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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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schritt über den leeren Turnierplatz und ließ sie surrend durch die Luft schnalzen, um zu spüren, wie sie ihm in der Hand lag. Dann drehte er sich wieder den gefesselten Soldaten zu, um die restlichen Schläge auszuführen, und erschrak. Marguerite stand zwischen ihm und den Männern.
    Atemlos hatte sie die Arena erreicht, als Gavin und François den letzten der zehn Hiebe bei den Soldaten ausführten, die vor Tagen an der gleichen Stelle ihre verächtlichen Bemerkungen über sie gemacht hatten. Marguerite bahnte sich einen Weg durch die Neugierigen, fand eine Öffnung in der Umzäunung und kletterte zwischen den Querbalken hindurch. Orrick konnte sie nicht sehen, während er sein Recht als Burgherr und Gemahl verkündete. Sie rannte los, um sich zwischen ihn und die Gefangenen zu stellen.
    Ihr war nicht wirklich bewusst, was sie dazu veranlasste einzuschreiten. Sie schien zudem nicht auf das vorbereitet, was in Orrick vorging, vor allem nicht auf die Gefühle, welche sich in seinem Gesicht spiegelten, nachdem er sie entdeckt hatte. Marguerite las Erstaunen, Zorn und tiefe Traurigkeit in seinen Augen, aber kein Mitleid. Wenigstens sah sie keines, als sich ihre Augen trafen.
    "Mylord, ich bitte um Gnade für diese Männer", rief sie, während sie sich Orrick näherte. "Es steht Euch zu, Eure Untertanen nach Eurem Gutdünken zu bestrafen. Dennoch bitte ich Euch um Milde."
    Orrick nahm sie bei der Hand und zog sie zu sich. Mit leiser Stimme, nur für ihn bestimmt, fuhr Marguerite fort: "Die beiden haben die Wahrheit gesagt. Sie haben nur wiederholt, was auch Ihr über mich denkt und ausgesprochen habt."
    "Ihr verteidigt die beiden? Habt Ihr gehört, was sie über Euch gesprochen haben?"
    Sie fing Gavins Blick auf und nickte. "Ja."
    "Trotzdem bittet Ihr um Gnade für sie?"
    Marguerite hatte nicht über ihre Beweggründe nachgedacht. Aber ihr war klar, dass Orricks Bestrafung nur noch größeren Schaden anrichten würde. Sie musste ihn daran hindern, die ohnehin angespannte Situation noch zu verschärfen. Die gezüchtigten Männer würden sie hassen, die neue Frau, nicht ihren geschätzten Herrn; auch ihre Familien und Freunde würden sie verachten. Marguerite wusste zudem, und das erschien ihr weitaus schlimmer, dass Orrick ihr nie verzeihen würde, ihn genötigt zu haben, seine Mannen auszupeitschen. Obgleich sie in ihrem anfänglichen Ärger selbst mit dem Gedanken gespielt hatte, eine Bestrafung von Orrick zu fordern, hatte sie sich eines Besseren besonnen, da sie geahnt hatte, wie schwer ihm das fallen würde.
    Damit wollte sie ihn nicht belasten.
    Sie neigte den Kopf demütig. "Barmherzigkeit, Mylord."
    Er stand lange reglos vor ihr, dann trat er vor die Missetäter und zog jedem einen Hieb über den Rücken, bevor er die Peitsche fallen ließ.
    Danach drehte er sich zu ihr um und verbeugte sich. "Wie meine Gemahlin es wünscht – die Gnade sei gewährt." Mit diesen Worten entfernte er sich. Marguerite blickte ihm nach, sah, wie seine Leute ihm ehrerbietig Platz machten. Andere liefen herbei, schnitten die Fesseln durch und führten die stöhnenden Männer weg, über deren Rücken sich blutige Striemen zogen. Niemand schenkte ihr Beachtung. Keiner richtete das Wort an sie, nicht einer kümmerte sich um sie, als sie mit schleppenden Schritten zurück ins Haus ging.
    Sie war mutterseelenallein.

10. Kapitel
     
    Drückendes Schweigen lastete über der Halle, die voller Menschen war. Die Burgbewohner, die ihre Mahlzeiten mit dem Lord einnahmen, waren anwesend, dazu seine Soldaten samt ihren Ehefrauen, auch die herrschaftliche Familie war da. Nur er selbst fehlte.
    Obgleich Marguerite es vorgezogen hätte, sich in ihre Gemächer zurückzuziehen, hatte sie ihren Platz an der Hochtafel eingenommen und gab Anweisungen, die Speisen aufzutragen. Da Norwyn sie davon unterrichtet hatte, dass Orrick nicht am Nachtmahl teilnehmen würde, kam ihr als Burgherrin die Aufgabe zu, den Vorsitz bei Tisch zu führen.
    Es widerstrebte ihr, diese Rolle zu spielen. Sie wollte nicht hier sein, aber nachdem Orrick sie heute in aller Öffentlichkeit verteidigt hatte, musste sie ihn jetzt bei seinen Untertanen vertreten.
    Die Mägde trugen dampfende Schüsseln mit Eintopf auf und füllten ihn in Holzschalen vor jedem Platz. Seit dem Festmahl nach ihrer Ankunft hatte es jeden Abend das gleiche einfache Essen gegeben. Marguerites angegriffener Magen rebellierte beim Anblick und dem Geruch des Fischgerichts, welches ihr vorgesetzt wurde. Alle

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