Auf Bewährung
hatte.
Monas Lächeln erschien wieder. »Ihrem Pokerface entnehme ich, dass Sie nicht daran gedacht haben. Ich will Ihnen mal etwas sagen, Roy . Ich werde auf einen Einspruch verzichten, was dieses kleine Problem juristischer Ethik betrifft, und wenn der Richter es abnickt, können Sie Mr. Dockerys Anwalt sein.«
»Und warum würden Sie das tun?«, fragte Roy vorsichtig.
»Oh, Sie meinen von wegen Q uidproquo? Nun, sagen wir mal so: Ich hasse es, wenn die Verteidigung versucht, Beweismittel zu unterdrücken. Und ich hasse Untersuchungsanträge. Ich denke, wir sollten noch mal von vorn anfangen.« Mona schaute Roy erwartungsvoll an, und ihr Blick war so verächtlich und triumphierend, wie er nur sein konnte.
»Mit anderen Worten: Wenn ich den Stunt vergesse, den Sie gerade abgezogen haben, lassen Sie mich meinen Mandanten vertreten. Habe ich das richtig verstanden?«
»Ich habe keinen Stunt abgezogen. Ich bin vollkommen im Recht.«
»Ich kann Einspruch bei Gericht einlegen.«
»Nicht, wenn ich einen Interessenskonflikt Ihrerseits geltend mache.«
»Nur damit ich das richtig verstehe ... Wenn Sie so sehr davon überzeugt sind, hier nichts falsch gemacht zu haben, warum bieten Sie mir dann an, dass ich meinen Mandanten weiter repräsentieren darf?«
»Weil ich will, dass Sie Lous Anwalt bleiben.«
»Warum?«
Mona beugte sich vor und sprach mit leiser Stimme, sodass nur Roy und Mace sie hören konnten. »Wenn man Sie gegen einen echten Anwalt tauscht, macht das meinen Fall nur umso schwerer. Es gibt in dieser Stadt Dutzende von qualifizierten Pflichtverteidigern, die diesen Fall nur allzu gerne übernehmen würden, und sie wissen alle, was sie tun. Warum sollte ich gegen die Erste Liga kämpfen, wenn ich auch die Amateurliga bekommen kann?« Sie legte ihren Notizblock in den Aktenkoffer. »Ich sehe Sie dann morgen bei Gericht.« Dann drehte sie sich noch einmal zum Captain um. »Oh, Lou, bevor ich es vergesse ...« Sie holte noch einen Keks aus ihrer Jackentasche und warf ihn ihm zu, als wäre er ein Hund und der Keks ein Knochen. Dann waren sie und die Detectives auch schon verschwunden, und der Captain stopfte sich gierig den Keks in den Mund.
Kapitel 93
R oy kauerte mit Mace in einer Ecke des Raums, während der Captain mit leerem Blick an die Wand starrte und sich den Sabber vom Mund wischte.
»Vielleicht hat sie ja recht«, sagte Roy. »Vielleicht bin ich wirklich nur noch ein Amateur.«
Mace boxte ihm auf den Arm. »Eine Regel darfst du nie vergessen: Mona hat niemals recht.«
»Der Captain verdient einen besseren Anwalt, Mace. Ich habe sogar vergessen, dass ich selbst Zeuge in dem Fall bin; dabei war das so offensichtlich. Wenn ich morgen vor Gericht gegangen wäre, hätte Mona mir den Kopf abgerissen ... und der Richter auch.«
»Der Captain will aber dich .«
»Komm schon, er weiß doch gar nicht, was er will ... abgesehen von etwas zu essen.«
»Du kannst das, Roy. Du bist ja vielleicht ein wenig eingerostet, was die aktuelle Gesetzeslage betrifft, und das mit dem Zeugen ist natürlich blöd, aber du weißt, dass der Captain unschuldig ist, und du willst ihm helfen.«
»Du kannst niemanden verteidigen, der wegen vorsätzlichen Mordes angeklagt ist, wenn du ›ein wenig eingerostet‹ bist, Mace. Da gibt es keinen Spielraum für Fehler. Besonders nicht, wenn Mona auf der anderen Seite steht. Ich weiß, dass du die Frau hasst – das tue ich auch –, aber sie ist verdammt clever.«
»Und sie hat nicht den Hauch von Moral. Sie hat den Captain gerade mit Keksen und ihren Titten bestochen.«
»Aber das macht sie nur umso gefährlicher.«
»Der Punkt ist, Roy«, erklärte Mace, »dass du die Entscheidung getroffen hast, ihn zu vertreten. Deine Kanzlei hat dich deshalb gefeuert. Willst du jetzt etwa wieder zurückkriechen und um deinen alten Job betteln? Willst du einen obdachlosen Kriegsveteranen irgend so einem Möchtegern-Perry-Mason überlassen, dem scheißegal ist, ob der Captain den Rest seines Lebens im Bau verbringt oder nicht? Willst du das?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Roy erregt.
»Wo liegt dann das Problem? Mona hat dich gerade herausgefordert. Sie wird dir in den Arsch treten. Okay. Schön. Aber ich sehe hier einen Kerl, der so wettbewerbsorientiert ist, dass er das Ergebnis seines letzten College-Spiels als Passwort für seinen Computer gewählt hat. Und der Captain braucht dich. Er braucht dich, Roy.«
Roy schaute von Mace zum Captain und wieder zurück. »Okay, aber ich
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