehörte sich nicht, und deshalb begnügte ich mich damit, die Limonade mit dem Strohhalm aufzusaugen, im Mund zu behalten und dann auf den Tisch zu sprühen, um coole Muster damit zu machen. Das war okay, denn Mrs Hauser saß am anderen Ende des Tisches und konnte es nicht sehen.
Lauren und Paige schenkten Brittany ähnlich coole Sachen: ein iPod-Etui aus Wildleder, auf dem in Gold Brittanys Name stand, und einen weißen Ledergürtel mit strassbesetzter Schnalle und angehängtem iPod-Halter.
Mir dämmerte langsam, dass mein Geschenk – ein Buch – völlig daneben war. Ich hätte auf meine Mutter hören und sagen sollen, dass ich nächste Woche ein Geschenk vorbeibringen würde, wenn meine Eltern aus San Francisco zurück wären.
Sogar Courtneys Geschenk, das nichts mit dem iPod zu tun hatte, war besser als meins. Sie schenkte Brittany ein hübsches Armband aus lilafarbenen Glitzersteinen, die im Licht der Deckenbeleuchtung in der Cheesecake Factory funkelten. Als Brittany es hochhielt, bewunderten es alle unter lauten Aahs und Oohs!
»Ich habe es gekauft, als ich über Weihnachten mit meiner Familie in New York war«, sagte Courtney. »Ich fand, es passt zu dir, Brittany.«
Brittany freute sich wirklich. Warum auch nicht? Wer hätte nicht gerne ein New Yorker Armband aus lilafarbenen Glitzersteinen? Ich schon.
Und dann lag nur noch mein Geschenk da. Mir wurde ganz schlecht … und nicht nur, weil mein Essen gekommen war und die Kellnerin doch vergessen hatte, das mit der Tomate aufzuschreiben. Auf meinem Teller lag eine fette Tomatenscheibe. Am liebsten hätte ich sie genommen und auf den Boden geworfen, damit unser Hund Marvin sie fraß. So hätte ich das zu Hause gemacht. Aber ich war nicht zu Hause und Marvin saß nicht unter dem Tisch. Außerdem zeugt es von schlechten Manieren, Lebensmittel auf den Boden zu werfen. Das ist eine Regel.
»Huh, was das wohl sein mag?«, überlegte Brittany laut und nahm ihr letztes Geschenk in die Hand.
Alle lachten, weil jeder sehen konnte, dass es ein Buch war. Das erkannte man an der Form. Mrs Hauser, die sich einen gigantischen Hummersalat schmecken ließ, sagte »Aber, Brittany!«, doch es klang nicht böse.
Ich fragte mich, ob Mr Fernando etwas zum Abendessen bekam oder ob er im Wagen warten musste, bis wir fertig waren. Vielleicht könnte ich ihm meinen Cheeseburger bringen. Ich wollte ihn nicht mehr, und nicht nur, weil eine Tomatenscheibe ihn berührt hatte.
»Wow«, sagte Brittany, als sie die Comic-Verpackung aufgerissen hatte. »Ein Buch.«
Sie sagte nicht etwa: »Wow! Ein Buch!«, sondern »Wow. Ein Buch«, als gäbe es nichts Langweiligeres auf der Welt.
»Das ist ein ganz tolles Buch«, sagte ich vom anderen Ende des Tisches zu ihr. » Die Zeitfalte ist mein absolutes Lieblingsbuch. Kennst du es?«
»Nein«, antwortete Brittany.
»Es ist echt super«, sagte ich. »Es geht um ein Mädchen namens Meg, deren Vater verschollen ist, und ihren kleinen Bruder Charles Wallace, der ein Genie ist, aber keiner weiß es, und dann kommt dieser gut aussehende Junge aus Megs Klasse und Meg schwärmt total für ihn, und …«
»Vielleicht kann ich den Film dazu mit meinem iTunes-Geschenkgutschein runterladen«, sagte Brittany wenig begeistert.
Ich bekam Bauchschmerzen. Es gab nämlich gar keinen Film zu Die Zeitfalte , beziehungsweise doch, aber das war ein Fernsehfilm und da wurden alle guten Szenen im Buch
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