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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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ihr schmerzlicher Verzicht auf ihr erstes Kind hinterlassen hat."
    Bei Orricks liebevollen Worten brannten Marguerite Tränen in den Augen. Obgleich er wusste, wie leichtfertig sie ihre Erstgeborene im Stich gelassen hatte, und er alle ihre Sünden und Verfehlungen kannte, wünschte er sich Kinder mit ihr. Henry wandte sich mit einem verächtlichen Schnauben ab, trat an einen Tisch und goss Wein aus einer Kristallkaraffe in einen Kelch.
    "Tja, Marguerite, als ich diese Zeilen vor einem knappen Monat erhielt, zog ich ernsthaft in Erwägung …"
    "Erst vor vier Wochen?", fiel sie ihm ins Wort. "Aber Majestät, ich habe diese Briefe kurz nach der Vermählung geschrieben und vor über einem Monat aufgehört, Euch zu schreiben."
    Etwas stimmte an seiner Zeitangabe nicht. Die Schreiben hatten den König mit einer Verspätung von einigen Monaten erreicht. Es war anzunehmen, dass ihr Onkel die an ihn gerichteten Briefe vernichtet hatte, da er auf der Seite ihres Vaters stand. Aber ihre Freundin Johanna? Aus welchem Grund wünschte sie, dass Marguerite an den Hof zurückkehrte? "Darf ich fragen, wer Euch diese Briefe ausgehändigt hat, Majestät?"
    "Die junge Dame, mit der Ihr befreundet gewesen seid. Wie hieß sie gleich? Joan?"
    "Johanna. Da fällt mir etwas ein. Eure neue … Favoritin ist Lady Adelaide, nicht wahr?"
    Ihre unverblümte Frage brachte Henry in Verlegenheit. Sie lachte. "Mein Gemahl hat mich dazu ermuntert, freimütig zu sprechen. Im Übrigen, Majestät, weiß ich inzwischen von den anderen Damen, denen Ihr Eure Zuneigung geschenkt habt."
    "Lady Adelaide steht bei mir in gewisser Gunst", erwiderte er beinahe gekränkt, als sei seine Ehre angegriffen worden und nicht die ihre.
    "Johanna und Adelaide sind Cousinen. Adelaide wollte Johanna loswerden, kurz bevor ich den Hof verlassen musste. Ich fürchte, mit dieser Intrige versuchte Johanna, Adelaides Machtposition zu untergraben." Marguerite erklärte diese verwickelten Zusammenhänge mehr für Orricks Verständnis. Doch dann bemerkte sie, wie Henry bei ihren Worten nach Luft schnappte, ohne dass sie sich davon beirren ließ. "Würde ich zu Euch zurückkehren, wäre Adelaides Position gefährdet. Dann könnte sie folgerichtig Johanna nicht mehr schaden."
    "Ich dulde solche läppischen Intrigen nicht!", brüllte der König außer sich. "Ich will sie beide nicht mehr sehen. Dann lernen sie …"
    "Nichts", vollendete Marguerite den Satz. "Höchstens, noch niederträchtiger zu sein, und Ihr werdet das falsche Spiel niemals durchschauen."
    Henry erschrak. "Wollt Ihr damit etwa sagen, ich soll tatenlos zusehen, wie diese Hexen ihre Fäden in meiner Umgebung spinnen?"
    "Diese Frauen sind ihre eigenen schlimmsten Feinde, Euer Gnaden. Irgendwann verstricken sie sich so sehr in ihr Ränkespiel, dass sie ihren eigenen Untergang verschulden." So ähnlich war es ihr selbst ergangen.
    Der König wandte sich an Orrick. "Von Frauen könnten wir eine Menge über Diplomatie lernen."
    Marguerite aber ahnte noch immer nicht, aus welchem Grund der König sie hatte rufen lassen.
    "Verzeiht, Majestät, was hat Euch bewogen, so spät zu handeln? Ihr habt mir mit der Wahl eines Gemahls, der keinen Kontakt zum Hof hat, und mit Eurem langen Schweigen doch deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht mehr an Eurem Leben teilhabe. Warum habt Ihr mich heute sehen wollen?"
    Henry trank einen tiefen Schluck aus dem Silberkelch, nahm wieder in den weichen Polstern Platz und gab ihr mit einem Wink zu verstehen, sich neben ihn zu setzen. Marguerite holte sich mit den Augen Orricks Einverständnis, bevor sie der Einladung folgte. Sobald sie neben dem König war, stellte er den Kelch ab und nahm ihre Hand. Keine Funken knisterten in ihr, das Blut geriet ihr nicht in Wallung, als er sie zu sich zog. Verwundert, dass sich nichts in ihr regte bei der Berührung seiner Hand, die sie einst in ekstatische Verzückung versetzt hatte, ließ sie ihn gewähren.
    "Ihr werdet mir nicht glauben, Marguerite, aber ich war Euch immer innig zugetan. Die Liebe eines Königs bedeutet aber auch Verzicht. Ich konnte Euch nicht geben, was Ihr Euch ersehnt habt. Oder besser gesagt, was Euer Vater sich in seinem Ehrgeiz erhofft hatte."
    Marguerite sah Orrick wieder ratlos an, der ihr aufmunternd zunickte. Allem Anschein nach hatte Henry die Pläne ihres Vaters durchschaut und war sich über dessen Machthunger im Klaren.
    "Nach Eurer Eröffnung, dass Ihr ein Kind von mir erwartet, wusste ich, dass der Zeitpunkt

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