Auf Befehl des Koenigs
Deshalb sind deine Feinde auch meine, nicht wahr?«
»Aye«, stimmte er zu.
»Warum lächelst du? Gefällt es dir denn, so viele Feinde zu haben?«
»Ich lächle, weil ich soeben festgestellt habe, dass du echt schottische Wesenszüge besitzt.«
Jetzt erwiderte sie sein Lächeln, aber ihre Augen funkelten boshaft, und er rechnete mit einer entsprechenden Antwort. Er wurde nicht enttäuscht. »Ich werde niemals eine echte Schottin sein. Aber du, Mylord, zeigst gewisse Züge eines englischen Edelmanns, und das freut mich.«
Warum er lachte, wusste er nicht, denn sie hatte ihn tief beleidigt. »Bald wirst du erkennen, wie falsch alle deine Ansichten sind.«
»Alle meine Ansichten?« Jamie runzelte die Stirn. »Allmählich verstehe ich, wieso du so viele Feinde hast.« Sie beendete das Gespräch, indem sie die Fersen in Wildfeuers Flanken drückte und davongaloppierte. Als Alec nach ihr rief, ignorierte sie ihn – fest entschlossen, an diesem Tag die Führung zu übernehmen. Sollte er doch den Staub schlucken, den die Hufe ihrer Stute hochwirbelten.
Plötzlich tauchte er an ihrer Seite auf, packte wortlos Wildfeuers Zügel und schwenkte das Pferd herum. Dann warf er Jamie die Zügel wieder zu.
»Was ist los?«, fragte sie.
»Du bist in die falsche Richtung geritten«, erwiderte er sichtlich verärgert. »Es sei denn, du wolltest nach England zurückkehren.«
»Das wollte ich nicht.«
»In diesem Fall lässt dein Orientierungssinn zu wünschen übrig.«
»Ich habe einen sehr guten Orientierungssinn.«
»Bist du schon weit genug herumgekommen, um dieses Talent zu erproben?«
»Nein. Aber da du mich gerade so böse anschaust, muss ich dir eine andere Frage stellen. Warst du letzte Nacht mit mir zufrieden?« Er sah aus, als wollte er in Gelächter ausbrechen, und Jamie beschloss, ihn umzubringen, wenn er das wagte. »Nun? War ich gut? Untersteh dich, nähere Erklärungen zu verlangen! Du weißt genau, wovon ich rede.« Wenn er jetzt entgegnete, sie habe sein Missfallen erregt, würde sie sterben. Nervös umklammerte sie die Zügel und bereute, dass sie dieses Thema angeschnitten hatte.
»Mit der Zeit wirst du dich bessern.«
Er wusste genau, was er sagen musste, um sie in Wut zu bringen. Und sein Blick verriet deutlich, dass er merkte, wie wichtig ihr seine Antwort war. »Ich – werde mich bessern!«, würgte sie hervor. »Oh – du …«
»Daheim werden wir üben, Jamie, Nacht für Nacht – bis du’s kannst.« Nach diesem Versprechen spornte er seinen Hengst an, und sie folgte ihm verwirrt. Was sollte sie von seinen Worten halten? Eigentlich hatte er sie gekränkt. Doch die Zärtlichkeit in seinen Augen bewog sie, sich auf die gemeinsamen Nächte zu freuen. Aber wie man es auch betrachtete – sie gelangte immer wieder zu derselben Schlussfolgerung. Alec Kincaid besaß das Feingefühl eines Ziegenbocks.
Andererseits war es sehr nett von ihm gewesen, sie an diesem Morgen so lange schlafen zu lassen. Diese Erholung hatte sie dringend gebraucht, und wenn Alec auch die Schuld an ihrer Erschöpfung trug, so hatte er doch immerhin ein bisschen Barmherzigkeit gezeigt.
Vielleicht war ihr Mann kein so hoffnungsloser Fall, wie sie geglaubt hatte.
Am späten Nachmittag änderte sie ihre Meinung über Alec wieder. Stundenlang waren sie durch den Wald geritten, und nun hielten sie an, um sich an einem plätschernden Fluss zu erfrischen.
Alec sprach nicht mit ihr, war in seine eigenen Gedanken versunken. Mehrmals versuchte Jamie ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch er ignorierte ihre Fragen, und sein rüpelhaftes Benehmen ärgerte sie. Er stand am grasbewachsenen Ufer, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Offenbar drängte es ihn, den Ritt fortzusetzen.
»Wartest du, bis die Pferde ausgeruht sind?«, rief sie, als sie das Schweigen nicht länger ertrug. »Oder auf mich?«
»Die Pferde sind bereit.« Er machte sich nicht einmal die Mühe, sie anzuschauen. Sollte sie ihn in den Fluss stoßen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen? Doch diesen Gedanken verwarf sie sofort wieder. Wenn er nicht ertrank, würde er in helle Wut geraten, und sie hatte schon genug Probleme mit den Schmerzen zwischen ihren Schenkeln.
Sie stieg in den Sattel. »Wir können weiterreiten. Danke für die kurze Rast.«
»Du hast darum gebeten.«
Jamie blinzelte überrascht. »Wenn ich einen Wunsch habe, brauche ich also nur zu bitten, du mögest ihn erfüllen?«
»Natürlich!«
Verdammt, auf diese sonderbare Regel hätte er sie
Weitere Kostenlose Bücher