Auf Bewährung
nicht klar denken kann, wenn es um ihre kleine Schwester geht. Sie würde alles tun, um Ihnen zu helfen, auch wenn Sie das nicht verdienen – sogar das Gesetz brechen. Und ich muss zugeben, Beth hat Talent. Sie hingegen sind absolut wertlos.«
»Ich höre mir diesen Mist nicht länger an.« Mace schickte sich an, an Mona vorbeizugehen. Die Staatsanwältin beging jedoch den Fehler, Mace die Hand auf die Schulter zu legen, um sie aufzuhalten. Eine Sekunde später war Monas Arm auf den Rücken gedreht, und Mace drückte das Gesicht der Frau so fest gegen die geflieste Wand der Toilette, dass der Lippenstift darauf verschmierte.
»Fassen Sie mich nie wieder an, Mona.«
»Lassen Sie mich los, Sie Hexe«, kreischte Mona und versuchte verzweifelt, sich zu befreien, doch Mace war stärker. Mace zog noch mal an Monas Arm, ließ sie dann los und ging zur Tür. Wütend strich Mona ihr Kleid wieder glatt und bückte sich, um ihre Highheels wieder anzuziehen, die sie bei der Aktion verloren hatte. »Ich kann Sie wegen Körperverletzung verhaften lassen. Dann wandern Sie wieder in den Knast, wo Sie hingehören.«
»Versuchen Sie’s ruhig. Dann steht Ihr Wort gegen meines, und die Öffentlichkeit wird sich fragen, warum Sie mir auf die Toilette gefolgt sind und die Tür abgeschlossen haben. Himmel, ich war doch diejenige, die im Knast gesessen hat. Sagen Sie mir jetzt nicht, dass Sie plötzlich auf Mädels stehen.«
»Tatsächlich ziehe ich es vor, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Das ist wesentlich amüsanter.«
Mace blieb mit der Hand auf dem Türknauf stehen. »Was soll das denn heißen?«
»So kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wenn Beth versucht, Sie wieder in den Dienst zu bringen, kann ich darlegen, dass sie eine Grenze überschritten hat. Dann fliegt sie raus, und Sie werden nie wieder eine Uniform tragen. Das ist wie Weihnachten und Ostern zusammen.«
Mace schlug die Tür hinter sich zu.
Kapitel 36
A ls Mace wieder an den Tisch zurückkehrte, sah Roy sofort, dass etwas nicht stimmte. »Alles okay?«
»Jaja. Da war nur etwas wirklich Widerliches auf der Damentoilette.«
Als Mace ihre Cola in einem Zug leerte, sagte Roy: »Die Cops haben sich den Schlüssel geholt.«
»Ja, ich weiß. Das war ziemlich Scheiße.«
»Habe ich Mist gebaut?«
»Nein, ich. Ich habe vergessen, wie klug meine Schwester ist.«
»Sie wusste, dass du den Schlüssel genommen hast?«
Mace nickte. »Und wenn das noch mal passiert, wandere ich geradewegs in den Knast zurück.«
»Deine Schwester wird dich nicht verhaften.«
»Dann kennst du Beth aber schlecht.«
»Mace ...«
»Lass es, Roy!«
»Okay.« Er spielte an seinem Drink herum. »Ich habe über Abe Altman nachgedacht.«
Gedankenverloren fragte Mace: »Was ist denn mit ihm? Willst du den Deal noch mal neu verhandeln?«
»Ich habe mir nur überlegt, dass er nie im Leben ein Forschungsstipendium bekommen hat, das es ihm erlaubt, einer Assistentin ein sechsstelliges Gehalt zu zahlen.«
Das weckte Mace’ Neugier. »Das hat mich auch gewundert. Was denkst du?«
»Ich denke, dass er überhaupt kein Stipendium hat, sondern dir nur das Geld geben will. Ich meine, es ist ja nicht so, als hätte er zu wenig davon.«
»Trotzdem nett von ihm«, bemerkte Mace.
»Nun ja, er wäre ja auch nicht mehr hier, wenn du nicht gewesen wärst.«
»Er übertreibt.«
»Warum glaube ich das nicht?«
Mace zuckte mit den Schultern. »Glaub, was du willst.«
»Ich habe in den Nachrichten gehört, dass ein Staatsanwalt tot aufgefunden worden ist«, wechselte Roy das Thema.
»Jamie Meldon«, sagte Mace. »Hast du ihn gekannt?«
»Nein. Du?«
Mace schüttelte den Kopf.
»Ich nehme an, deine Schwester hat alle Hände voll zu tun. Das ist ein ziemlich wichtiger Fall.«
»Sie arbeitet nicht daran.«
Roy hob verwundert die Augenbrauen. »Warum nicht?«, fragte er. »Er ist doch in D. C. gefunden worden.«
»Offenbar verhindern das Leute, die ein paar Gehaltsstufen über meiner Schwester stehen.«
Mace starrte ins Leere und dachte über Monas Worte nach. Schließlich schaute sie wieder zu Roy. »Hattest du Gelegenheit, ein wenig in deiner Kanzlei herumzuschnüffeln?«
»Ja. »Ackermans Büro war sauber. Tatsächlich glaube ich, der Typ tut rein gar nichts.«
»Und wie viel, glaubst du, verdient er mit Nichtstun?«
»Locker siebenstellig.«
»Ich hasse Anwälte.«
»Aber er ist ein ›Regenmacher‹. Er ist der größte bei uns. Zuverlässig wie ein Uhrwerk karrt er die besten
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