Auf Bewährung
Herbert hatte ihnen das Dinner in einem Pavillon serviert, der wie eine antike Ruine gestaltet war und neben einem ausgefeilt arrangierten Wassergarten lag, komplett mit Teich, Wasserfall und Hunderten von durstigen Blumen.
»Ich frage mich, ob man Herbert auch für Partys mieten kann«, sagte Roy und schob sich mit den Essstäbchen das letzte Stück Schweinefleisch in den Mund.
Mace nippte an ihrem original chinesischen Bier.
Roy schaute sie an. »Zu meiner Frage, ob du zu mir in die Wanne willst ...«
»Was ist damit?«, unterbrach Mace ihn.
»Äh ... nichts.«
Ihre Stimme nahm einen sanfteren Tonfall an. »Es ist einfach schon eine ganze Weile her, weißt du? Die letzten paar Jahre war ich in dieser Hinsicht ein Einfraubetrieb. Eine normale Beziehung war nicht drin. Himmel, genau genommen war das auch in meinem alten Beruf nie eine Option.«
»Das verstehe ich.«
»Aber ich mag es, mit dir rumzuhängen. Und du hast viel für mich riskiert. Das werde ich nicht vergessen.«
Mace beugte sich vor und malte mit ihrem Essstäbchen auf der Serviette. »Diane Tollivers Büro.«
»Du willst wieder dahin zurück? Warum?«
»Es ist etwas passiert, Roy. Diese Typen waren erst hinter mir her, nachdem ich dort gewesen bin.«
»Woher sollten die denn wissen, dass du dort gewesen bist? Ich war der Einzige mit dir da oben, und ich habe niemandem davon erzählt.«
»Und wir müssen noch in Dianes Haus.«
»Wird die Polizei das nicht abgesperrt haben?«
»Wenn ja, dann nur mit Absperrband.«
»Nein, nein, nein. Egal ob Absperrband oder zehn Meter hohe Mauer. Wenn man ein Haus betritt, das die Polizei abgesperrt hat, dann ist das ein Verbrechen . Das könnte dich wieder in den Knast bringen.«
Mace’ Gesicht verhärtete sich. »Ich bin schon im Knast, Roy, nur bin ich offenbar die Einzige, die die verdammten Gitter sieht.«
»Was hoffst du denn in Dianes Haus zu finden?«
»Sie wollte, dass wir mit Andre Watkins sprechen, doch die bösen Buben sind uns zuvorgekommen. Also müssen wir uns diese Information irgendwie anders besorgen.«
»Jetzt, komm schon. Sollten wir das nicht der Polizei überlassen?«
»Irgendwelche Arschlöcher haben versucht, mich umzubringen. Das lasse ich nicht einfach auf sich beruhen.«
»Du hast doch keine Ahnung, ob das irgendwie mit dem Mord an Diane in Verbindung steht.«
»Ich habe da so ein Bauchgefühl, und ich höre auf meinen Bauch.«
»Und der irrt sich wohl nie, oder?«
»Nicht, wenn es wichtig ist, nein.«
Roy schaute zu der riesigen Sporthalle, die Altman ihnen beschrieben hatte.
»Hast du Lust auf ein wenig Basketball?«
»Was? Hast du nicht schon genug mit Psycho gespielt?«
»Ich nehme an, mit dir wäre das Spiel ein wenig freundlicher.«
»Du sollst nichts annehmen. Weißt du noch, wie du mein Spiel beschrieben hast? An Härte nehme ich es mit jedem auf. Außerdem habe ich keine Sportsachen dabei.«
»Ich wette, Altman hat alles, was man braucht.«
»Was hast du im Sinn?«
»Eins gegen eins?«
»Ich habe gesehen, was du mit Psycho gemacht hast. Du spielst in einer anderen Liga wie ich.«
»Ach, komm schon. Ich werde dich auch nicht so hart rannehmen.«
»Ja, genau das wollte ich hören.« Mace hielt kurz inne. »Wie wäre es stattdessen mit einer Partie HORSE?«
»HORSE?«
»Ja, du kennst das Spiel doch, oder?«
»Ich glaube, ich habe es ein-, zweimal gespielt.«
»Um dich nicht zu übervorteilen, sollte ich wohl erwähnen, dass ich es zwei Jahre lang jeden Tag gespielt habe. Trotzdem Lust?«
»Kein Problem.«
»Sei bloß nicht so selbstbewusst. Um was spielen wir?«
»Spielen?«
»Ich werde nicht umsonst schwitzen.«
»Hm«, sagte Roy, »bist du für jeden Einsatz offen?«
»Nicht, wenn der Verlierer den Gewinner nackt massieren soll oder so was.«
»Nein, keine Nacktheit und kein Anfassen, versprochen.«
Mace schaute ihn misstrauisch an.
»Komm schon, Mace. Vertrau deinem Bauch.«
»Na gut. Mein Bauch sagt, dass ich akzeptieren werde, was auch immer du vorschlägst.«
»Okay. Wenn du gewinnst, dann werden wir beide in dieser Sache weiterermitteln, und zwar ohne die Cops. Wenn ich gewinne, dann gehen wir zur Polizei, erzählen ihnen alles und überlassen ihnen den Fall.«
Mace’ Gesicht war wie versteinert.
»Du willst jetzt doch keinen Rückzieher machen, oder?«, drängte Roy.
»Ich muss gestehen, ich habe ein wenig mehr von dir erwartet, Roy.«
»Irgendwann wirst du mir dafür danken. Bist du bereit?«
Mace stand auf. »Du solltest
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