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Auf Bewährung

Auf Bewährung

Titel: Auf Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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trug ihr Haar noch immer strohblond, auch wenn es heute von einem französischen Zopf zurückgehalten wurde. Sie sah mindestens zehn Jahre jünger aus, als sie tatsächlich war. Beth hatte das Gesicht ihrer Mutter, schlank und hübsch und mit einer Nase, die so gerade und schmal war wie das Blatt einer Axt.
    Dana Perry trug einen Yorkshireterrier auf dem schlanken Arm.
    Mace erwartete keine Umarmung, und sie bekam auch keine.
    Ihre Mutter musterte sie von Kopf bis Fuß. »Das Gefängnis scheint dir gut bekommen zu sein. Du bist so schlank und straff wie eine Klaviersaite.«
    »Trotzdem hätte ich es vorgezogen, in ein ganz normales Fitnessstudio zu gehen.«
    Ihre Mutter richtete den Finger auf Mace. »Dein Vater dreht sich im Grabe um. Du denkst nur an dich und an sonst niemanden. Schau dir doch nur einmal an, was deine Schwester alles erreicht hat. Du musst dein Leben endlich auf die Reihe bekommen, meine Kleine, sonst geht es mit dir endgültig den Bach hinunter. Verstehst du eigentlich, was ich sage?«
    »Möchtest du, dass ich reinkomme«, erwiderte Mace, »oder reicht es dir, mir hier auf der Veranda in den Arsch zu treten? Falls ja, dann würde ich jetzt nämlich gerne wieder in die echte Welt zurückfahren.«
    »Ist dieser Müllhaufen von Stadt wirklich die echte Welt für dich?«
    »Ich bin sicher, du hattest die letzten zwei Jahre viel zu tun, sonst hättest du mich sicherlich besucht«, spottete Mace.
    »Dich im Gefängnis zu sehen wäre nicht gerade gut für meine geistige Gesundheit gewesen.«
    »Ach so ... jaja ... ich habe doch glatt Danas erste Regel vergessen: Es dreht sich alles nur um dich .«
    »Jetzt komm rein, Mason.«
    Mace hatte Roy Kingman angelogen. Ihr Vater hatte sie nicht Mason genannt – das war ihre Mutter gewesen. Und das hatte sie aus einem besonders widerlichen Grund getan: Weil sie unter dem verhältnismäßig kleinen Gehalt ihres Mannes als Bundesanwalt gelitten hatte, hatte Dana Perry immer wieder von ihm verlangt, auf die Gegenseite zu wechseln, wo er mit seinen Fähigkeiten das Zehnfache verdienen könnte. Und mit einem Namen wie Mason Perry – Perry Mason – hatte Dana ihren Mann immer wieder an das erinnern wollen, was er ihr verweigerte.
    »Ich heiße Mace. Man sollte glauben, dass du dir nach all den Jahren so eine Kleinigkeit gemerkt hättest.«
    »Ich weigere mich, dich mit dem Namen einer Waffe anzusprechen.«
    Vermutlich war es ganz gut, dachte Mace, als sie an ihrer Mutter vorbeitrottete, dass sie nicht länger eine Waffe trug.

Kapitel 22
    R oy Kingman hatte an diesem Morgen das Basketballspiel ausfallen lassen. Er ging an Ned vorbei, der wesentlich aufmerksamer wirkte als für gewöhnlich und sich sogar die Krawatte ordentlich gebunden hatte. Ned salutierte zackig und nickte selbstbewusst, als wollte er Roy wissen lassen, dass sich heute noch kein Mörder an ihm vorbeigeschlichen hatte.
    Mach weiter so, Bruder.
    Roy nahm den Aufzug zu Shilling & Murdoch. Die Polizei war noch immer dort, und Dianes Büro sowie die Küche waren mit gelbem Band abgesperrt. Die Kriminaltechniker hatten offenbar noch einiges zu tun. Roy unterhielt sich kurz mit ein paar Anwälten. Mace gegenüber, die vermutlich an den Anblick von Leichen gewöhnt war, hatte er den Coolen gespielt, doch dass er Diane gefunden hatte, machte ihn fast wahnsinnig. Immer wieder durchlebte er diesen Moment, bis er das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können.
    Roy ging an Chester Ackermans Büro vorbei, doch die Tür war zu, und die Sekretärin, die gegenübersaß, sagte Roy, Ackerman würde gerade von der Polizei befragt. Schließlich ging Roy in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, schaltete den Computer an und begann seine E-Mails durchzugehen. Die fünfte erregte seine Aufmerksamkeit. Sie stammte von Diane Tolliver. Er schaute sich das Datum an: letzter Freitag, kurz nach zehn. Roy hatte seine Dienstmails am Wochenende nicht abgerufen, denn er hatte keinen dringenden Termin. Ursprünglich hatte er das Montagmorgen machen wollen, doch dann war Dianes Leiche aus dem Kühlschrank gefallen. Am Ende der Mail standen Dianes Initialen: DLT.
    Die Nachricht der Frau war kurz und kryptisch, selbst im Zeitalter von Twitter.
    Wir müssen genau hinschauen, und zwar auf A –.
    Warum hatte sie die Nachricht nicht zu Ende geschrieben? Und warum hatte sie Roy eine unfertige Mail geschickt? Und so seltsam formuliert?
    Natürlich konnte das gar nichts zu bedeuten haben; das

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