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Auf Bewährung

Auf Bewährung

Titel: Auf Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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sehe.«
    Sie schlichen vorwärts, Mace voran. Roy fiel auf, dass Mace sich wie eine Katze bewegte. Sie machte kein Geräusch und keine unnötige Bewegung. Er versuchte, es ihr gleichzutun, so gut er konnte. Doch es dauerte nicht lange, da waren seine Hände verschwitzt, und das Blut pochte ihm in den Ohren.
    Eine Minute später hielt Mace an und deutete nach vorne. Roy sah einen schwachen Lichtschimmer in einer Ecke, die weit genug entfernt von den Fenstern war, das man ihn von draußen nicht sehen konnte.
    Mace griff in ihre Tasche und holte etwas heraus. Roy konnte nicht erkennen, was das war.
    »Und was jetzt?«, murmelte er.
    »Du bleibst hier. Falls jemand anders als ich an dir vorbeigerauscht kommt, dann stell ihm ein Bein, und schlag ihm mit irgendetwas auf den Kopf.«
    »Ich soll ihm auf den Kopf schlagen? Das ist Körperverletzung. Und was, wenn er eine Waffe hat?«
    »Okay, du Feigling, dann lass dich von ihm umbringen. Deine Kollegen können ihn anschließend ja verklagen. Ich überlasse das dir.«
    Mace schlich weiter, während Roy hinter einem Rollwagen voller Werkzeug Deckung suchte. Er schaute sich auf dem Boden um und nahm ein Stück Holz. Er packte es, so fest er konnte, und betete stumm, dass niemand in seine Richtung laufen würde.
    Und ich bin kein Feigling.
    Zwei Minuten vergingen. Dann war es mit der Stille vorbei.
    Roy hörte ein Brüllen und dann ein Geräusch, das wie ein langgezogenes Zischen klang. Ein Schrei und ein schwerer Schlag ließen ihn aufspringen und vorwärtsrennen. Er stolperte über einen Stapel Deckenbalken, taumelte vorwärts, fiel auf den Rücken, rutschte ein paar Fuß auf dem glatten Beton und blieb schließlich neben einem Paar hochgeschnürter Highheels liegen.
    Stöhnend rieb er sich den Kopf und starrte nach oben. Das Licht brannte ihm in den Augen, und er hob schützend die Hand.
    »Was zum Teufel machst du da unten, Roy?«, fragte Mace, die eine Baustellenlampe in der Hand hielt.
    »Ich will dich retten«, antwortete er verlegen.
    »Och, das ist aber süß. Ich betrachte es mal als Glück, dass ich nicht gerettet werden musste, denn sonst wären wir jetzt beide tot.«
    Sie half ihm auf.
    »Ich habe einen Schrei und einen Schlag gehört. Was ist passiert?«
    Mace richtete das Licht wieder nach unten. Roys Blick folgte dem Strahl. Dort auf dem Beton lag der Captain; er zitterte am ganzen Leib.
    »Was hast du mit ihm gemacht, um Himmels willen?«
    »Ich hab ihn gebrutzelt.«
    »Was?«
    Mace hielt einen Elektroschocker hoch. »Der hat fast eine Million Volt. Er wird schon wieder. Aber erst einmal zuckt er noch fröhlich vor sich hin.«
    Roy deutete auf den Elektroschocker. »Sind die Dinger nicht illegal?«
    Mace schaute ihn unschuldig an. »Warum? Ich glaube nicht. Aber sollten sie es doch sein ... sag es niemandem.«
    »Du weißt doch, dass ich Anwalt bin und somit bestimmte Pflichten habe.«
    »Und was ist mit der anwaltlichen Schweigepflicht?«
    »Das gilt nur, wenn ich dein Anwalt bin. Das bin ich aber nicht.«
    Mace fischte einen Dollarschein aus der Tasche, drückte ihn Roy in die Hand und stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Jetzt bist du’s.«
    »Warum hast du den Captain gegrillt?«
    »Der zuckende Bursche hier ist ein Captain? Du kennst ihn?«
    »Ja, er ist ein Veteran und inzwischen obdachlos.«
    Mace leuchtete über die Lumpen und das verdreckte Gesicht des Captains. »Ich habe ihn gebraten, weil er ein großer Kerl ist und ich nur ein hilfloses Mädchen.«
    »Du bist nicht hilflos, und ich bin noch nicht einmal überzeugt davon, dass du wirklich ein Mädchen bist.« Roy schaute sich um. »Also hat der Captain all das Essen und die Werkzeuge gestohlen.«
    »Vielleicht nicht nur das, Roy. Vielleicht hat er sogar noch viel, viel mehr getan.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wie wäre es mit der Ermordung deiner Kollegin?«
    »Der Captain? Niemals. Das ist doch verrückt. Das würde er nie tun.«
    »Wie gut kennst du ihn?«
    »Das hier ist so was wie sein Revier. Ich gebe ihm manchmal was: Geld, Essen.«
    »Und Schuhe.« Mace richtete das Licht auf die Füße des Captains. »Ich erinnere mich, die in deinem Wagen gesehen zu haben.«
    »Der arme Kerl hat Pappe an den Füßen getragen.«
    »Du kennst ihn also nur von der Straße, korrekt?«
    Roy zögerte. »Nun ja, nicht nur von der Straße.«
    »Das heißt?«
    »Ist das wichtig?«
    »Alles ist wichtig, Roy.«
    »Ich habe ihn einmal verteidigt.«
    »Bei was für einer Anklage?«
    »Nötigung. Aber das war vor drei

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