Auf Bewährung
ich weiß. Sie müssen einen großen Fall lösen.«
»Das ist das Einzige, was mich noch antreibt.«
»Was mit Ihnen passiert ist, war eine große Ungerechtigkeit, Mace.«
»Dreißig Prozent.«
»Was?«
»Das ist ungefähr der Prozentsatz von Cops in D. C., der mich für schuldig hält.«
»Das heißt, siebzig Prozent glauben, dass Sie in eine Falle geraten sind. Ein Politiker würde bei so viel Zustimmung Freudentänze aufführen.«
»Für mich ist alles unter hundert Scheiße.«
»Sie können nicht den Rest Ihres Lebens damit verbringen, Leuten etwas verständlich zu machen, was sie nicht verstehen wollen.«
»Ich mache das nicht für sie. Ich mache das für mich.«
»Das kann ich verstehen.«
Mace tippte ihm mit dem Finger auf die Hand. »Also ... warum haben Sie eingewilligt, sich heute Abend mit mir zu treffen?«
»Ehrlich? Ich weiß es nicht.«
»Irgendetwas nagt doch an Ihnen, oder?«
»Das Sperma.«
»Aber es war doch nicht konserviert.«
»Untergeschobenes Sperma.«
»Okay.«
»Das ist auch früher schon passiert, wenn auch nicht oft. Tatsächlich ist es sogar eines der seltensten Mittel der Irreführung, aber es ist nicht unmöglich. Das Problem ist nur, wenn Sie das gut machen, dann ist eine Verurteilung nahezu unvermeidbar.«
»Dann glauben Sie also, dass es Diane eingepflanzt worden ist, ja?«
»Der Gebärmutterhals.«
»Wie bitte?«
»Das Sperma fand sich hoch oben im Gebärmutterhals. Ich meine wirklich hoch . Ich habe Dockerys Akte gelesen, als man ihn verhaftet hat. Er ist fast sechzig und lebt seit Jahren auf der Straße. Ich habe ihn sogar im Gefängnis gesehen. Natürlich habe ich ihn nicht untersucht, aber als Arzt sehe ich sofort, dass er eine ganze Reihe von ernsten Gesundheitsproblemen hat. Arteriosklerose mit ziemlicher Sicherheit, Bluthochdruck, vermutlich Diabetes, Aneurysmen und verschiedene Arten von Krebs. Und ich würde tausend Dollar darauf wetten, dass er eine vergrößerte Prostata und möglicherweise auch Krebs dort hat.«
»Und das heißt?«
»Das heißt, dass es schon an ein Wunder grenzt, wenn er einen hochbekommt, ganz zu schweigen davon, eine Frau zu vergewaltigen und ihr sein Sperma so hoch in den Gebärmutterhals zu schießen.«
»Nun ja, er hat gesagt, er hätte es in einen Becher getan.«
»Ein Becher ist aber nicht die Vagina einer Frau. Hat er gesagt, wie lange er dafür gebraucht hat?«
»Er meinte einige Zeit. Und er hat uns auch gesagt, dass sie ihm ein Pornoheft gegeben hätten.«
»Das könnte wichtig sein«, erklärte Cassell, »denn Diane Tolliver war nicht länger als zwei Stunden in der Kanzlei, bevor sie ermordet worden ist, wahrscheinlich sogar deutlich weniger. Vielleicht dreißig Minuten bis eine Stunde.
Für einen Achtzehnjährigen ist das kein Problem, aber wenn ein Kerl wie Dockery in weniger als vier Stunden eine Erektion bekommt – wenn überhaupt –, dann können Sie mir geben, was er nimmt. Wissen Sie warum die Pharmaindustrie Milliarden mit Viagra und so Zeugs verdient?«
»Weil ältere Männer ohne Hilfe keinen mehr hochbekommen?«
»Genau, besonders Männer in Dockerys Alter. Aber das bleibt zwischen uns«, erklärte Cassell. »Ich werde das nicht im Zeugenstand wiederholen. Sie können sich natürlich selbst einen Experten suchen. Laut Gesetz hat die Verteidigung uneingeschränkten Zugang zu meinen Untersuchungsergebnissen. Doch ein externer Experte wird seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen müssen, und was ich gerade gesagt habe, ist nur Spekulation. Eine professionelle Meinung kann ich mir so nicht bilden.«
»Ich verstehe«, sagte Mace. »Aber spekulieren Sie bitte noch einmal. Glauben Sie, sie haben Dockery eine Pille gegeben, damit er in den Becher ... Sie wissen schon?«
»Ich würde zumindest nicht dagegen wetten.«
»Hoffentlich erinnert er sich noch daran, wenn wir ihn fragen. Er ist nicht gerade zuverlässig, was Details betrifft. Und sie hätten die Pille in was zu essen verstecken können. Wie lange hätte das Sperma in Diane Tolliver überhaupt überleben können? Wenn Dockery die Wahrheit sagt, dann mussten sie ihm das Sperma entnehmen, es einlagern, zum Tatort transportieren und es in sie schießen. Ich habe mit jemandem gesprochen, der gesagt hat, Sperma verliere nach einer Weile an Qualität. Deshalb ja auch der Dotter.«
»Das stimmt«, bestätigte Cassell. »Die Mobilität und andere Elemente degenerieren. Die Probe, die ich untersucht habe, war nicht länger als zweiundsiebzig Stunden in
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