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Auf Amerika

Auf Amerika

Titel: Auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Schroeder
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das bei ihm für kurze Zeit heftige und hektische Betriebsamkeit.
    Es war Mitte der Woche, und ich sah mit Bangen dem Samstag entgegen, hoffend, dass sich Vaters Absicht in ein Nichts auflösen würde, wie das so oft der Fall war.
    Er rechnete, plante, zeichnete, nahm Maß, fuhr in die Stadt, kaufte ein Buch über Hühnerhaltung, rechnete, zeichnete, plante und vermaß von neuem und verkündete nach drei Tagen: Der Stall ist quasi fertig, man muss ihn nur noch zusammenbauen. Aber dafür habe er nun nicht auch noch Zeit. Wochen vergingen. Die Hühner schissen den Keller voll, und Mutter war am Rande der Verzweiflung. Sie drohte mit Auszug, Weggehen, Trennung, Scheidung, und ich glaube, sogar mit Selbstmord. Damit bekam sie meinen Vater, der auf die Hühner auf keinen Fall verzichten wollte, so weit, dass der Bau des Stalles nunmehr in Angriff genommen werden sollte.
    Es war ihm ernst.
    Dieser Samstag, es war ein wunderschöner, heißer Sommertag, man hätte an den Baggersee fahren können, Freunde treffen, schwimmen, dieser Tag war dahin.
    Schon am Freitag wurden Latten, Hühnerdraht, Bretter, Dachpappe und Nägel angeliefert.
    Er ließ anliefern! Man hätte zumindest das Holz beim Schreiner Holzer holen können, aber die weigerten sich auch, ihre Hühner mit dem neumodischen Futter zu füttern. Also kamen die Materialien mit einem kleinen Lieferwagen, was meine Mutter mit einer für sie erstaunlich realistischen Bemerkung begleitete: Gott, was das alles kostet, dafür könnte man zehn Jahre lang Eier kaufen. Mein Vater wusste genau wie ich, dass sie recht hatte. Er hätte das aber nie zugegeben. Vielmehr wies er darauf hin, dass man bei den eigenen Eiern wisse, was drin ist, wogegen man bei den Bauern nie wisse, was die den Hühnern füttern. In den neun Monaten, die wir eigene Hühner hatten, wussten wir, da hatte mein Vater recht, was in den Eiern drin war: Sie schmeckten nach Fisch.
    Am nächsten Morgen sollte es also losgehen, aus dem Tag am Baggersee wurde nichts, denn ich war als Handlanger eingeplant. Schon frühmorgens, etwa um sieben, ging mein Vater laut pfeifend, sich Mut machend und mich weckend, durchs Haus. Dann standen wir vor dem Material. Er ordnete an, legte die Latten zu abenteuerlichen Rechtecken zusammen, markierte vage Schnittstellen auf den Latten, verteilte Nägel und Werkzeug auf dem Boden, bereitete die Arbeit vor. Ich durchschaute blitzschnell die Situation, ich erkannte, dass er nicht wusste, wie man eine solche Arbeit beginnt, dass er zum Beispiel erst die Latten zusammennageln wollte, um sie dann an den Enden abzusägen. In mir brodelte etwas. Ich wollte ihn scheitern sehen, ich wollte Rache üben für die vielen Großspurigkeiten und nicht zuletzt für die verlorenen Schachpartien. Ich schützte ihn also nicht vor Fehlern, ich ließ ihn auflaufen und scheitern. Ich wusste, dass er hoffte, dass ich ihn von dieser Arbeit, der er jetzt nicht mehr entkam und die nicht die seine war, erlöste. Ich tat es nicht. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, er nahm den Hammer und einen meiner Meinung nach viel zu großen Nagel und setzte ihn da an, wo er zwei Leistenenden im rechten Winkel aufeinander nageln wollte. Jetzt sah ich etwas, das mir bis zu diesem Moment verborgen geblieben war. Mein Vater war tatsächlich so ungeschickt, dass er gar nicht wusste, wie man einen Hammer richtig in die Hand nimmt. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht geahnt, dass es einen erwachsenen Menschen gab, der das nicht konnte. Er scheiterte kläglich und klassisch: der erste Nagel, den er hineinschlug, spreizte beide Lattenenden so, dass sie sich spalteten, aufrissen, klaffende Holzwunden zeigten. Mein Vater fluchte, warf den Hammer hin, schimpfte auf das viel zu wenig abgelagerte Holz, auf den Hammer, auf die Nägel, auf die Hühner, die Eier und meine Mutter, die sich wegen der Hühner im Keller so anstellte.
    Es wäre jetzt ein Leichtes für mich gewesen, das zu tun, worauf es ohnehin hinauslaufen würde: die Arbeit zu übernehmen, ihm die Möglichkeit zu geben, sich wichtigeren Dingen, zum Beispiel dem Gang in den Wirtsgarten, zuzuwenden. Ich hätte sagen können: Lass uns das Holz erst auf die entsprechenden Längen schneiden, lass uns eine gute Unterlage nehmen, auf der die Latten glatt aufliegen, und so fort. Aber ich war gemein, ich wollte meinen Triumph. Ich nahm den Hammer und einen kleineren Nagel, drehte den Nagel um, setzte ihn mit dem Kopf auf einen zweiten Hammer, der am Boden lag, und schlug mit

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