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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
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kann.
    »›… so gegen acht?‹«
    »Ja!«, wiederholt die Dahingeschmolzene.
    »Er küsste deine Hand und atmete den Duft deiner Haut ein, so tief, dass er ihm bis zum Abend im Gedächtnis bleiben würde.
    Du wurdest mit der Auflage entlassen, dich für weitere Befragungen bereitzuhalten. McGee hatte sich von unserem Hotel Heavens Door die Buchung bestätigen lassen. Er behielt deinen Ausweis, um eine eventuelle Flucht zu verhindern. Du solltest ihn zurückbekommen, wenn man dich als Verdächtige ausschließen konnte. Bis dahin galt Ausreiseverbot. Aaron nahm deinen Ausweis an sich und betrachtete dein Bild bis zum nächsten Verhör. Ich habe keinen Schimmer, ob das zulässig ist, ich meine, dass die unsere Ausweise behalten, auf Couchtour spielte es sich jedenfalls genauso ab.
    Du bist mit wackligen Knien raus auf den Flur gewankt, wo dich Bullermann, Stefan und die drei Officer bereits erwarteten. Zwei blieben sitzen. Der, der euch hergebracht hatte, führte euch wieder zurück zum Saal. Die Nächsten wurden aufgerufen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und spähte durch die Reihen. Vielleicht der Mörder? Fehlanzeige. Ein tatteriger Opa und seine ebenso gebrechliche Frau machten sich zum Abmarsch oder besser gesagt zum Abschleichen bereit. So sahen definitiv keine Würger aus, aber möglicherweise hatten sie ja etwas beobachtet … Er hakte sich bei ihr unter, und sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Ein rührender Anblick – bis du kamst.«
    »Wieso?«
    »Du hast dich wie in Trance an dem Paar vorbeigedrängt, sie angerempelt und das perfekte Bild zerstört. Ihr Kopf rutschte von seiner Schulter, geriet ins Trudeln und ließ beide straucheln. Mit vier Armen ruderten sie um ihr Gleichgewicht. Der Officer eilte ihnen zu Hilfe und brachte sie wieder in die stabile Senkrechte. Er schimpfte dir was hinterher, aber du warst im totalen Sinnesrausch und hättest nicht mal bemerkt, wenn er auf dich geschossen hätte.«
    »Pfff, so ein Unsinn, das würde ich nie tun!«, entrüstet sich meine tadellose, anständige Freundin.
    »Ich werde dich daran erinnern, falls meine Träume einmal wahr werden.« Mein wissendes Lächeln bringt sie zum Schweigen. Sie würde den Verstand verlieren, sollte sie Brad Pitt je begegnen. Eine kurzfristige geistige Abwesenheit ist daher sogar noch untertrieben. Ihr Blick verrät mir Einsicht. Geht doch.
    »Ich winkte dir zu. Du nahmst mich nur als Ziel wahr und bist ganz automatisch auf mich zugestapft. Dabei hast du durch mich hindurchgeschaut, als wäre ich ein Geist. Deine Gedanken kreisten bereits um heute Abend. Was würdest du anziehen, wie deine Haare frisieren … Der Schnauzbart brachte sich in Pose, um dich mit einem Spruch abzufangen. Sein ›Hallo, schöne Frau‹ schmierte an dir ab und wurde achtlos von dir zu Brei getreten. Du ließt ihn links liegen. Er verkniff sich einen zweiten Versuch. Schade eigentlich, ich hätte ihm noch eine Niederlage gegönnt. Ich dachte kurz daran, dich zu ohrfeigen, aber ein kräftiges Rütteln tat es dann auch. Ich war mehr als gespannt zu erfahren, wer oder was dich in diesen Zustand versetzt hatte, und fragte dir Löcher in den Bauch, während du ungeachtet dessen einfach losgeplappert hast. Aaron, Aaron, Aaaaaaaaaron. Meine Güte, du konntest keinen Satz mehr ohne Aaron bilden. Wir quasselten beide aufeinander ein, ohne den anderen zu verstehen. Wir wurden lauter und hektischer, keine von uns dachte an eine Atempause. Im Gegenteil, wir redeten sogar weiter, während wir atmeten. Um uns bildete sich eine Traube von Zuhörern, die sich sichtlich amüsierte.
    Bevor wir uns einig wurden, wer nun zuerst erzählen durfte und wer zuhören musste, wurde mein Name aufgerufen. Ich beschwor dich, zu warten. Mir war klar, dass du genau das tun würdest, aber ich wollte einfach sichergehen und wartete dein Nicken ab, bevor ich dem Aufruf folgte. Gemeinsam mit einer Frau Eisenhart, Ulrike, legte ich den gleichen Weg in Begleitung des gleichen Officers zurück, den du bereits hinter dir hattest. Einziger Unterschied: Am Ende wurde ich in das Zimmer auf der rechten Seite geschickt. Ebenso wie bei dir war es das Büro eines vertriebenen Angestellten. Besser gesagt, einer Angestellten. Das vermutete ich zumindest, als mein Blick auf den fuchsiafarbenen, mit Pailletten bestickten Bildschirmüberzug aus Plüsch fiel. Zusammen mit einem als Sherlock Holmes verkleideten Stoffhasen, einem Haufen Bilderrahmen mit Kinderfotos und diversen Topfpflanzen war er

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