Auf Befehl des Koenigs
umbringen!«, brüllte Alec den Jungen an. »In einer richtigen Schlacht würdest du keine fünf Minuten überleben, wenn du nicht endlich lernst, überlegt zu handeln. Und halt um Himmels willen dein Schwert fest!«
Ehe der flachsblonde Krieger auf die Kritik antworten konnte, zerrte Alec ihn auf die Beine und packte ihn an der Kehle. Vielleicht lässt sich ein bisschen Verstand in diesen Holzkopf hineinwürgen, dachte er. Und als sich Davids sommersprossiges Gesicht puterrot färbte, wusste Kincaid, dass ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Schülers galt.
»Alec?«, rief einer der Soldaten, und ehe sich der Laird zu ihm wandte, schleuderte er David erneut zu Boden und bemerkte die plötzliche Stille. Ohne seine Erlaubnis hatten sie die Übungen unterbrochen und starrten den Hang hinauf. Ohne sich umzudrehen, ahnte er, dass Jamie für diese Störung verantwortlich war. Nur sie vermochte die normalerweise disziplinierten Leute dermaßen zu verwirren.
Er glaubte, auf alles vorbereitet zu sein, aber der Anblick seiner Frau, die auf Wildfeuer den Hang herabgaloppierte, nahm ihm dann doch den Atem. Sie ritt ohne Sattel, das lange Haar flatterte hinter ihr her, und er wagte nicht, sich zu bewegen – aus Angst, sie würde vom Pferd fallen und sich den eigensinnigen Hals brechen.
Gavin und Marcus folgten ihr. Am Rand des Exerzierfelds zügelte sie die Stute. Mit einer arroganten Geste winkte Alec sie zu sich. Eigentlich wollte er sie tadeln, weil sie die Kampfübungen beeinträchtigte. Aber es fiel ihm schwer, ihr böse zu sein. Wie eine Königin saß sie auf dem Pferderücken, und er musterte sie voller Stolz. Als er dann den Bogen und den Pfeilköcher entdeckte, die an ihrer Schulter hingen, verflog der letzte Rest seines Ärgers, und er verkniff sich ein Grinsen.
Ohne sichtbar an den Zügeln zu ziehen, gehorchte Jamie ihrem Mann, lenkte Wildfeuer zu ihm und brachte sie mit leichtem Schenkeldruck zum Stehen.
»Was treibst du denn da?«, fragte er.
»Ich reite aus.«
»Mit Pfeil und Bogen?«
Sie nickte. »Man muss stets auf alles vorbereitet sein. Vielleicht kann ich ein wenig jagen.«
»Du würdest nicht einmal unsere Stallwand treffen. Wie willst du da auf ein bewegtes Ziel schießen?«
»Du solltest deiner Frau etwas mehr zutrauen.« Jamie nahm den Bogen von der Schulter und zog einen Pfeil aus dem Köcher. Es war höchste Zeit, den Mann eines Besseren zu belehren. Weiter unten am Hang hatte sie eine braune, an einem hohen Heuballen befestigte Tierhaut entdeckt, in der etwa fünfzehn Pfeile steckten. Sie zeigte auf das Ziel. »Erlaubst du mir zu jagen, wenn ich meine Schießkünste beweise?«
Marcus hüstelte und versuchte offensichtlich, sein Gelächter zu überspielen. Strafend starrte Jamie ihn an, während sie auf die Antwort ihres Gemahls wartete.
»Ich werde nicht zulassen, dass du dich vor meinen Männern lächerlich machst«, erklärte Alec, um sie in Wut zu bringen, und erreichte den gewünschten Erfolg. Sie starrte ihn an, als wollte sie ihn erwürgen.
»Ich werde mich keineswegs lächerlich machen!« Er besaß die Kühnheit zu grinsen. Ärgerlich zischte sie: »Sei so nett und geh mir aus dem Weg! Du kannst später lachen!«
Alec nickte und trat ein paar Schritte beiseite. Als Jamie einen Pfeil auf den Bogen legte, rannten die Soldaten los, um in Deckung zu gehen. Offensichtlich hielten sie von Lady Kincaids Talenten ebenso wenig wie der Laird.
Wildfeuers Kopf versperrte ihr die Sicht, und so streifte Jamie die Schuhe ab und stellte sich auf den Pferderücken. Anmutig wie eine Tänzerin balancierte sie, zielte und schoss den Pfeil ab. Als Alec zu ihr geeilt war, um sie festzuhalten, saß sie bereits wieder auf der Stute und lächelte ihn an. »Warum guckst du so böse?«
»So etwas wirst du nie wieder wagen, Frau!« Sein Geschrei erschreckte Wildfeuer, und sie versuchte durchzugehen. Aber er hielt sie am Zügel fest, und sie beruhigte sich sofort wieder. Dabei war ihm nicht entgangen, dass Jamie weder das Gleichgewicht verloren noch Angst gezeigt hatte.
»Was habe ich denn gewagt?« Sie schien tatsächlich nicht zu wissen, was ihn erzürnte.
Er holte tief Luft und versuchte sich zu fassen. Als sie auf Wildfeuers Rücken balanciert hatte, war ihm beinahe das Herz stehen geblieben. »Du hättest dich umbringen können«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Und wenn dich jemand tötet – dann nur ich! Stell dich nie wieder auf dein Pferd!«
»In dieser Stellung bin
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