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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
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imponierte beiden. Troy hing an meinen Lippen. Er zuckte und klatschte in regelmäßigen Abständen. Stiller hielt sich bedeckt, wirkte aber dennoch äußerst interessiert. Ich lief zur Höchstform auf, verdächtigte jeden, der mir einfiel. Mit gezücktem Engel-Joker log ich das Blaue vom Himmel. Mein Gott, war ich gut. Sogar Herrn Zorrobas erwähnte ich als mutmaßlichen Täter, obgleich ich ihn im Flugzeug gar nicht bemerkt hatte. Es war mir doch völlig einerlei, wen sie verknackten, Hauptsache es wurde bald mal jemand überführt – außer uns natürlich. Dieses Theater dauerte schon viel zu lange, und ich wollte endlich mit dir Urlaub machen. Schließlich war der Mord und dieses ganze Befragungs-Hickhack nur dazu da, Aaron und Troy kennenzulernen beziehungsweise zu daten.

Gut geraten
    Stiller unterbrach meinen Redeschwall an der Stelle, als wir uns von unserem Platz entfernten, um meinen Pudding-Fleck auszuwaschen. Ich verwies sofort auf Frau Angaard, die Frau aus dem Mittelgang neben uns, die meine Version bestätigen würde. Seltsamerweise, so Stiller, hatte Frau Angaard bei ihrer Befragung unsere Abwesenheit während des Mordes verschwiegen. Sie behauptete, ich hätte mich mit dem patzigen Rücken gestritten, was stimmte, und mich mehrfach zu ihm rübergebeugt, was gelogen war. Vielleicht einmal, um ihn zu erwürgen? Hallo? Diese Frau war laut meines Plans unser Alibi. Jetzt schwebte plötzlich ein Damoklesschwert über uns. Wären wir während des Fluges nicht aufgestanden, hätten wir wohl als Hauptverdächtige gegolten. Stiller war trotzdem gewillt, mir zu glauben. Es schien ihm unwahrscheinlich, dass eine Frau, die sich mit Pudding bekleckerte, den Fleck seelenruhig trocknen ließ. Es lag schließlich in der weiblichen Natur, solche Missgeschicke umgehend zu bereinigen. Andererseits war es unter Umständen ein Täuschungsmanöver – ein überaus raffiniertes. Ich bereute, eben so ausschweifend gelogen zu haben. Wenn sie dahinterkämen, würde mir das zum Verhängnis werden. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Engel hin oder her. Bevor er sich für Möglichkeit A oder B entscheiden konnte, unterbrachen ihn U2: ›I still haven’t found what I’m looking for …‹, schmetterte es aus Troys Brusttasche. Sein Handy. Unsere Blicke trafen sich und blieben aneinander haften. Ich hätte am liebsten geantwortet: ›Jetzt schon!‹, aber Troy verstand auch ohne Worte, was ich ihm sagen wollte. Er meldete sich mit: ›Ja.‹ Es war sowohl für mich als auch für den Anrufer bestimmt, das wusste ich. Mein Magen grummelte und alle Organe stimmten mit ein. Es ist das einzige Gefühl, das schrecklich und schön zugleich ist, dieses Kribbeln im Bauch. Troy klemmte sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter und lauschte. Derweil zerlegte er einen Kugelschreiber in alle Einzelteile und baute ihn wieder zusammen. In was für einer Geschwindigkeit, Charline, das hättest du sehen müssen! Stiller wurde ungeduldig. Er stapfte auf und ab und stemmte vor jeder Kehrtwendung schnaubend die Hände in die Hüften, um sie gleich darauf wieder im Takt seiner Schritte mitzuschwenken. Wer war da dran? Worum ging es? Troy trieb mit einem erstaunten ›Aha?‹ die Spannung auf die Spitze. Das Gespräch endete mit seiner Order: ›Bringen Sie ihn rauf.‹ Er schnalzte und wandte sich Stiller zu, der sich nur mit Mühe und Not beherrschen konnte, ihn nicht zu schütteln, damit er endlich redete. ›Sie haben den Koffer von Frau Angaard durchsucht, vorhin war er ja, warum auch immer, nicht auffindbar. Der Inhalt wird Sie interessieren‹, bemerkte er seelenruhig.
    ›Was?‹, platzte es aus Stiller heraus, ›Was ist drin, in dem verdammten Ding?‹ Pass auf, Charline, mein Auftritt.«
    »Du wusstest Bescheid?«
    »Nein, ich riet.«
    »Rita, du hast russisches Roulette gespielt, um einen Typen zu beeindrucken und meinen Kopf mit hingehalten?«
    »Jetzt, wo du’s sagst …, ja. No risk, no fun! Entspann dich. Die Chancen, heil aus der Sache rauszukommen, standen immerhin bei fünfzig Prozent.«
    »Na, toll.«
    »Das hört sich doch schon viel besser an. Willst du einen Tipp abgeben?«
    »Okay. Ich glaube, in dem Koffer ist etwas, das den Steward Harold belastet. Nehmen wir mal an, dass er ein unehelicher Sohn des patzigen Rückens ist, der von seiner sitzengelassenen Mutter mit Hass- und Rachegefühlen genährt worden war. Durch ihren Gram geprägt, beschloss er, sich eines Tages für ihr Leid zu rächen. Als er dann den Namen

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