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Auf Befehl des Koenigs

Auf Befehl des Koenigs

Titel: Auf Befehl des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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sich über die Brust des Kriegers, sein linker Unterarm schien oberhalb des Handgelenks gebrochen zu sein.
    Alle Gliedmaßen wiesen ältere Kampfspuren auf, eine große Beule auf der Stirn verlieh seinem kantigen Gesicht ein groteskes Aussehen, und Jamie fragte sich, ob ein Schlag auf den Kopf den Tod herbeigeführt hatte.
    Plötzlich verzerrten sich seine Züge – nur ganz leicht, sodass es ihr entgangen wäre, hätte sie ihn nicht so aufmerksam betrachtet. Hoffnung stieg in ihr auf, und sie konzentrierte sich auf den Atem des Kriegers.
    Er atmete sehr flach, aber fast lautlos – ein gutes Zeichen, denn wenn der Tod ein neues Opfer beanspruchte, war meistens ein rasselndes Keuchen zu hören.
    Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis der Priester seine Gebete beenden würde. So lange wollte Jamie nicht warten. Wenn sie den Verletzten nicht sofort behandelte, würde er zu fiebern beginnen und noch vor dem Morgengrauen sterben.
    Sie berührte Alecs Schulter. Sofort drehte er sich um und trat zur Seite, um ihr die Sicht auf den verwundeten Soldaten zu versperren, nicht allzu erfreut über ihre Anwesenheit.
    »Ist es Angus?«, wisperte sie, und er nickte. »Geh wieder ins Bett, Jamie.«
    »Er ist nicht tot.«
    »Aber er liegt im Sterben.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Geh ins Bett.«
    »Alec …«
    »Sofort!«, stieß er hervor, und es erschien ihr vorerst sinnlos, ihm zu widersprechen. Langsam kehrte sie zum Wandschirm zurück und stellte in Gedanken eine Liste von den Gegenständen auf, die sie brauchen würde, um Angus zu retten.
    Mehrere Gefäße mit Arzneien in den Armen, eilte sie wieder zu Alec. In einer Tasche ihres Morgenmantels steckte eine Nadel mit Faden, drei weiße Strümpfe hingen aus der anderen. Sie war fest entschlossen, dem Krieger zu helfen, mit oder ohne Zustimmung ihres Mannes. Sie hoffte nur, Alec würde kein allzu großes Aufhebens machen, ehe er nachgab.
    Der Priester erteilte Angus seinen abschließenden Segen und kniete nieder. Alec gab seinen Männern ein Zeichen, drehte sich um und warf Jamie versehentlich fast zu Boden. Rasch hielt er sie fest. Sein Gesicht verriet deutlich, wie sehr er sich über sie ärgerte, und sie geriet ebenfalls in Wut. »In England haben wir eine merkwürdige Sitte«, fauchte sie. »Wir betrauern einen Menschen erst, wenn er tot ist, und wir rufen nur dann einen Priester, wenn es keine Hoffnung mehr gibt.« Jetzt hatte sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit errungen. »Du kannst nicht wissen, dass Angus sterben wird«, fuhr sie eindringlich fort. »Erlaube mir, nach ihm zu sehen. Wenn der Allmächtige beschlossen hat, ihn zu sich zu nehmen, werden meine Bemühungen ohnehin nichts daran ändern.«
    Sie schüttelte Alecs Hand ab und musste lange auf eine Antwort warten. Er starrte sie an, als zweifelte er an ihrem Verstand. Vergeblich versuchte sie sich an ihm vorbeizuschieben. Er versperrte ihr erneut den Weg. »Da ist so viel Blut, Jamie.«
    »Ich weiß.«
    »Dir wird doch übel, wenn du Blut siehst.«
    »Wie kommst du bloß darauf?« Da er nicht auf diese Herausforderung einging, versicherte sie: »Mir wird bestimmt nicht übel.«
    »Und wenn doch? Dann wäre ich sehr unzufrieden mit dir.«
    Und wenn deine Stimme noch zorniger klingt, wird sie vermutlich einen Blitzschlag auslösen, dachte sie und entgegnete: »Ich werde mich jetzt um Angus kümmern, ob du es gestattest oder nicht. Geh endlich beiseite!«
    Er rührte sich nicht von der Stelle. Ihr gebieterischer Ton nahm ihm fast den Atem, und er schien zu überlegen, ob er sie erdrosseln sollte. Vielleicht war es der falsche Weg, dem Laird Befehle zu erteilen, und so versuchte sie es auf andere Weise. »Alec, habe ich dir erklärt, wie du mit den Banditen kämpfen müsstest, die uns auf der Reise überfallen haben?« Diese Frage fand er so lächerlich, dass er stumm blieb, und Jamie gab selbst die Antwort: »Natürlich nicht, weil ich keine Ahnung vom Kämpfen habe. Dafür verstehe ich eine ganze Menge von der Heilkunst. Und deshalb werde ich Angus helfen. Geh jetzt bitte zur Seite, dein Freund hat Schmerzen.«
    Diese letzte Bemerkung gab ihm offenbar zu denken. »Wieso kannst du das behaupten?«
    »Ich sah, wie sich sein Gesicht verzerrte.«
    »Bist du sicher?«
    »Völlig sicher!« Ungeduldig fauchte sie ihn an, und er blinzelte verdattert. Würde sie sich vor seinen Augen in eine Tigerin verwandeln? »Also gut, tu, was in deiner Macht steht.«
    Seufzend trat sie an den Tisch, stellte ihre Arzneien darauf und

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