Auf Befehl des Koenigs
eine Unterredung in gälischer Sprache führte. Jamie verstand fast alles, obwohl sich der Dialekt von dem Tiefland-Gälisch unterschied, das Beak ihr beigebracht hatte.
Wie gut sie Alecs Muttersprache beherrschte, wusste er nicht, und das verschaffte ihr eine gewisse Genugtuung. Niemals würde sie es ihm verraten.
Seine Verbündeten boten ihm Speisen, Getränke und Obdach an, doch er lehnte alles ab – ganz der harte, unnachgiebige, mächtige Kriegsherr. Dann berichteten sie von den neuesten Ereignissen in den Kreisen der Clans. Jamie spürte, dass sie neugierig gemustert wurde, und es kostete sie große Mühe, ihre unbewegte Miene beizubehalten. Verzweifelt bat sie ihren Schöpfer, er möge ihr helfen, diese demütigende Tortur zu überstehen, und versprach ihm als Gegenleistung eine lange Litanei.
Alec schämte sich ihrer. Diese plötzliche Erkenntnis trieb ihr beinahe Tränen in die Augen. Doch ihr Selbstmitleid wurde bald von Wut verdrängt. Wie konnte er es wagen, sich ihrer zu schämen? Sie war zwar nicht besonders hübsch, aber keineswegs hässlich. Papa hatte sie sogar als Schönheit bezeichnet. Natürlich waren seine Augen von heißer Liebe getrübt worden. Aber im Allgemeinen pflegten sich die Leute nicht von ihr abzuwenden, weil sie ihren Anblick unerträglich fanden.
Als Alec nach Wildfeuers Zügeln griff, wurde Jamies Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch gelenkt, und sie hörte einen Verbündeten fragen, wer sie sei.
»Meine Frau.« Nicht der geringste Stolz schwang in Alecs Stimme mit. Genauso gut hätte er seinen Hund vorstellen können. Nein, dachte sie, sein Hund bedeutet ihm wahrscheinlich viel mehr. Aber er ist auch nicht an seinen Worten erstickt, überlegte sie, weil sie verzweifelt versuchte, irgendetwas in seiner Haltung zu entdecken, das zu ihren Gunsten sprach.
Er wollte seinen Hengst durch die Kriegerschar lenken, doch da rief ein anderer Mann: »Wie heißt sie, Kincaid?«
Es dauerte eine ganze Weile, bis er antwortete. Langsam ließ er seinen Blick über sein Publikum wandern, und sein Gesicht erschreckte Jamie. Erwirkte wie aus Stein gemeißelt. Schließlich entgegnete er: »Sie heißt – mein Eigentum!« Es hörte sich an wie ein Kriegsschrei.
Kapitel 8
Sie begann zu glauben, dass er kein Mensch war. Niemals schien er hungrig, durstig oder müde zu werden. Er machte erst wieder Rast, als Jamie ihn darum bat – obwohl sie es hasste, einen Wunsch zu äußern.
Ein Engländer hätte gewiss besser für die Bedürfnisse seiner Frau gesorgt. Alec fiel es offenbar schwer, sich daran zu erinnern, dass er verheiratet war. Und Jamie fühlte sich so unwillkommen wie ein Stachel, der in seinem Fleisch steckte.
Sie war todmüde und befürchtete, wie eine Greisin auszusehen. Doch ihre äußere Erscheinung spielte keine Rolle. Mit seiner Weigerung, den Verbündeten den Namen seiner Frau zu verraten, hatte Alec deutlich zu erkennen gegeben, was er von ihr hielt. Sie gefiel ihm überhaupt nicht.
Nun, er selber bot auch keinen großartigen Anblick. Sein Haar war fast so lang wie ihres, um Himmels willen! Ein klarer Beweis für seinen primitiven Geschmack …
Jamie hätte etwas freundlichere Gefühle für ihren Mann empfunden, wäre er ein bisschen netter zu ihr gewesen. Offenbar färbte die Bergluft auf ihn ab, denn je höher sie hinaufritten, desto kühler wurde seine Miene.
Er hat mehr Fehler als der Satan persönlich, sagte sie sich. Und er konnte nicht einmal zählen. Ausdrücklich hatte er ihr versichert, sie würden sein Heim in drei Tagen erreichen. Jetzt schlugen sie schon zum fünften Mal ein Nachtlager auf, und noch immer tauchte kein Kincaid-Tartan auf. War sein Orientierungssinn genauso jämmerlich wie seine rechnerische Fähigkeit? Jamie war zu erschöpft, um sich deshalb Sorgen zu machen. Sobald er anfing, die Pferde festzubinden, ging sie zu einem See, um ein paar ungestörte Minuten mit sich allein zu sein. Sie zog sich aus bis aufs Hemd und wusch sich in dem eisigen Gewässer, das Alec »Loch« nannte. Dann streckte sie sich auf der grasbewachsenen Uferböschung aus. Ehe sie sich wieder anzog, wollte sie nur für eine kleine Weile die Augen schließen. Sie war so müde, dass sie die kalte Luft kaum spürte.
Dichter Nebel zog auf die Lichtung. Alec ließ Jamie so viel Zeit, wie sie seiner Meinung nach für ihr Bad brauchte. Aber als die grauen Schwaden seine nackten Füße einhüllten, rief er nach Jamie und befahl ihr, zu ihm zu kommen.
Sie antwortete nicht, und sein
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