Auf Befehl des Koenigs
wandte. Sie stemmte die Hände in die Hüften, und Gavin staunte über den Kampfgeist, der plötzlich aus ihren violetten Augen strahlte. Wusste sie denn nicht, welch ein wildes Temperament der Laird hatte? Sicher nicht, entschied Gavin, sonst würde sie es nicht wagen, ihn herauszufordern.
»Gavin!«, begann sie. »In England gehört das Eigentum eines Mannes auch seiner Frau. Ist es hier genauso?«, fragte sie, ohne den Blick von ihrem Mann zu lösen.
»Ja«, entgegnete Gavin. »Warum wollen Sie das wissen, Mylady? Möchten Sie etwas Bestimmtes haben?«
»Ja.«
»Was denn?«
»Das Schwert.«
»Ein Schwert, Mylady?«
»Nicht irgendein Schwert, sondern das über der Tür.« Alle schnappten nach Luft, und Gavins Kinnlade klappte hinunter. »Das – das gehört dem Laird«, stammelte er, »aber Sie können sicher …«
Alecs Gelächter unterbrach diese Erklärung. »Eine Frau wäre nicht einmal imstande, dieses Schwert zu heben. Jede Frau wäre zu schwach dazu, insbesondere eine, die nicht mal Hammelfleisch essen kann.«
Jamie schenkte ihm ein sanftes Lächeln. »Könnte sie mit ihren armseligen Kräften einen Dolch heben?«
»Natürlich. Aber es wäre nicht schwer, einen Dolch aus ihren kleinen Händen zu schlagen.«
Zustimmend nickte sie, und er war ein bisschen enttäuscht, weil er das Wortgefecht so mühelos gewonnen hatte. Jamie stand auf, verneigte sich vor ihm und ging zu der hölzernen Trennwand. Wohlgefällig beobachtete er ihren anmutigen Hüftschwung, bis er merkte, dass sich auch die anderen Männer daran weideten. Er räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der Krieger zu erregen und sein Missvergnügen zu bekunden.
Beinahe war Jamie schon hinter dem Wandschirm verschwunden, als sie über die Schulter rief: »Es sei denn, du schläfst, Alec! Dann wären meine kleinen Hände stark genug, um dir einen Dolch ins Herz zu stoßen, nicht wahr? Gute Nacht, teurer Gemahl! Ich wünsche dir angenehme Träume!«
Sein schallendes Lachen folgte ihr hinter die Holzwand.
»Habe ich das falsch verstanden?«, fragte Gavin. »Oder hat deine Frau soeben gedroht, sie würde dich ermorden?«
»Du hast es nicht missverstanden.«
»Trotzdem lachst du?«
»Hör auf, die Stirn in Falten zu ziehen! Meine Frau würde niemals versuchen, mir etwas anzutun. Das widerspricht ihrem Wesen.«
»So? Sie ist Engländerin, Alec.«
»Wenn du sie besser kennst, wirst du es begreifen.«
»Sie ist sehr schön.« Gavin grinste. »Das konnte mir unmöglich entgehen.«
»Dass dir das nicht entgangen ist, habe ich gemerkt.«
»Nun, es wird lange dauern, bis ich mich an sie gewöhne.« Gavin geriet in Verlegenheit, weil dem Laird aufgefallen war, wie oft er die Lady angestarrt hatte. »Die Männer würden ihr Leben geben, um die Sicherheit deiner Frau zu gewährleisten. Aber ich weiß nicht, ob sie treu zu ihr stehen werden. Immerhin stammt sie aus England.«
»Das habe ich nicht vergessen«, erwiderte Alec. »Ihr Akzent erinnert mich jedes Mal daran, wenn sie den Mund aufmacht. Vielleicht wird es ihr gelingen, das Vertrauen der Leute zu gewinnen. Ich möchte nichts von ihnen fordern.«
»Anfangs fand ich sie eher schüchtern. Aber jetzt kommen mir gewisse Zweifel.«
»Sie ist genauso schüchtern wie ich, fürchtet sich vor fast nichts und spricht freimütig aus, was sie denkt. Gavin, du musst sie beschützen, wann immer ich unterwegs bin. Du darfst sie nicht aus den Augen lassen.«
»Rechnest du mit Schwierigkeiten?«
»Nein. Tu einfach, was ich dir befehle, ohne Fragen zu stellen.«
»Natürlich.«
»Sie soll sich hier möglichst reibungslos einfügen. Allzu stark ist sie nicht. Sie kann nicht einmal den Anblick von Blut ertragen.«
»Oder den Geruch von Hammelfleisch.«
Beide lachten, aber nicht lange. Sobald Alec in die Runde blickte, verstummte sein Gelächter. Alle Soldaten gafften auf die Trennwand. Sie mochten der Frau ihres Lairds nicht trauen, waren aber sichtlich fasziniert.
Jamie ahnte nicht, welche Aufregung sie hervorgerufen hatte. Geduldig wartete sie, während die Dienstboten dampfendes Wasser in die Wanne gossen, beaufsichtigt von einer grauhaarigen Frau mit sanfter Stimme namens Frieda.
Als die Dienerin gehen wollte, erkundigte sich Jamie, wo die Küche sei.
»Weit weg, Mistress.«
»Sie meinen – in einem anderen Gebäude?«
Eifrig nickte Frieda, und der graue Haarknoten auf ihrem Oberkopf wackelte hin und her. »Manchmal ist der Winter so schlimm, dass wir bis zu den Knien im Schnee waten, wenn
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